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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Sauerstoffflaschen nicht ständig gegen die Wand schlugen, doch wußte sie, daß es ohne Blessuren für die Matte nicht abgehen würde.
    Wir führen uns auf wie die Elefanten im Porzellanladen. Die Biologen auf der Erde werden mich zur Sau machen.
    Am Rand des Blickfelds nahm sie plötzlich etwas wahr und stoppte die Winde. »Schau mal, die Matte ist stellenweise tot.«
    »Ja. Ich wüßte aber nicht, daß wir sie beim erstenmal beschädigt hätten.«
    »Ich auch nicht. Schalte die Lampen aus.«
    Sie stürzten in Finsternis.
    Allmählich gewöhnten die Augen sich an die Dunkelheit. »Richtig; die Matte neben uns weist eine Läsion auf.«
    Sie schwang sich vorsichtig hinüber und nahm die Stelle in Augenschein. Nun machten die über ihr hängenden Sauerstoffflaschen sich einmal positiv bemerkbar, denn sie dienten als schwimmender Drehpunkt für die Bewegung. »Wahrscheinlich haben sie hier haltgemacht und die Matte durch die Abluft beschädigt.«
    »Das ist aber ein ziemlich großer Fleck.«
    »Wenn ich ihm von meinem Abstieg berichtet hätte, wäre das nicht nötig gewesen.«
    »He, dich trifft nun wirklich keine Schuld. Er hat doch große Töne gespuckt und wollte sich selbst Proben aus der Fumarole holen.«
    »Zumindest eröffnen sich uns hier völlig neue Perspektiven.«
    Sie schalteten die Lampen wieder ein und seilten sich mit Hilfe der Winde weiter ab. Dann zückte sie die Microcam und machte während des Abstiegs Aufnahmen von der Matte. Je tiefer sie kamen, desto größer und dicker wurden die Matten. Inzwischen war der Schlot war fast völlig mit ihnen ausgekleidet; der Bewuchs überzog jede Felsnase und klebte wie eine Tapete an der Wand.
    »Wie tief sind wir?«
    Marc schaute auf die Anzeige der Windenfernsteuerung. »Dreihundertvierzig Meter.«
    »Wir sollten einen Zahn zulegen. Falls – was ist das?«
    »Noch eine Läsion.« Marc drehte sich um und nahm die Stelle in Augenschein. »Sie müssen …«
    »Schau mal! Es hat die gleiche Form wie die beschädigte Stelle oben.«
    Am Rand der Wunde glühte die fahl phosphoreszierende Matte hell.
    »Sie haben überall das gleiche Muster hinterlassen?«, fragte Marc.
    »Wollte Chen hier vielleicht ein Experiment durchführen?«
    »Schon möglich.« Die Matte schien sich vor ihren Augen zu verändern. »Betrachte sie einmal aus dem Augenwinkel«, sagte sie.
    »Siehst du es?«
    »Sie breitet sich nach unten aus.«
    Sie beugte sich vor und blickte nach unten. »Das Glühen wird weiter unten stärker.« Sie folgten dem Verlauf des Schachts.
    »Unten ist es auf jeden Fall heller«, sagte Marc.
    »Weiter geht’s.« Sie betätigten die Windenfernsteuerung und setzten den Abstieg in den Schlot vorsichtig fort. Das Licht, mit dem die Lampen die Matten bestrichen, wirkte auf einmal grell. »Licht aus«, sagte sie, nachdem sie auf einem zwanzig Meter tiefergelegenen Felsvorsprung gelandet waren.
    Nachdem die Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahm sie einen Lichtklecks wahr. »Verdammt! Wie …?«
    »Es ist wieder die gleiche Form.«
    »Richtig.«
    »Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?«, fragte Marc.
    »Eine Spiegelung.«
    »Nee, das ist nicht …«
    »Papageien imitieren Laute, und diese Matte imitiert Muster, die ihr aufgeprägt werden – sogar zerstörerische. Doch wieso?«
    »Ich würde sagen, die Frage lautet ›wie, zum Teufel‹«, sagte er.
    »Die Matte hat von der Verletzung oben Kenntnis erlangt.«
    »Kenntnis erlangt?« fragte Marcs verblüffte Stimme aus der Dunkelheit.
    »Zumindest handelt es sich um eine Resonanz. Vielleicht ist es auch ein Automatismus.«
    »Na schön, sie sind miteinander verbunden. Aber wieso hat sie dann auch die gleiche Form?«
    »Es ist ein biologisches Piktogramm«, mutmaßte sie nach kurzer Überlegung. »Ich habe keine Ahnung, wieso. Ich bin mir aber sicher, daß jede Fähigkeit eine adaptive Funktion haben muß.«
    »Du meinst, es muß dem Überleben der Matten dienen.«
    »Richtig.«
    Sie schalteten die Lampen wieder ein und setzten den Abstieg fort.
    Die Röhre verlief fast senkrecht, was die Fortbewegung erleichterte.
    Dennoch war es ein Rennen gegen die Uhr. Julia verspürte ein Gefühl der Unwirklichkeit und fragte sich, ob die Ähnlichkeit der Schadensmuster nur Einbildung war. Mitnichten: das Bild wiederholte sich bei zwei aufeinanderfolgenden Matten in einem Abstand von fünf Metern.
    Lampen aus. Sie schaute nach oben. Das diffuse Glühen über ihnen war erloschen. Also handelte es sich nicht nur um eine

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