Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
bizarre Umwelt. Eine Druckschleuse.
    Doch woher wußte das Ventil, wann es sich zu schließen hatte?
    Wie es auf eine Änderung von Druck und Feuchtigkeit reagieren mußte? Sie war davon überzeugt, daß das Glühen und die Gasdichte eine Regelfunktion hatten und dieses Schattenreich organisierten.
    Ohne Raoul und Claudine wäre es wohl kaum zu schaffen gewesen, die Leichen um die Kanten und Vorsprünge des Schachts zu bugsieren. Sie behandelten die Toten behutsam und arbeiteten sich ohne viele Worte den mehrere hundert Meter hohen Schlot hinauf.
    Oben winkte verheißungsvoll das Sonnenlicht, und plötzlich verspürte sie einen unerklärlichen Energieschub. Dennoch waren alle erschöpft, als sie den Red Rover erreichten.
    »Es ist diese gespenstische Atmosphäre, die einem den Rest gibt«, sagte Raoul. »Das hätte ich nicht für möglich gehalten.«
    »Sag bloß«, sagte Marc knapp.
    * * *
    Sie ruhten sich im Hab aus und aßen dann etwas. Es führte kein Weg daran vorbei, die Reaktionen der Erde zumindest zur Kenntnis zu nehmen, auch wenn sie nicht die geringste Lust hatten. Milliarden Voyeure drängten sich vor dem Medien-Schlüsselloch, um einen Blick auf fünf Menschen zu werfen, die viele Millionen Meilen entfernt waren … und die auch keinen Kommentar abgeben wollten, vielen Dank.
    Ihr Rechner enthielt die Mitteilung, daß Airbus ihr und dem Konsortium den Vorsatz unterstellte, ›die beiden in den Tod zu treiben‹ – weil sie sich geweigert hatte, die Mars-Matten-Proben mit ihnen zu teilen.
    Axelrods PR-Leute hatten sich der Sache angenommen und gleich eine Reihe von Gründen für die Bergung der Leichen genannt: die wertvollen Anzüge mußten gerettet werden, und eine Kontamination der Matte sollte vermieden werden. Der Tenor lautete jedoch: ›Es wäre nicht richtig gewesen, sie dort zurückzulassen‹.
    Als sie den Wust von Dateien sah, schauderte sie. ›ZWEI MENSCHEN AUF DEM MARS VON ALIENS GETÖTET‹ schrien die Schlagzeilen der Revolverblätter.
    Julia hatte das Gefühl, Texte in einer Sprache zu lesen, derer sie nicht mächtig war.

Kapitel 38
5. Februar 2018
    Sie veranstalteten eine kleine Prozession – einen Trauerzug, wie Julia es insgeheim bezeichnete –, wobei sie hinter dem als Leichenwagen dienenden Dünenbuggy zur Begräbnisstätte marschierten.
    Gemäß einer stillschweigenden Vereinbarung bestiegen sie eine flache Anhöhe. Der Sonnenuntergang färbte den Himmel karmesinrot. Raoul steuerte mit dem Buggy, der mit einem speziellen Grabwerkzeug, einem sogenannten Hecktieflöffel ausgerüstet war, einen Punkt unterhalb der Steinpyramide an, die sie zu Beginn der Mission errichtet hatten – quasi zur Einweihung der Basis.
    Julia schaute zu Claudine hinauf, die die Gruppe anführte. Ihr königsblauer Raumanzug sah noch immer aus wie neu und war kaum von rosigem Marsstaub überzogen. Ihr Gang war zögerlich, ruckartig, unsicher.
    Schließlich erreichten sie den kleinen Steinkreis. In den darauffolgenden Monaten waren niedrige pinkfarbene Wanderdünen herangerückt, an denen an der windabgewandten Seite der Pyramide sich Sandverwehungen abgelagert hatten. Raoul hob mit dem Hecktieflöffel eine Grube aus. Viktor und Marc suchten ein paar Steine zusammen und errichteten zwei Pyramiden. Julia machte derweil Aufnahmen mit der Videokamera. Niemand sagte etwas.
    Sie dachte an die vielen Vorposten auf der Erde, von denen auch jeder einen kleinen Friedhof hatte. Friedhöfe hinter Geisterstädten, Katakomben, die in den Fels gehauen worden waren, Mumien in Wüstengräbern, Gräber namenloser Pioniere in der Wildnis.
    Der Akt des Gedenkens an die Toten verband sie mit dem Rest der Menschheit, über Myriaden Millennien und durch eine immense schwarze, sternenerfüllte Leere. Wie lang die Menschen diesen Brauch wohl schon pflegten? fragte sie sich. Er stammte aus einer Zeit, noch bevor sie den Gipfel der Menschwerdung erreicht hatten.
    Neandertaler, sang- und klanglos untergegangene Hominide …
    Diese Mission wurde ermöglicht durch hochentwickelte Technik und war motiviert durch Habgier, Neugier und durch etwas, das so alt war wie die Menschheit selbst – auch der Flug zum Mars war Ausfluß eines unaufhaltsamen Forscherdrangs, der einen ganzen Planeten erobert hatte und sich nun anschickte, einen zweiten sich Untertan zu machen. ›Wagenzug im Weltall‹, wie ein Witzbold eine alte SF-Fernsehserie genannt hatte. Das traf auch auf sie zu.
    Sie legten einen Friedhof hinter Mars City an.
    Boot Hill.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher