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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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allenfalls mittelbar zu vertreten hatte.
    Allerdings hatte sie kaum Zeit, darüber zu grübeln. Nach dem Ausscheiden von Marc hatten sie sich in die Ausbildung gestürzt.
    Der Einsatz zentrifugaler Gravitation erleichterte die Fertigung in mancherlei Hinsicht. Montage- und Installationsarbeiten an der Raumschiffszelle wurden durch den Assistenten ›Schwerkraft‹ erheblich vereinfacht. Doch mußte man sich mit der neuen Technik erst einmal vertraut machen. Obwohl es sich um eine private Unternehmung handelte, orientierte die Arbeitsorganisation sich an den Abläufen bei der NASA: Operationsplanung, Kybernetik, EDV, Flugführung, Fahrzeugsysteme, Operations-Management, Nutzlast, Habitate, EVA.(EVA = Extra Vehicular Activities: Aufenthalt/Tätigkeit außerhalb des Fahrzeugs. – Anm. d. Übers. ) Obendrein hatte Axelrod NASA-Veteranen eingestellt, die ihn bei der Ablauforganisation unterstützen sollten. Bald schwirrten Akronyme, abgehackte Sätze und kernige Sprüche durch die Luft.
    Dann setzte Axelrod eine weitere Besprechung mit den Astronauten in seinem Büro an, wobei er den Termin eine halbe Stunde vorher bekanntgab. Er hockte wieder auf dem Schreibtisch und strich akkurat den marineblauen Maßanzug glatt, bevor er zu sprechen anhob.
    »Wir sind ein Team, richtig?«
    Alle Anwesenden nickten. Julia nickte besonders heftig. Ihr gefiel es, mit welcher Effizienz Axelrod die Sache handhabte. Das Astronautenbüro der NASA war eine Arena ständiger Rivalitätskämpfe gewesen – das reinste Affentheater. Die Piloten sahen auf die Missions-Spezialisten herab. Die Veteranen musterten die Neuen mit Skepsis. Die Militärs betrachteten die Zivilisten als Weicheier. Und die Inhaber eines Doktortitels fühlten sich überhaupt als die Größten; sie blickten nämlich aus dem wissenschaftlichen Elfenbeinturm auf die Niederungen des Flugbetriebs hinab.
    »Nachdem ihr gehört habt, was ich euch zu sagen habe, müßt ihr euch einfach zusammenraufen.« Axelrod genoß das, nur daß sie den Grund dafür nicht kannte. Doch dann fiel bei ihr der Groschen: er war auch im Team. So nah, wie er dem Astronauten-Status jemals kommen würde. Er war quasi Erster unter Gleichen. Er wußte, wie man die Schichten des Fettgewebes der NASA durchtrennen mußte.
    Den besonderen Anforderungen an eine Mars-Mission mit nur vier Astronauten vermochte die NASA mit der bisherigen Strategie nicht gerecht zu werden. Der ideale Astronaut war austauschbar – das war die orthodoxe Doktrin. Weil für die Raumstation indes hochspezialisierte Experten benötigt wurden, geriet diese Doktrin nun ins Wanken. Und das Pflichtenheft für den Mars versetzte ihr den Todesstoß. Ohne spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten wäre eine aus vier beziehungsweise sechs Leuten bestehende Besatzung gar nicht in der Lage, eine ganze Welt zu erforschen. Deshalb wiesen die Qualifikationsprofile dieses Teams fast keine Schnittstellen auf.
    »Höchste Geheimhaltungsstufe. Keinen Hinweis an die Presse oder sonst jemanden, nicht einmal ans Konsortium. Klar?«
    Sie alle nickten. Wie aufs Stichwort verließen Axelrods Assistenten den Raum.
    »Erinnert ihr euch an die Marsflug-Ausrüstung, die ich kaufen wollte? Die Prototypen? Nun, erst hat die NASA mich abblitzen lassen, und dann die Kameraden von der ESA. Also habe ich ein paar Industriespione beauftragt, den Verbleib der Ausrüstung zu ermitteln.« Er hob die Augenbrauen. »Ratet mal, wo der Krempel abgeblieben ist.«
    Keiner hatte eine Ahnung.
    »Ich habe ein Faible fürs Kriminalistische; Kriminalromane sind nämlich die einzigen Bücher, die ich lese. Ich mag die Detektivgeschichten, wo man die Teile wie bei einem Puzzle zusammenfügen muß. Nun kommt ein Auszug von dem, was meine Schlapphüte herausgefunden haben. Ingenieurskram.« Er runzelte die Stirn, wohl um sie vor der Fachsprache zu warnen, mit der er sie gleich bombardieren würde. »Es lautet wie folgt: ›In bimodaler Konfiguration arbeiten wir nach dem Start im ‘Leerlauf’ mit einer Wärmeleistung von 100 Kilowatt. Die Generatoren für die konventionelle Energieerzeugung werden durch eine Brayton-Energiewandler-Einheit [Turbo-Wechselstrom-Kompressor] mit Helium-Xenon-Treibmittel ersetzt.
    Ein verripptes Kühlersystem (nicht erforderlich beim Einsatz von Luftbremsen] führt die Abwärme ab. Darüber hinaus wird der durch die Abwärme verursachte Brennstoffschwund nach Triebwerkszündungen reduziert.‹ Wahnsinn!«
    »Meine Herren«, sagte Viktor kaum hörbar.
    Axelrod

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