Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
verfolgen, wie das Seil durchs Loch in der Membran nachgeführt wurde. Das Seil schabte jedoch nicht an den Kanten der Struktur. Das Loch hatte sich nämlich auf einen Durchmesser von vielleicht zwei Metern vergrößert.
    Marc folgte ihr. »Wäre es möglich, daß dieser Ablauf intelligenzgesteuert ist?«
    »Nicht unbedingt. Empfindungsvermögen ist nicht dasselbe wie Intelligenz. Es müßte aber eine variable Druckregelung geben, um den Gasverlust auszugleichen. Vielleicht ist genau das die Aufgabe des Ventils.«
    »Dann handelt es sich um eine Art von Instinkt?«
    »Nach dem, was wir bisher gesehen haben, spricht nichts für diese Annahme.« Sie drehte sich um und schaute nach unten. Die seltsamen Wirbel und bunten Schlieren, die sie weiter oben schon gesehen hatte, traten auch hier auf. Sie versuchte, den Abstand zum Boden zu schätzen, stieg noch ein paar Meter ab und rief: »Ich werde eine Lampe einschalten. Halt die Augen geschlossen, damit einer von uns noch in der Dunkelheit sieht.«
    »Roger.«
    Als der Lichtstrahl in die Tiefe stach, nahm sie abrupt die Hand von der Windenfernsteuerung. Ungefähr fünf Meter unter ihnen lagen zwei Raumanzüge, ein orangefarbener und ein blauer. Mit dem Gesicht nach unten. Sie regten sich nicht.

Kapitel 36
1. Februar 2018
    Sie baumelten über den beiden auf dem Bauch liegenden Anzügen.
    Schließlich senkte Marc sich vorsichtig hinab und verharrte etwa dreißig Zentimeter über dem orangefarbenen Anzug.
    »Gerda«, rief er über Funk. Nichts. »Chen?«
    Julia und Marc waren knapp einen Meter voneinander entfernt.
    Sie schauten sich an. »Dreh sie um. Sei aber vorsichtig – es sieht so aus, als ob sie teilweise von der Matte überwuchert sei.«
    »So schnell ?«
    »Du darfst sie dir nicht als Pflanze vorstellen.«
    »Ich weiß nicht, ob es mir gelingt, sie aus dieser Position umzudrehen.«
    »Versuch es, aber ohne die Matte mit dem ganzen Gewicht zu belasten.«
    Marc drehte sich im HUT und bekam Gerdas Anzug mit beiden Händen zu fassen. »Meine Herren, ist das Zeug aber zäh.« Weil er in einem ungünstigen Winkel angesetzt hatte, gelang es ihm nicht, Gerda umzudrehen. Statt dessen mußte er sie anheben. Die fahle Mattensubstanz widersetzte sich dem Zug, spannte sich und riß dann mit einem schmatzenden Geräusch. In der normalen Erdenschwere hätte er sie nie über eine solche Distanz anzuheben vermocht. Doch unter den hiesigen Bedingungen schaffte er es mit einem Grunzen, sie umzudrehen. Keine Regung.
    Marc richtete den Handscheinwerfer auf ihr Helmvisier. »Ich erkenne die Werte auf der internen Anzeige«, sagte er. »Sauerstoff auf Null.«
    »Siehst du die Sauerstoffflasche links?« Sie reckte den Hals. »Der Anzeige nach ist sie noch voll.«
    »Dann sind sie … tot.«
    »Um uns zu vergewissern, müßten wir schon ihre Helme aufbrechen.«
    »Auf jeden Fall haben sie seit einiger Zeit keinen Sauerstoff mehr.«
    »Das erklärt auch, wieso sie nicht geantwortet haben. Ich wette, als der Windenmotor ausfiel, brach auch die Funkverbindung ab.«
    Marc drehte Chen mit der gleichen Mühe und dem gleichen Ergebnis auf den Rücken. Erstaunlicherweise hatte Chen einen friedvollen Gesichtsausdruck. »Die verdammte Matte hat sie wie in einen Kokon eingesponnen.«
    »Vielleicht haben sie sich irgendwie in ihr verfangen. Sieht aus wie Stränge aus blauen Linguini.«
    »Aus irgendeinem Grund ist es ihnen nicht gelungen, die Sauerstoffflaschen zu wechseln.«
    Marc zeichnete mit den Händen die geringe Entfernung zwischen den Körpern und den Sauerstoffflaschen nach. »Nah genug waren sie jedenfalls. Ich wüßte nicht, wie die Matte sie hätte aufhalten sollen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wozu sie imstande ist.« Plötzlich erinnerte sie sich wieder an die hellblauen Stränge in der Nebelkammer.
    »Marc, ich habe die gleichen Formen und Farben schon auf der Matte gesehen, die im Treibhaus wächst.«
    »Es ist nur eine Pflanze «, sagte er nachdrücklich.
    »Vielleicht ist sie viel stärker, als sie aussieht. Dieses Ventil-Ding dort oben hatte jedenfalls ordentlich Kraft …«
    »Ich fasse es auf keinen Fall an, sag ich dir.«
    »Aber sie haben es angefaßt … Sie müssen die Flaschen vom Seil genommen und auf die Matte gelegt haben. Es wäre zu umständlich gewesen, sie anzulegen, wenn sie noch am Seil gebaumelt hätten.«
    »Also sind sie abgestiegen und haben versucht, die Sauerstoffflaschen … warte, was ist denn das?«
    Die Strahlen der Scheinwerfer strichen über verstreute

Weitere Kostenlose Bücher