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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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bitterem Kaffee und erwärmten Haferflockenbrei mit steinharten Rosinen.
    Keiner von beiden war in der Stimmung, über Funk einen ausführlichen Bericht über die Vorkommnisse in der Fumarole zu geben. Julia setzte eine kurze Meldung ab, und sie reagierten auch nicht, als auf der Rückfahrt durch die Pingo -Hügel ein Funkspruch einging.
    Als sie die schicke Airbus-Rakete erreichten, die wie ein Turm in den rötlichen Mittagshimmel ragte, war niemand zuhause. Zumindest hatte es den Anschein.
    Claudine sah sie von einem zweihundert Meter entfernten Pingo; sie war gerade damit beschäftigt, die Schläuche mit dem automatischen Bohrer zu verbinden.
    Sie kam herbei. »Ich habe mich in die Arbeit gestürzt, um auf andere Gedanken zu kommen.«
    »Es war …« Julia fehlten die Worte. »Seltsam. Sie sind auf eine Art und Weise gestorben, die wir nicht so recht begreifen.«
    »Viktor hat mich gestern abend angerufen und es mir gesagt. Ich hätte es heute nicht ausgehalten in der engen Kiste.« Sie wirkte abgespannt, und die Augen lagen tief in den Höhlen. Man sah es sogar durchs Helmvisier.
    »Wenigstens hast du Ruhe vor der Erde, solange du den Anzug anhast«, sagte Marc. »Komm mit rein.«
    Claudine ging mit tapsigen Bewegungen um den Rover. Noch eine Woche, und sie würde sich an die Fortbewegung in 0,38 Ge gewöhnt haben, sagte Julia sich. Die mit einem blauen Anzug bekleidete Claudine wies auf die Rakete. »Vielleicht sollte ich vorher noch einmal ins Schiff gehen. Ich will duschen und mich umziehen …«
    »Nee«, sagte Marc. »Wir nehmen dich zum Hab mit. Dort gibt’s auch eine Dusche.«
    Nachdem Claudine in den Rover geklettert war, staunte sie über die Sonderausstattung in Form eines Geruchsfilters, fließend kalten Wassers und eines Lebensmittelspenders mit Aufwärmfunktion – alles von Raoul nachgerüstet.
    Erst dann meldete Julia sich bei Viktor. »Wir werden die Sache besprechen«, sagte er.
    Während der Fahrt wurden kaum Worte gewechselt, und wenn sich doch einmal eine Unterhaltung entspann, dann über den Mars im allgemeinen, die Landschaft im besonderen und über die Finessen, mit der man einer Welt, die einem ständig nach dem Leben trachtete, ein Schnippchen schlug.
    Als sie das Hab betraten, füllte gerade Axelrod den Bildschirm aus.
    »… haltet die Stellung, Leute. Wir haben wirklich gute Karten. Airbus glaubt doch selbst nicht, daß sie etwas in der Hand hätten. Ihr müßtet mal die langen Gesichter sehen, die ihre Anwälte inzwischen machen! Zumal meine Ingenieure es für ausgeschlossen halten, daß es ihnen gelingen wird, die Fuhre allein zurückzubringen …«
    Viktor stellte das Geschwafel ab und wandte sich ihnen zu. »Willkommen.« Nachdem er mit sanfter Stimme ein paar Beileidsbekundungen vorgetragen hatte, umarmte Viktor Julia. Dann gingen sie in den Gemeinschaftsraum, wo Raoul Tee serviert hatte. Weil es schon später Nachmittag war, geriet es zu einem ›Fünf-Uhr-Tee‹. Der Wandbildschirm zeigte wieder die Außenansicht: die Schatten, die auf die zerklüftete Landschaft fielen, waren quasi die menschliche Signatur auf dem roten Planeten.
    »Er hat recht«, sagte Claudine. »Ich bin nicht in der Lage, das Schiff allein zu fliegen.«
    »Chen muß die begrenzte Kapazität des Lebenserhaltungs-Systems doch erwähnt haben«, sagte Viktor.
    »Hat er auch«, sagte Claudine. »Wir können maximal vier Personen aufnehmen.«
    »Fünf sind nicht drin«, sagte Viktor. Das war eine Frage.
    »Auf keinen Fall.«
    »Dann hat er also doch die Wahrheit gesagt«, sagte Marc. »Nur daß wir uns bisher nicht sicher waren. Ich meine, was glaubte er, wo ihr den Brennstoff hernehmen solltet?«
    Sie blinzelte. »Es gibt doch genug Eis.«
    »Dann hattet ihr es gar nicht auf das Methan abgesehen?« hakte Raoul nach.
    »Es gehört doch euch. Außerdem hätten wir das Schiff in der Nähe landen müssen … aber das wäre zu gefährlich gewesen.«
    »Das hatte ich mir auch schon gesagt«, sagte Viktor milde, wobei er es geflissentlich vermied, Marc und Raoul anzuschauen.
    »Dann muß also eine Person hierbleiben«, sagte Claudine mutlos.
    »Es sei denn, wir bleiben alle hier.«
    »Was?«, sagte Raoul.
    »Um das Schiff mit Wasser zu betanken, müßte man bohren, verdampfen, kühlen, pumpen … und dazu hätten wir eben Gerda gebraucht.«
    »Ich schaffe das auch«, sagte Raoul schnell.
    »Sicher, wir werden alle mit anpacken«, bekräftigte Marc.
    »Natürlich«, sagte Viktor. »Das versteht sich doch von selbst.

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