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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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herum.
    »Also doch Pingos .«
    »Scheint so.« Plötzlich sah Julia, wie sehr Marc sich freute. Das war ihr bisher gar nicht aufgefallen, so sehr hatte Viktors Unfall und die vulkanische Erscheinung sie beschäftigt.
    »Wie tief seid ihr runtergegangen?« fragte Viktor.
    Marc schaltete den Videorecorder ab. »Nicht ganz zehn Meter. Wir sind natürlich nochmal reingegangen, um es zu bestätigen. Haben einen Kaventsmann von Eiskern an Land gezogen.« Er grinste wieder.
    »Was sagt die Erde dazu?«
    »Ich hoffe nur, daß die Leute dort die richtigen Schlüsse daraus ziehen: ein weiterer Schritt in Richtung Kolonie«, sagte Julia.
    »Nun, auf jeden Fall wollten sie, daß wir ihnen alle verfügbaren Details senden. Das steht mal fest.«
    »Das ist eine großartige Neuigkeit!«, sagte sie geradezu enthusiastisch. »Süßwasser praktisch vor der Haustür.« Dann kam ihr eine Idee.
    »Es ist doch Süßwasser, oder?«
    »Ja. Ich habe die Suppe damit gekocht.«
    »Was? Mit Mars-Wasser? Hast du es wenigstens mit dem Massenspektrometer analysiert? Vielleicht ist es voller toxischer Metalle …«
    Er lachte. »Entspann dich. War nur ein Witz. Ich wollte die Analyse dir überlassen. Und einen Eisbrocken habe ich auch mitgebracht.«
    »Toll. Als ob man plötzlich feststellt, daß man an einem See wohnt.«
    »Eher ein zugefrorener See.«
    »Ein zugefrorener holpriger See.«
    »Typisch Mars.« Das war Raoul, der mit vier Tassen heißer Schokolade aus der Küche kam. »Auf der Erde würde man in Kuhlen und Rinnen nach Wasser suchen. Hier ist es genau umgekehrt – Wasser ist in Erhebungen gespeichert. Eine auf den Kopf gestellte Welt.«
    Sein Sarkasmus tötete manchmal Julias gute Laune, doch nicht heute abend. Das Hochgefühl, das sie wegen der Entdeckung verspürte, war durch keine noch so destruktive Bemerkung zu beeinträchtigen.
    »Einen Toast auf den ersten See auf dem Mars«, sagte sie. »Und auf die Entdecker.«
    Sie stießen mit den Tassen an und tranken.
    »Ich weiß auch, wieso Julia so fröhlich ist: sie glaubt, wir würden nun eine Badewanne im Gewächshaus aufstellen und einen Warmwasseranschluß legen.«
    »Das wäre mal eine Maßnahme. Doch zuerst: was sagt die Erde?«
    »Sie schlagen weitere Bohrungen vor, um herauszufinden, ob es sich bei allen Hügeln um Pingos handelt. Dem ersten Anschein nach ist das aber ausreichend.«
    »Ausreichend für die Regierung, wie es heißt«, sagte Raoul mit für ihn untypischer Sachlichkeit. Raoul war der beste Mechaniker im Team und äußerte sich gewohnheitsmäßig zynisch über Regierungen. Er hatte sogar etwas daran auszusetzen, daß die NASA einen separaten Vertrag mit dem Konsortium über die Bereitstellung geologischer Daten geschlossen hatte.
    »Zu dumm, daß wir nicht für die Regierung arbeiten, was?«, konterte Marc.
    Julia warf ihm einen erstaunten Blick zu. Während des kurzen Wortgefechts blieb zwar vieles ungesagt, aber alle verstanden die Chiffre. Spannungen bauten sich auf, je näher der Zeitpunkt des Starts rückte. Niemand wollte die Verantwortung für eine verspätete Rückkehr übernehmen. Die Suche nach unterirdischem Wasser war langsam verlaufen, was ein paar Sponsoren der Mission enttäuscht und zudem das Gespenst heraufbeschworen hatte, daß man das Team um eine Verlängerung des Aufenthalts bitten würde, um die Kartierung zu vervollständigen.
    Sie schienen nicht in der Stimmung, ihre Rückkehr zur Fumarole zu erörtern. Die Zeit drängte, und als nächstes stand der Starttest auf der Tagesordnung. Sie hielt es für ratsam, noch etwas zu warten, bevor sie ihr Anliegen zur Sprache brachte.
    Während der jahrelangen Zusammenarbeit mit diesen Jungs hatte sie nämlich gelernt, daß man den richtigen Zeitpunkt abpassen mußte, um den Deckel des männlichen Bewußtseins aufzuhebeln.
    Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, war sie durch die härteste Schule überhaupt gegangen: die NASA und das Weltall.
    Nach dem Ausstieg von Katherine hatten manche Stimmen auf eine reine Männer-Besatzung gedrängt. Viele NASA-Funktionäre hatten von vornherein keine Frau dabeihaben wollen. Die Teilnahme einer Frau würde zwangsläufig zu Spannungen führen, doch andererseits hatte die Hälfte des potentiellen Publikums eine Identifikationsfigur – so die subtile Kalkulation des Konsortiums.
    Selbst auf dem Mars wurde der unerklärte Krieg zwischen den Geschlechtern fortgeführt. Als einzige Frau auf der Mission hatte sie während der letzten Monate vor dem Start eine spezielle

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