Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
Wüste.(Painted Desert). Als Sanitäterin mußte sie unter anderem auch Einfühlungsvermögen haben; und weil es sich bei ihren Kameraden um Männer handelte, die für ›Herz-Schmerz‹-Filme herzlich wenig übrig hatten, hatte sie Abenteuerstreifen ausgewählt, die von der großen Freiheit kündeten und keine explodierenden Autos oder wilde Verfolgungsjagden zeigten.
    Der sechs Monate währende Hinflug war am schlimmsten gewesen. Untersuchungen in U-Booten und in Arktis-Basen hatten gezeigt, daß kleine Ursachen oft große Wirkungen hatten. So hatte zum Beispiel bei U-Boot-Besatzungen das Sehvermögen gelitten – nachdem die Seeleute monatelang nur Punkte fixiert hatten, die höchstens ein paar Meter weit entfernt waren, hatten sie die Fähigkeit verloren, entfernte Objekte zu fokussieren. Die Marine der USA riet ihren U-Boot-Besatzungen eindringlich davon ab, innerhalb der ersten drei Tage nach dem Landgang Auto zu fahren, weil U-Boot-Fahrer an Land Schwierigkeiten hatten, die Entfernung von Objekten einzuschätzen. Um nach der Landung Unfälle zu vermeiden, hatte sie beschlossen, es für die ersten Tage ruhig angehen zu lassen.
    Allerdings gab es noch mehr Negativ-Effekte. Selbst auf dem Mars verbrachten sie die meiste Zeit in Blechbüchsen mit begrenzter Sichtweite. Der Flachbildschirm im Habitat zeigte ihnen zwar die Außenwelt, doch war es etwas ganz anderes, auf ein Bild zu blicken anstatt durch ein Fenster zu sehen. Sie zogen es vor, durch die
    ›Windschutzscheibe‹ des Red Rovers zu schauen (bei der es sich eigentlich um einen Vakuum-Schirm handelte), auch als sie schon zerkratzt und schartig war.
    Also schauten sie sich den Schwarzen Falken vielleicht schon zum zehnten Mal an und sagten die Dialoge im Chor auf. Das war spaßig. Marc hatte ein paar triviale Filme im Handgepäck, Titel wie MARS-ATTACKS!, ANGRY RED PLANET, MARS NEEDS WOMEN, ROBINSON CRUSOE ON MARS, MARS CALLING, A MARSIAN IN PARIS, MISSION TO MARS – da hatte man immerhin etwas zum Lachen – und der halbwegs seriöse THE MARTIAN CHRONICLES . Diesmal verzichteten sie jedoch darauf, sich diese Streifen anzusehen. Statt dessen gab Viktor ihnen einen Fingerhut Wodka aus. Sie ließen den Tag mit ein paar Runden Poker ausklingen und ignorierten eine Überrang-Nachricht von Axelrod.
    »Er will uns wohl seelisch-moralisch fürs große Spiel rüsten«, sagte Raoul spöttisch. Niemand erwähnte den nächsten Tag.
    * * *
    Sie und Marc sollten während des Vollschub-Tests einen ausreichenden Sicherheitsabstand vom ERV einhalten.
    Während sie um den Frühstückstisch saßen, gab Viktor mit verhangenem Blick den Tagesbefehl aus. »Axelrod drängt auf maximale Delta Vau auf der Rückflug-Trajektorie. Um die Flugdauer zu verringern. Also muß ich das System mit der höchsten Pumpenleistung testen. Ein paar Meter aufsteigen, aufsetzen, fertig.«
    Sie hüllten sich in Schweigen, während sie die Anzüge anlegten.
    Sie hatten eine Milliarde Zuschauer, und wenn sie sich unterhalten hätten, wären sie sich vorgekommen wie auf einer Theaterbühne.
    Astronauten wurden in der Regel nicht von Selbstzweifeln geplagt. Auf Dauer blieb man aber nicht davon verschont. Im Verlauf dieser Mission war Selbstzweifel schon zu einem Reflex geworden.
    Raoul und Viktor hakten eine umfangreiche Prüfliste ab und tauschten per Zuruf Ergebnisse aus. Sie und Marc hielten sich in der Nähe des Habitats auf und übermittelten ein paar knappe Kommentare an die Erde.
    Die Zeit tröpfelte dahin. Warten war nicht gerade ihre Stärke.
    Sie stapfte zum Gewächshaus hinüber und ging durch die Schleuse, ohne jedoch den Helm abzunehmen. An der Ecke der Nebelkammer bückte sie sich. Da war der fahle, ledrige Strunk, der den ganzen Verdruß verursacht hatte – obwohl er nun tot war, steckte noch immer die stachlige Spitze in der dicken Plastikfolie der Wand. Sie staunte über den kräftigen, einer Lanze gleichenden Stachel, den die Evolution anscheinend ausgebildet hatte, um an die Oberfläche vorzustoßen. Wie viele Jahrtausende hatte er sich wohl schon im Untergrund verborgen?
    Marc half ihr bei der Suche; es herrschte ein ziemliches Chaos. Alle Setzlinge waren natürlich tot und vertrocknet. Zu ihrem Erstaunen stellte sie jedoch fest, daß ein paar Proben im stark beschädigten Handschuhkasten noch zu leben schienen.
    Doch wie sah es in der Nebelkammer aus? Es juckte ihr in den Fingern, ein paar einfache Untersuchungen vorzunehmen. Spezifische Tests waren unmöglich – doch schienen

Weitere Kostenlose Bücher