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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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von den Ernährungswissenschaftlern der NASA leicht modifiziert worden waren.
    Die ersten zehn Minuten verstrichen, indem sie dem Koch mit vollem Mund Komplimente machten.
    »Hört mal«, sagte sie, um ›Butter bei die Fische‹ zu tun, »ich frage mich, wie wir die Entdeckung in der Fumarole am besten verkaufen.«
    »Sollen die Leute vom alten Axelrod sich doch drum kümmern«, sagte Marc.
    »Man muß es richtig anstellen, sonst werden noch mehr Märchen in Umlauf gebracht«, sagte Viktor.
    »Du meinst, noch schlimmere, als über dich schon kursieren?«
    fragte Raoul grinsend. »RUSSE MACHT DIAMANTMINE AUF.«
    »ALTEN ÄGYPTISCHEN TEMPEL GEFUNDEN! nicht zu vergessen«, ergänzte Marc.
    Raoul schüttelte ungläubig den Kopf. »Nachdem du und Julia diese fossilen Zellen ausgegraben hattet, wurden DINOSAURIERKNOCHEN IM MARSGESTEIN gefunden.«
    »Natürlich wurde sofort die ENTDECKUNG VON DINOSAURIERN AUF DEM MARS nachgeschoben«, sagte Viktor.
    »Das war die Sensationspresse«, sagte Marc. »Medien-Müll. Aber die Tokyo Times brachte unter der Schlagzeile SANDSKI AUF MARSHÄNGEN einen großen Artikel mit Bildern. Sie waren alle von der Aufnahme meines Sturzes abgeleitet! Man hatte die Aufnahmen digital nachbearbeitet, mir virtuelle Skier unter die Füße geschnallt und die Bilder veröffentlicht.«
    »Nicht zu vergessen die Frankfurter Allgemeine Zeitung , die einen METEOR-HAGEL! meldete, als wir ein winziges Leck hatten«, sagte Raoul.
    »Die Rundfunkstationen spielten das Geräusch tagelang ab«, erinnerte Julia sich, »und dann komponierte irgend jemand aus diesem Pfeifen einen Soundtrack für einen Popsong und zahlte Axelrod Tantiemen.«
    Viktor nickte. »Mit der Meldung MARSBEBEN hat er aber kein Geld verdient. Lag wohl daran, daß es gar kein Beben gegeben hat.«
    »Mit der Wahrheit nehmen sie es nicht so genau«, sagte Raoul.
    »Habt ihr schon DAS ERSTE MARS-BABY UNTERWEGS? vergessen?«
    Julia lachte. »Das war vor ABTREIBUNG SPALTET MARSEHEPAAR.«
    »Danach kam SCHEIDUNG AUF DEM MARS? DAS KONSORTIUM GIBT KEINEN KOMMENTAR«, sagte Viktor.
    »Jeder von uns hat sein Fett abgekriegt«, sagte Marc. »FLOTTER
    DREIER IM GUSEV-KRATER, titelte ein chinesisches Käseblatt.«
    Raoul schnitt eine Grimasse. »Es nimmt kein Ende. Letzte Woche sah mein Medien-Resümee so aus: KONSORTIUM AN AIRBUS:
    ›WIR WERDEN EUCH ABSCHIESSEN‹ und ATOMRAKETE STERILISIERT AIRBUS-BESATZUNG. Und das war, nachdem mein Text-Editor den meisten Müll schon eliminiert hatte.«
    »Wie will ein Programm Unsinn erkennen?«, fragte Julia.
    »Oder die Öffentlichkeit? Nachdem Marc Eis gefunden hatte, meldete eine vermeintlich respektable Show VERSCHÜTTETE ALTE KANÄLE ENTDECKT. Die Wissenschaft wird wie Knetmasse behandelt.«
    »Axelrod hat mir einmal gesagt, Zeitungsartikel seien der Waschzettel der Geschichtsbücher«, sagte Raoul. »Ich hoffe, das gilt nicht auch für uns.«
    »Unsere Welt leidet an Reizarmut«, konstatierte Viktor nüchtern.
    »Deshalb erfindet man Dinge hinzu.«
    Julia nickte beifällig. »Sie haben die üblichen Kriege und Skandale, Feierlichkeiten und Katastrophen. Aber was sollen sie tun? Vielleicht den Rekord beim Hundertmeter-Lauf um ein paar Hundertstel Sekunden überbieten, wofür sie ihre ganze Jugend dem Training opfern. Oder als Hundertster einen hohen Berg besteigen – muß gar nicht mal der Everest sein, denn dessen Gipfel ist heute längst eine Müllkippe. Die meisten Einwohner der Industrieländer hocken heute zuhause und lassen das 21. Jahrhunderte auf dem Bildschirm an sich vorbeiziehen.«
    »Wir nicht«, sagte Marc leise.
    »Gott sei Dank!«, sagte Julia. »Vielleicht hat durch den langen Aufenthalt hier mein Blick sich geschärft, aber die meisten Lebensläufe sind doch so trivial.«
    »Hier nicht«, sagte Raoul. »Hier ist das Leben ein einziger Kampf.«
    »Und wir kämpfen darum, es hinter uns zu lassen«, sagte Viktor.
    Für eine Weile aßen sie schweigend, wobei Julia noch immer in Gedanken versunken war. Dann legte Marc Mozart auf, der als Erkennungsmelodie für den Nachtisch galt. Es gab Erdbeertörtchen, ihr Lieblings-Dessert. Nachdem das Gehirn die Kontrolle über den Magen zurückerlangt hatte, schaute sie zu Raoul hinüber. An seinem abgespannten und ernsten Gesicht erkannte sie, daß er einen langen Tag hinter sich hatte und in Gedanken woanders war. Gerade weil es ein so heikles Thema war, hatte niemand die Reparaturarbeiten erwähnt.
    »Wir sollten uns mal die neusten Nachrichten von der Erde

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