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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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bestellt ist. Was Luft, Wasser und den Rest betrifft – dafür habt ihr den Kernreaktor. Wenigstens das hab ich richtig gemacht!« Plötzlich hellte seine Miene sich auf. »Trotzdem war das ein gutes Bremsmanöver, nicht wahr? Immerhin ist bei der Landung kein einziger Brennstofftank beschädigt worden, Viktor. Sie sind ein guter Pilot.«
    »Die letzten zehn Sekunden haben uns reingerissen«, sagte Viktor verdrießlich.
    »Die Lage könnte noch viel schlimmer sein, Leute. Nach der Ankunft des anderen ERV pumpt ihr das Methan und den Sauerstoff in dessen Tanks. Wir werden eine gute Pumpe mitschicken, könnt euch drauf verlassen …«
    Axelrod verstummte und wandte den Blick von der Kamera ab.
    »Und ich … ich werde alles für euch tun, was in meiner Macht steht.
    Werde auch mit Airbus reden. Und nun kommt der wichtigste Punkt. Hört also gut zu!« Er schaute wieder in die Kamera; anscheinend hatte er die Contenance zurückerlangt. »Ich möchte nicht, daß ihr mit der Airbus-Besatzung darüber sprecht. Wir verhandeln zur Zeit mit dem Airbus-Vorstand. Ich versuche, das beste Ergebnis für euch zu erreichen. Mal schau’n, ob sie wenigstens einen von euch mitnehmen. Vielleicht. Mehr kann ich im Moment nicht versprechen. Also nochmal – kein Wort davon.«
    Axelrod führte den Monolog noch für eine Weile fort, doch Julia stand auf und ging ins Arbeitszimmer. Sie und Viktor hatten die stillschweigende Übereinkunft getroffen, sich ins Arbeitszimmer zurückzuziehen, wenn von draußen zu viel auf sie einstürmte. Er blieb sitzen und sah zu, wie sie die Flucht ergriff. Sie setzte sich auf den Hocker in der Kammer und ließ den Tränen freien Lauf, die sie seit dem Zwischenfall im Gewächshaus vor ein paar Tagen unterdrückt hatte. Nicht einmal vergangene Nacht war sie in der Lage gewesen, sich fallen zu lassen, doch wo sie nun allein war, brachen plötzlich die Dämme. Nachwirkung des Schocks. Ihre medizinische Ausbildung kam zum Tragen. Doktor, hilf dir selbst.
    Die anderen drei saßen noch lange beisammen. Sie wußte, daß es für die Männer noch schwerer war. Sie vermochten nicht einmal zu weinen.
    Als sie sich wieder zu ihnen gesellte, wurde ein anderes Gesicht auf dem Monitor abgebildet. Nicht Axelrod, auch kein Angehöriger des irdischen Techniker-Teams, sondern … Chen.
    »Wir dürften in zwei Stunden da sein«, sagte er. Die Aufnahme wurde mit einer tragbaren Kamera gemacht; im Hintergrund war das Cockpit des Airbus-Schiffs zu sehen. »Wir werden Sie nach besten Kräften unterstützen.«
    »Hat sicher nicht lang gedauert, bis sie es erfahren haben«, sagte Marc.
    »Wird auch nicht lang dauern, bis wir Axelrods Anweisung mißachten«, sagte Viktor.
    »Du willst mit ihnen reden?« fragte Raoul. »Mit diesen Bastarden?«
    Viktor grinste verkniffen. »Ich bin sicher, daß wir auf eigene Faust verhandeln müssen.«

Kapitel 28
29. Januar 2018
    Sie hatte ihn als Mentor und als Kollegen gekannt, doch wo er nun aus der Schleuse trat, war er ihr Rivale. Noch dazu ein siegreicher Rivale, wie er mit einem sparsamen Lächeln signalisierte.
    »Ich bedaure, zu solch einem Anlaß zu erscheinen«, sagte Chen mit formellem Gestus, welcher der Lage angemessener war als das Lächeln.
    »Wir sind für jede Hilfe dankbar«, sagte Viktor und bedeutete Chen, der von Gerda und Claudine begleitet wurde, näherzutreten.
    Sie bewirteten die Gäste mit heißer Schokolade. Auf dem Mars war es bitter kalt, und so wurde zur Begrüßung ein Heißgetränk gereicht. Das war zu einem Ritual geworden, welches die vier am Ende einer langen Reise zelebrierten. Allerdings war das nicht Julias, sondern Marcs Idee gewesen.
    Julia hatte eine Beobachtung gemacht: Immer, wenn die Besatzung zum Habitat zurückgekehrt war und eine Kleinigkeit gegessen hatte, schauten die Leute ›durch‹ den großen Flachbildschirm. Wenn er sich nicht gerade in Empfangsbereitschaft für Nachrichten von der Erde befand, wurde eine der drei Außenkameras auf den Monitor geschaltet. Gemäß den Sicherheitsbestimmungen mußte die Überwachung mit allen drei Kameras durchgeführt werden, doch Marc hatte die Kameras so umprogrammiert, daß die Besatzung meistens das ERV im Blick hatte.
    Alle sieben betrachteten die Marsoberfläche nun aus dieser Perspektive. Nach der mißglückten Landung stand das ERV etwas schief. Ein Teil der Verkleidung hatte sich gelöst und enthüllte ein Gewirr von Rohren und Kabeln. Selbst im hellen Schein der Mittagssonne war es irgendwie ein desolater

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