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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Eine grundsätzliche Frage möchte ich aber noch klären, ehe wir ins Detail gehen.«
    Claudine runzelte die Stirn. »Ich wüßte nicht, wie wir den Rückflug planen sollten.«
    »Der Grundsatz lautet«, sagte Viktor sachlich, »daß wir selbst über diese Dinge entscheiden. Weder Axelrod noch Airbus. Wir allein.«
    * * *
    Dann machten sie sich an die Bergung der Leichen.
    Julia hatte sich dafür ausgesprochen und schon mit Widerspruch gerechnet, aber es wurde keiner laut. »Wir dürfen nicht zulassen, daß die Matte sich durch die Anzüge frißt«, sagte sie zur Begründung. »Sie wird sicher einen Weg hinein finden. Wer weiß, welcher Schaden vielleicht entsteht, wenn die Zellen sich vermischen?«
    Außerdem würden wissenschaftliche Forschungsergebnisse verfälscht werden!
    Humanitäre Gründe rangierten für sie erst an zweiter Stelle – zumal es nur darum ging, den Angehörigen auf der Erde zu beweisen, daß die Toten eine würdige Bestattung bekommen hatten.
    Fünf Erdlinge, zwei Rover und drei Winden – die Basis, auf der die vier Personen im Habitat planten. Viktor blieb im Red Rover , um die Erde auf dem laufenden zu halten und nach Lösungen zu suchen. Der Knöchel war noch immer nicht ausgeheilt, so daß er sich an schweren Arbeitseinsätzen nicht zu beteiligen vermochte.
    Sie nahmen alle verfügbaren Sauerstoffflaschen mit. Sie planten akkurat und kontrollierten jeden Schritt dreimal, so daß die erste Phase des Abstiegs reibungslos verlief. Raoul und Claudine machten die Airbus-Winde wieder gängig, um die Bergung überhaupt erst zu ermöglichen. Am Ende war es dann doch nicht so schwer, wie sie es sich vorgestellt hatten.
    Als sie in die riesige Kaverne abstieg, verspürte Julia wieder dieses Prickeln, das sie beim erstenmal gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Es war keine Angst und auch keine Neugier … es hatte eher etwas mit Staunen zu tun. Ehrfurcht.
    Die Matte war stumpf. Sie glühte fast gar nicht und reagierte auch nicht aufs Scheinwerferlicht. »Vielleicht ist sie vom letztenmal noch erschöpft«, sagte sie zu Marc, während sie vorsichtig abstiegen.
    »Pflanzen haben nämlich eine lange Regenerationsphase.«
    »Du sagtest doch, die Matte sei keine Pflanze.«
    »Richtig. Aber die grundlegenden metabolischen Gesetze gelten auch für sie. Anaerobe haben einen langsameren Stoffwechsel als Sauerstoffatmer.«
    Das ›Ventil‹ war bei ihrer Ankunft offen gewesen. Julia und Marc waren in die Kaverne abgestiegen und hatten Raoul und Claudine an der Engstelle zurückgelassen.
    »Ich möchte keine schlafenden Matten wecken«, scherzte Marc und dämpfte das Licht des Handstrahlers.
    Die Leichen wirkten unverändert. Die Matte erstreckte sich nach allen Seiten wie ein matt schimmernder Teppich. Sie schien sich nicht weiter über die Anzüge ausgebreitet zu haben. Die blauen Stränge hingen schlaff herunter. Der Nebel hatte sich gelichtet, so daß Julia die Stränge nun deutlicher sah. Sie wiesen doch eine größere Ähnlichkeit mit Röhrenwürmern auf als mit Linguini. Ein Füllhorn für die Wissenschaft.
    Doch heute war kein Tag für die Wissenschaft.
    Gewissenhaft sicherten Julia und Marc die Airbus-Seile mit Klammern, Befestigungen und Bügeln. Obwohl sie dicht über den Toten schwebten, trat das Leuchten nicht auf, mit dem die umliegende Matte das letzte Mal ihr Erwachen signalisiert hatte.
    Dann gaben sie das Signal. Die Airbus-Winde wurde hart beansprucht, als sie versuchten, die Anzüge aus der Matte herauszureißen. Schließlich kamen die beiden Leichen frei; die Matte rutschte von ihnen ab und fiel nach unten. Nicht einmal auf diese Brachialgewalt reagierte sie.
    Gemeinsam stiegen sie durch die diesige Atmosphäre der riesigen Gruft auf. Am liebsten hätte Julia haltgemacht und untersucht, wie sie auf die Abluft reagierte. Als sie sich der Ventil-Membran näherten, wurde der Nebel von einem Farbenspiel unbekannten Ursprungs durchbrochen. Sie wußte immer noch nicht, welche Ausdehnung diese riesige Kaverne hatte. Vielleicht erstreckte sie sich über ein paar Kilometer, war gar Teil eines verwunschenen Labyrinths …
    Sie hievten die Leichen durch den Schlitz des Ventils – sie war sich inzwischen sicher, daß dieser Begriff die Funktion präzise beschrieb.
    Irgendwie sättigte die Matte diese Region mit Wasserdampf, was gemäß den Gasgesetzen nur für eine bestimmte Zeit möglich war.
    Also mußte das Ventil verhindern, daß der Dampf an die Oberfläche entwich – es regulierte diese

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