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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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aufgeworfenen Rand in der Membran.
    »Ich verpaß ihr ‘ne Ladung«, sagte Marc.
    Die großflächige Behandlung mit dem Airbus-Sauerstoff hatte zur Folge, daß die Matte sich auf kuriose Art und Weise kräuselte. Das Glühen schwoll an manchen Stellen an und schwächte sich an anderen ab, ohne daß ein Muster zu erkennen gewesen wäre. Im Schein der Lampe sah sie, daß Flüssigkeiten in Röhren zu pulsieren schienen. Obwohl der ganze Vorgang lautlos ablief, spürte sie die zunehmende Unruhe der Biosphäre.
    »Nun klopfen wir mal an die Tür.« Marc verhielt direkt unter der Membran und versetzte ihr einen Schlag mit der behandschuhten Hand. Nichts. Er zog einen Schraubenzieher aus der Tasche und rammte ihn bis zum Griff in die fahle ledrige Haut, doch ohne sichtbaren Erfolg. Es gelang ihm zwar, ein paar Fragmente abzureißen, doch verfügte das Ventil offensichtlich über Bärenkräfte.
    »Marc, hör auf!«
    »Wieso denn? Was ist nun schon wieder los?«
    »Wir wollen doch nicht das falsche Signal senden. Wir wollen das Ventil aufkitzeln und es zur Kooperation bewegen.«
    »Ein bißchen Gewalt schadet sicher nicht.«
    »Die Matte stellt keine Bedrohung dar, und ich will auch nicht, daß sich das ändert.«
    »Wirklich nicht? Wo sie gerade zwei von uns getötet hat.«
    »Unabsichtlich. Ihre Unerfahrenheit ist ihnen wohl auch zum Verhängnis geworden.«
    »Chen hatte zuvor ein paar große Brocken von der Matte abgesäbelt. Vielleicht hat sie darauf reagiert.«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Ich lege auch keinen Wert darauf, daß die Matte ihr ganzes Repertoire an Defensiv-Maßnahmen entfaltet.
    In Ordnung? Nun versuchen wir es mal auf meine Art.«
    Er nuschelte etwas, steckte den Schraubenzieher aber wieder in die Gürteltasche.
    Julia machte sich ans Werk, und dann besprühten beide die Matte mit Airbus-Sauerstoff. Eine bessere Idee hatte sie auch nicht.
    Dennoch spürte sie die sich verdichtende Aura der Dringlichkeit.
    Die Matte wurde von glühenden Mustern durchzogen.
    »He, der Druck steigt an«, sagte Marc. »Und zwar rapide.«
    Die Atmosphäre verdichtete sich. Die Reichweite der Scheinwerfer betrug nur noch ein paar Meter. Ein Wind schob die Nebelbänke an.
    Wind?
    »Sie stößt Gas aus«, sagte Marc beim Blick auf die Instrumente.
    »Muß sie wohl auch, um den Druck so schnell aufzubauen. Und …
    wo kommt denn auf einmal der Luftzug her?«
    »Eine Brise von unten«, sagte sie. »Wenn du nach unten schaust, siehst du die Thermik.«
    Die Kaverne wurde von Licht durchflutet. Die Dämpfe und das Glühen – diese Elemente wirkten im komplexen System, das dieser Ort hervorgebracht hatte, zusammen. Doch zu welchem Zweck?
    Überleben. Man reize einen Organismus, und er wird …
    Ein Riß tat sich auf. Das Membran-Ventil öffnete sich abrupt.
    Der Wind zerrte an ihnen.
    Sie hörte das Brausen eines aufziehenden Wirbelsturms.
    »Was?« Marc schaute erschrocken nach unten. »Festhalten …«
    »Nein, du mußt die Arme ausbreiten. Stemm dich gegen den Wind.«
    »Stemmen …?«
    Das Ventil öffnete sich mit einem vernehmlichen Plopp .
    Die von unten anbrandende Druckwelle schleuderte sie nach oben durchs Loch. Sie verfing sich im Windenseil und durchstieß mit den Füßen voran die Öffnung. Dann prallte sie gegen die Schachtwand, wurde herumgeschleudert und suchte verzweifelt nach einem Halt.
    Sie versuchte, sich an einem Mattenzipfel festzuhalten, doch er entglitt dem Handschuh. Schließlich fand sie Halt an einem Felsen und manövrierte sich aus dem Windkanal.
    Eine Fontäne aus Dampf explodierte im dunklen Schlot. Die Feuchtigkeit verwandelte sich augenblicklich in Schnee. Die weiße Wolke wurde verwirbelt und nach oben gerissen.
    »Marc!«
    »Hier.«
    Sie sah, daß er sich an die andere Seite des Schachts klammerte, fünf Meter entfernt. »Sie … versucht, uns hinaus zu niesen .«
    Der Sturm flaute so schnell ab, wie er aufgekommen war. Das
    ›Reizgas‹ Sauerstoff wurde in den Schlot geblasen, von wo aus es den Weg an die Oberfläche finden würde.
    Sie setzten den Aufstieg fort, wobei sie noch am ganzen Leib zitterten. Es dauerte lang, bis sie den Ausgang des dunklen Schachts erreicht hatten und wieder den Himmel mit den kalten, funkelnden Sternen erblickten.

Fünfter Teil
Mars City

Kapitel 37
2. Februar 2018
    Der nächste Tag dehnte sich wie Kaugummi. Marc und Julia waren erschöpft und deprimiert und schliefen im Red Rover bis in den späten Vormittag. Das Frühstück glich einer stummen Meditation über

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