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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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stieß dichten Qualm aus und blies Sand über die geschwärzte Stelle, die die Startzone markierte.
    Wieder lief sie wie in Trance los; das Geröll knirschte unter den Füßen, und ihre Rufe hallten im Helm und wurden von den Rufen der anderen überlagert, die blechern im Lautsprecher ertönten.

Vierter Teil
Der Mars braucht Frauen

Kapitel 27
29. Januar 2018
    Wieder schwamm sie im städtischen Schwimmbad von Adelaide.
    Ihr Vater war auch da, jung, schlank und durchtrainiert, und ihre Mutter, die durch den Unfall leicht hinkte; mit dieser Beeinträchtigung würde sie leben müssen. Sie und Bill machten ein Wettschwimmen. »Stoß Luftblasen aus, wenn du unter der Markierungskette bist«, schrie ihr Ausbilder, als sie unter der Bahnbegrenzung hindurchtauchte.
    Doch irgend etwas stimmte nicht. Sie hatte keine Luft mehr in der Lunge, und die Oberfläche war noch so weit entfernt …
    Sie erwachte mit hämmerndem Herzen und faßte sich an die Brust. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich bewußt wurde, daß sie überhaupt noch atmete.
    Viktor regte sich neben ihr. »Müssen wir schon raus?« Seine Stimme klang seltsam monoton.
    Verschlafen standen sie auf, zogen die verschlissenen Overalls an und gingen hinaus in den Gemeinschaftsbereich. Körnerfutter und Ersatz-Milch. Rosinen und Zucker. Keine Musik, nur das Knistern und Knacken des sich erwärmenden Habitats.
    Raoul saß bereits am Frühstückstisch und starrte stumm auf die Haferflocken, die Marc zubereitet hatte. Niemand sagte etwas.
    Sie hatten schon am Abend zuvor kaum etwas gesagt. Die stundenlangen Aufräumarbeiten nach dem Absturz hatten die ganze Energie aus ihnen herausgesogen. Sie hatten Zuflucht bei etwas gesucht, das sie normalerweise als eine lästige Pflichtübung betrachteten – Berichterstattung. Für Julia bedeutete das eine melancholische Nachricht an ihre Eltern und eine Durchhalteparole ans Konsortium, damit die PR-Leute der Öffentlichkeit wenigstens einen Happen hinwerfen konnten.
    Für Viktor und Raoul war es freilich schwieriger. Sie sah es in ihren Gesichtern, nachdem sie Axelrods Überrang-Nachrichten abgehört und darauf geantwortet hatten. Sie hatten sich auf die Beschleunigungsliege gesetzt und die Berichte jeweils privat übermittelt. Julia und Marc hatten sich im Hintergrund gehalten.
    Nach dem Abendessen hatten sie sich in ihre geheiligte Privatsphäre zurückgezogen. Viktor hatte kaum mit ihr gesprochen. Im Lauf der Zeit hatten sie ein Gespür für potentielle Konfliktlagen entwickelt und schwiegen im Zweifelsfall lieber.
    Plötzlich machte Raoul sich über die Haferflocken her, streute eine Extra-Dosis Zucker darüber und schlang sie hinunter. Sie warteten, bis er fertig war, und hielten sich solange an den Kaffeetassen fest.
    Julia hatte heute mit der Tradition des Teetrinkens gebrochen, weil sie sich mit den anderen solidarisch erweisen wollte und das Gefühl hatte, das Koffein zu brauchen. Irgend etwas brauchte sie auf jeden Fall.
    Ihr graute vor dem Ende des Frühstücks. Als es dann soweit war, trank Raoul den Kaffee aus und rieb die Tasse. Das war ein sicheres Zeichen, daß er etwas sagen wollte. Sie fragte sich, ob ihm bewußt war, daß er die Tasse mit dem von Katherine entworfenen Blumenmuster inzwischen mit Katherine selbst gleichsetzte. Oft wiegte er den Napf wie besessen, bewahrte ihn in einem selbstgebastelten Halter auf, bestand darauf, ihn selbst zu spülen und starrte manchmal ausdauernd hinein – wie jetzt.
    »Die Dichtungen sind geplatzt, und die Pumpen haben blockiert«, stieß Raoul hervor. »Ich bin nicht imstande, es zu reparieren. Niemand schafft das.«
    Viktor nickte. Das war ihnen allen bekannt, doch hingen die Worte noch für eine lange Zeit in der Luft. Julia saß nur da.
    »Sie müssen ein zweites ERV schicken«, sagte Viktor schließlich.
    »Wenn es Mitte Mai startet, wird es in etwa neun Monaten hier sein – also im November.«
    »Werden die Vorräte überhaupt so lange reichen«, fragte Marc leise.
    »Es wird knapp werden«, sagte Julia. »Gemäß dem Missions-Plan der NASA ist das ERV mit Proviant für sieben Monate für sechs Personen bestückt. Trotzdem werden wir uns noch selbst versorgen müssen.«
    »Sobald das ERV gelandet ist«, fuhr Viktor mit monotoner und geschäftsmäßiger Stimme fort, »füllen wir das Methan und den Sauerstoff vom ERV-Wrack um. Zumal ein sofortiger Start eh unmöglich wäre. Die Delta Vau ist viel zu hoch. Wir müssen das nächste Fenster abwarten, das in ungefähr

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