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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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brachte sie fast aus dem Konzept.
    »Nein; dann gäbe es auch kein Problem. Er ist eine gute Wahl …«
    »Aber Sie würden jemand anderen vorziehen?«
    »Weil ich wohl nicht von Ihnen verlangen kann, ihn aus diesem Grund rauszuwerfen, wollte ich Ihnen mitteilen, daß ich vom Flug zurücktrete.«
    In rascher Abfolge schaute Axelrod überrascht, gequält, verwirrt, nachdenklich, neugierig und dann wieder gequält. Wie war diesem Mann, der einem offenen Buch glich, nur eine solche Karriere gelungen? Es sei denn, daß gerade das sein Erfolgsgeheimnis war – daß er mit dieser Offenheit den Menschen sein wahres Wesen offenbarte und damit ihr Vertrauen gewann. Falls dem so war, dann hielt sie das für eine originelle Methode. Und daß sie nicht kalkuliert war, machte sie um so erfolgreicher.
    Axelrod lehnte sich im lederbezogenen Liegesessel zurück, verschränkte die Finger im Nacken und legte die Füße auf eine Ottomane. Sein Gesichtsausdruck war nun undurchdringlich.
    »Reden Sie.«
    »Ich könnte nicht ohne …«
    »Zumal es meine Entscheidung vielleicht doch beeinflußt hätte.«
    »Ich wußte nicht, wen Sie auswählen würden. Oder wie ich mich dabei fühlen würde.«
    »Aber Sie wollen immer noch fliegen.«
    »O ja, aber nicht allein. Nicht für zweieinhalb Jahre.«
    »Und ich soll Sie nun zum Mars schicken? Was, wenn Sie dort ankommen und dann keine Lust haben, Ihre Arbeit zu tun?«
    »Das würde mir nicht passieren; schließlich habe ich dafür trainiert …«
    Er lachte. »Mit solchen Sprüchen können Sie die Presse aber nicht abspeisen.«
    »Ach.«
    »Entweder sagen Sie ihnen alles oder nichts. Ich neige jedenfalls zu vorbehaltloser Offenheit.«
    »Das habe ich schon gemerkt.«
    »Scheint mir ehrlicher zu sein.«
    »Ich will auch ehrlich sein. Ich glaube nur nicht, daß ich es aushalten würde, Viktor zu verlassen und so lang von ihm getrennt zu sein.«
    »Dann ist Viktor also Ihre große Liebe. Der Russe.«
    »Ja.« Doch war es wirklich Liebe? Das hatte sie sich bisher nicht einmal selbst eingestanden, und schon gar nicht Viktor.
    »Ich verstehe.« Er schaute aus dem Panoramafenster, das die ganze Breite des Büros einnahm. »Die NASA mag ihn und schätzt ihn als Piloten. In dieser Hinsicht gibt es kein Problem. Doch wie wirkt er im Fernsehen?«
    Die Frage erstaunte sie. Sie fand Viktor sehr attraktiv, aber freilich war er nicht der typische amerikanische Blondschopf wie Marc. Sie lächelte und gestattete sich die Bemerkung: »Nun, ich meine, daß er blendend aussieht, aber ich bin natürlich voreingenommen …«
    »Hat er Präsenz?«
    »Äh … ich glaube schon.«
    »Glauben Sie, daß Sie in der Lage sind, die Sache mit Fingerspitzengefühl zu handhaben?«
    Sie kam sich vor wie ein schlechter Schüler, der zum Rektor zitiert wurde und nicht annähernd begriff, was überhaupt los war. Sie schindete Zeit, indem sie erst einmal einen Schluck Saft nahm. Axelrod gab ihr keine Hilfestellung, sondern lehnte sich nur im Sessel zurück und betrachtete die Decke.
    Bisher war die Unterhaltung ganz anders verlaufen, als sie erwartet hatte. Sein Schweigen zerrte an ihren Nerven. Plötzlich schoß der Gedanke ihr durch den Kopf, daß, falls sie aus der Mission ausstieg, zwangsläufig auch der Grund zur Sprache kommen würde. Und dann wäre sie gezwungen, alles ihren Eltern zu beichten. Ihre Mutter, die selbst Astronautin gewesen war, würde Verständnis dafür haben. Im Gegensatz zu ihrem Vater, dem Viktor schon bei der ersten und bisher auch einzigen Begegnung unsympathisch gewesen war. Also würde ihr Leben auf absehbare Zeit kompliziert bleiben …
    »Überraschung!« Axelrod setzte sich gerade hin und zeigte wieder ein reges Mienenspiel. »Die Vorstellung gefällt mir.«
    »Welche Vorstellung?«
    »Daß Liebespaare zum Mars fliegen. Das sorgt bestimmt für höhere Einschaltquoten. Zuerst kommt eine rauschende Hochzeit. Das Thema läßt sich auch für Werbesendungen vermarkten, wenn wir es richtig anstellen. ›Was würden Sie auf die Hochzeitsreise zum Mars mitnehmen?‹ Das würde den Miederwaren-Fabrikanten die Möglichkeit bieten, eine ganze Kollektion Niedergravitations-Dessous zu kreieren.«
    Sie fand das zum Lachen, doch es war sein voller Ernst. Er war glücklich und zufrieden.
    »Sie wollen Viktor – Sie kriegen ihn. Ich stehe hinter meiner Besatzung.«
    Hochzeit? Viktor heiraten? »Ich weiß wirklich nicht, ob wir schon so weit sind.«
    Axelrod schaute erstaunt. »Ich glaube, das ist die einzige

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