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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Kopie ohne Sinn und Zweck. »Das Muster folgt uns nach unten.«
    »Es verfolgt uns?«, fragte Marc besorgt.
    »Schau es dir selbst an. Das Bild dort oben ist fast verblaßt, und dafür hellt die Matte neben uns sich auf.«
    »Willst du damit andeuten, sie wüßte, daß wir hier sind?«
    »Zumindest scheint sie zu spüren, in welchem Abschnitt wir uns befinden.«
    »Diese Matte hier ist kräftiger als die vorigen.«
    »Den Eindruck habe ich auch. Je tiefer wir absteigen, desto heller leuchten sie. Das Glühen ist rein chemisch; ich vermute, daß es sich um eine Signalreaktion handelt. Vielleicht wird es vom dichten Dunst im unteren Abschnitt der Fumarole unterstützt.«
    »Sie signalisiert?« Marc klang beunruhigt.
    »Vielleicht imitiert sie es nur. Licht ist hier unten das einzige Kommunikationsmittel. Eine Signalübertragung auf chemischem Weg wäre hier nicht möglich, weil der aufsteigende Dunst die Moleküle zerstäuben würde. Schall würde sich wohl nach oben und unten ausbreiten, nur daß er in einer so dünnen Atmosphäre nicht weit trägt.«
    »Es muß eine einfache Erklärung geben«, ertönte seine belegte Stimme in der Dunkelheit.
    »Es gibt auch eine; das heißt aber nicht, daß es sich auch um einen einfachen Organismus handelt.«
    »Vielleicht … signalisiert sie an etwas anderes …«
    »Und wenn die Matten immer heller werden, je tiefer wir kommen, dann bedeutet das vielleicht, daß da unten … etwas ist?«
    »Die Airbus-Seile sind immer noch schlaff.« Er trat gegen ein Seil, worauf es in beiden Richtungen Wellen schlug. Auf dem nächsten Vorsprung nahm die Abbildung der Läsion schärfere Konturen an.
    Etwas Unbegreifliches ging hier vonstatten, und sie mußte sich auf abenteuerliche Spekulationen beschränken, während sie den Abstieg fortsetzte. Irgendwie vermochte die Matte innerhalb ihrer Substanz Signale auszusenden. Die durchsichtigen Bahnen und Überzüge auf dem Gestein wurden dicker, wobei die meisten Mattensegmente pastellfarbene Töne annahmen. Irgendwie paßte alles zusammen, wie bei einer Lebensgemeinschaft. Die Matten machten sich die hier unten herrschende Wärme und Feuchtigkeit zunutze und waren in der Lage, Signale über große Entfernungen – Dutzende von Metern – zu übertragen. Weiter jedenfalls als eine einzelne Matte.
    Wozu? Um den Impuls des herannahenden Dampfs zu spüren und sich auf seine Aufnahme vorzubereiten? Das verschaffte der Matte einen klaren Vorteil im Überlebenskampf, sagte sie sich. Doch vermochten Organismen überhaupt eine derart differenzierte Reaktion an solch einem unwirtlichen Ort zu entwickeln? War ein Biofilm dazu in der Lage? Der irdische Biofilm galt als eine frühe, primitive Lebensform, die kaum in der Lage war, auf veränderte Lebensbedingungen zu reagieren. Oder war der Biofilm in den nährstoffreichen, warmen Meeren von anderen Lebensformen verdrängt worden?
    Trotz der ausgeschalteten Lampen machte sie mit der Microcam Videoaufnahmen von den geisterhaften Läsions-Abbildungen; sie war sich auch ziemlich sicher, daß die Aufnahmen wegen Unterbelichtung für die Katz waren. Sie würde sich das alles einprägen und es im Rover niederschreiben. Detaillierte Aufzeichnungen …
    »Die Seile hängen einfach nur runter«, sagte Marc beim Blick in die Tiefe.
    »Mein Sauerstoffvorrat ist fast zur Hälfte verbraucht.«
    »Das wäre bei ihnen auch der Fall gewesen, falls sie es so weit geschafft haben.«
    »Es geht hier fast senkrecht hinunter. Im Gegensatz zum Weg, den wir genommen hatten.«
    »Du mußt bedenken, daß es auf dem Mars seit langer Zeit keine Plattentektonik mehr gibt. Also haben auch keine Scherkräfte auf diese vulkanische Passage gewirkt und sie verzerrt. Die Lava ist auf direktem Weg an die Oberfläche gequollen. Diese Röhre ist wahrscheinlich ein paar Milliarden Jahre alt.« Der geologische Diskurs schien Marc wieder aufzurichten, nachdem die Matte ihm Unbehagen verursacht hatte.
    »Sie wird trotzdem enger.«
    »Weil die Matte dicker wird.«
    Der Lichtstrahl der Helmlampe, die sie inzwischen wieder eingeschaltet hatte, durchdrang die Finsternis. Sie sah es zuerst. »Was ist denn das?«
    Tief unten erstreckte sich ein sandfarbener Boden. Sie verharrten direkt über der Spalte im Boden, durch die die beiden Airbus-Seile verliefen.
    »Wo sind sie hin?«
    »Sie haben dieses Ding durchstoßen«, sagte sie.
    Das Gebilde sah aus wie zwei riesige, gefaltete Hände. Die ganze Struktur hatte einen Durchmesser von vielleicht drei Metern.

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