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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Vielleicht ist es kein Zufall, daß der Schlot sich hier verengt.
    »Eine Art Ventil?« spekulierte sie.
    »Wirkt aber ziemlich massiv.«
    »Erinnert mich an Stomaten«, sagte sie. »Das sind Pflanzenzellen, die Öffnungen in Blättern kontrollieren. Die Pflanze öffnet und schließt die Löcher, indem sie eine Flüssigkeit in die Stomaten-Zellen pumpt und dadurch ihre Form verändert.«
    »Dann ist die Matte also eine Pflanze?«
    »Nein, sie paßt in keine unsrer Kategorien. Es handelt sich um einen Film, einen Biofilm – jedoch um einen, der um ein paar Größenordnungen höher entwickelt ist als die primitiven Organismen, die in den Urmeeren lebten. Diese Lebensform hatte Milliarden Jahre Zeit, andere Wege einzuschlagen.«
    »Auf jeden Fall versteht sie es, uns den Weg zu verlegen.«
    »Aber Chen und Gerda hat sie nicht aufgehalten.«
    »Vielleicht war sie gerade geöffnet, als sie hier unten ankamen?«
    »Das ist es! Dieses Ding dichtet die Röhre ab, vielleicht um die untere Fumarole zu schützen …«
    »Wovor?«
    »Vor Peroxid-Staub? Vielleicht hat der sie gereizt, so daß sie dichtgemacht hat.«
    »Wenn wir nun darauf herumstochern …«
    »Gute Idee.«
    Sie senkte sich geradewegs auf das Ding hinab, wobei die Stiefel in der Substanz versanken. »Es trägt mein Gewicht. Was für eine Kraft.«
    »Ja, zumindest für eine Pflanze.«
    Sie ging um die Struktur herum. »Mal schau’n, wie man ihr zu Leibe rücken … warte mal, ich habe eine Idee.« Sie ließ sich so weit hinab, bis es ihr gelang, sich zu setzen. »Man kann sich kaum bewegen in diesen Anzügen«, ächzte sie.
    »Was hast du vor?«
    »Ich will sie ein bißchen mit der Abluft kitzeln.«
    Abrupt zog das Gebilde sich zusammen. Reflexhaft griff Julia nach der Windenfernsteuerung, doch öffnete die Membran sich noch schneller und zog ihr quasi den Boden unter den Füßen weg. Ein Loch klaffte in der Mitte, in das sie prompt hineinfiel. Der Rand des Lochs war glatt, und sie blieb auf Hüfthöhe in der Öffnung stecken.
    »He!« rief Marc.
    Sie hieb auf die Windenfernsteuerung, wickelte Seil ab und rutschte ganz durch. Beim Blick nach oben sah sie, daß die Öffnung sich verbreiterte. Sie baumelte direkt unter dem Dach einer …
    »Mein Gott, ist das riesig«, sagte sie.
    Unter und neben sich sah sie eine Kammer, die über ihr Blickfeld hinaus sich ausdehnte. Sie schwenkte die Lampe, worauf das Licht vom Dunst reflektiert wurde. Doch an der Peripherie machte sie einen Schimmer aus, der sich in der Ferne verlor – die Decke einer riesigen Höhle.
    »Alles in Ordnung?« Marc spähte durch die Öffnung zu ihr herunter.
    »Ja. Komm runter.«
    »Was, wenn es sich über uns wieder schließt?«
    »Dann werden wir eben durchbrechen.«
    »Und was, wenn wir das nicht schaffen?«
    »Schau, die Airbus-Seile verlaufen noch immer senkrecht nach unten. Also sind sie auch nicht eingefangen worden von diesem … diesem Ventil . Machen wir uns auf die Suche nach ihnen.«
    »Ventil?« fragte Marc, während er sich abseilte.
    »Vielleicht ist das die Funktion dieser Struktur. Ich weiß es nicht.
    Zum Theoretisieren haben wir später noch Gelegenheit. Sieh mal .«
    Sie dämpften das Licht, und nun wurde die düstere Grotte von einer schimmernden Lumineszenz erhellt: intensives Gold, orangefarbene Tupfer und zinnoberrote Kleckse, die von türkisfarbenen Strängen durchzogen wurden.
    »Meine Güte, wie groß das wohl ist?« flüsterte Marc.
    »Ich sehe die Wände jedenfalls nicht.«
    »Den Boden sieht man durch diesen Dunst auch nicht.«
    »Schalt die Lampe aus.«
    Ohne die vom Nebel gestreuten Lichtreflexe vermochte sie ein schwaches Glühen zu erkennen, das sich auf allen Seiten in der Ferne verlor. Wie die Signatur einer entfernten Stadt …
    »Es bewegt sich. Schau mal zur Decke.« Er zeigte nach oben.
    Sie wickelte Seil ab, um die wandernden fahlen Muster über ihnen zu betrachten. Wo sie nun in der Schwärze hing, sah sie wie in Zeitlupe ein waberndes, diffuses Leuchten.
    Sie vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen. Also weiter. »Ich würde sagen, die einzige Richtung führt nach unten.«
    »Ja … wodurch wird das verursacht?«
    Ich habe nicht die geringste Ahnung. Auf der Erde lumineszieren Bakterien-Matten, wenn sie eine bestimmte Dicke erreicht haben. Quorum-Wahrnehmungsvermögen heißt das. Wer weiß aber, was hier vielleicht sich entwickelt hat … Farben? Formen? Muster?
    »Komm schon.« Sie ließ sich weiter hinab und lehnte sich im HUT zurück, um zu

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