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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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wollte sie hier nun auch wieder nicht arbeiten. Nicht einmal die Heizelemente der Stiefel vermochten die Kälte abzuhalten, die sich durch den Boden fraß. Verdammter kalter Planet!
    Marc schaute für eine Weile durchs Mikroskop, ohne etwas zu sagen.
    »Super. Was tun sie da?«
    »Ich bin nicht sicher. Auf jeden Fall reagieren sie auf etwas, das ich ausgelöst habe. Vielleicht aufs Licht.«
    »Ich meine, welchen Sinn hat es, sich zu einer an der Wand klebenden Lebensform zu vereinigen?«
    »Berechtigte Frage. Dasselbe gilt für die Photorezeptoren – sie sind so gut wie nutzlos im Untergrund.«
    »Also …« – er runzelte die Stirn – »… haben die Shrimps sich auf der Oberfläche des Planeten entwickelt?«
    »Alle Indizien deuten darauf hin. In der warmen und feuchten Frühzeit des Mars. Es handelt sich um fossile Kreaturen.«
    »Mann, ist das aber lange her.« Stirnrunzelnd schaute er auf. »Auf der Erde sind Höhlenwesen blind. Wie kommt’s dann, daß diese primitiven Augen über Hunderte von Millionen Jahren im Untergrund überdauert haben?«
    »Es muß eine positive natürliche Auslese für eine schwimmende,
    ›sehende‹ Lebensform stattgefunden haben; andernfalls wäre der genetische Code für diese Merkmale durch Mutation längst verstümmelt worden.« Sie verstummte und überlegte angestrengt.
    »Also hat es ein paar Feucht- und Warmzeiten gegeben, vielleicht sogar viele … oder die Mutationsrate ist hier viel niedriger.«
    »Hm. Das wäre durchaus möglich. Im Untergrund wirkt die kosmische Strahlung nicht, zumal auf dem Mars eh weniger radioaktive Elemente vorkommen als auf der Erde.«
    »Genau. Je näher ein Planet an der Sonne steht, desto mehr überwiegen die schweren Elemente. Außerdem sind die schweren Elemente auf dem Mars im Kern konzentriert. Im Gegensatz zur Erde werden sie nicht durch tektonische Aktivitäten an die Oberfläche transportiert.«
    »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Die Hintergrund-Mutationsrate auf der Erde wird zum größten Teil durch kosmische Strahlung und radioaktiven Zerfall bestimmt. Auf dem Mars …
    … liegt sie vielleicht viel niedriger«, beendete er den Satz.
    »Verdammt. Wünschte, ich könnte mich mit Chen darüber unterhalten. Ich hasse diese Geheimniskrämerei.«
    Er stand auf. »Genau. Ich hätte auch jede Menge Fragen an Airbus.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ob sie zum Beispiel diese Anlage nutzen wollen. Ich ernte heute die Bohnen, aber ich könnte auch welche für sie anpflanzen. Ich meine, wir haben eh nichts mehr davon, weil sie frühestens in zwei Monaten reifen. Und bis dahin sind wir längst verschwunden.«
    »Es sei denn …« Sie verstummte.
    »Es sei denn, wir kommen nicht hier weg?«
    »Der Gedanke ist mir gekommen.«
    »Nun, dann verscheuch ihn gleich wieder. Wir müssen von dieser rostigen Schlackekugel runterkommen«, knurrte er.
    Diese heftige Reaktion überraschte sie. Ein Paradigmen-Wechsel war angesagt.
    »Ich wundere mich noch immer über ihr kleines Schiff. Es ist nicht größer als das ERV.«
    »Kleiner. Die NASA hat das ERV für eine sechsköpfige Besatzung ausgelegt. Und diese Atomrakete bietet maximal vier Leuten Platz.«
    »Exakt. Ich frage mich, wie es möglich ist, in einer solchen Sardinenbüchse zu leben und noch etwas zu tun ! Ich meine, man könnte den Transit auch in einer Kabine von der Größe eines Kaninchenstalls überstehen, weil es eh nichts zu tun gibt.«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht wollen sie sich auch das Hab aneignen, nachdem wir abgeflogen sind.«
    »Hm. Das ist ein ganz neuer Aspekt. Aber müßten sie nicht erst das Konsortium fragen? Und uns Bescheid sagen? Damit wir die Betriebsbereitschaft für sie aufrechterhalten? Allerdings sind sie ziemlich weit entfernt für einen Umzug.«
    »Sie müssen nur die Position verändern. Ich wette, mit der Atomrakete ist ein solches Manöver ohne weiteres zu bewerkstelligen.«
    »Meine Überlegungen gehen in eine andere Richtung. Nehmen wir mal an, sie werden nicht lang hier bleiben.«
    »Eine ›Flaggen-und-Fußabdrücke‹-Expedition? Damit würden sie keinen Blumentopf gewinnen. Aber das sind wieder nur Mutmaßungen. Wir wissen es nicht. Es ist das gleiche wie beim tar baby.«
    »Ich gebe dir recht: wir wissen fast gar nichts. Das wurmt mich.
    Aber was mich am meisten ärgert, ist, daß wir auf der größten Neuigkeit sitzen, die der Erde seit ein paar Jahrhunderten zu Ohren gekommen ist. Und ich darf’s niemandem sagen! Zum Teufel mit privaten

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