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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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vorzugreifen. Soll er es auf seine Weise tun. Auf jeden Fall hatte sie ihren Spaß.
    Sie gab Viktor Hilfestellung, als er sich schwerfällig erhob und zum Leitstand humpelte. Das Band war bereits eingelegt und mußte nur noch abgespielt werden. Marc und Raoul mußten das geplant haben. Julia fragte sich, wieso sie die Aufnahme überhaupt gemacht hatten.
    Sie nahmen auf den herumstehenden Stühlen Platz, und Marc begann den Vortrag. »Bei der Analyse der Videodaten des Robots habe ich einen Hügel gefunden, über dem der Morgennebel etwas dichter zu sein beziehungsweise sich länger zu halten schien. Habe es mir damit erklärt, daß die Regolith-Kruste etwas dünner war als bei den anderen, wißt ihr.«
    Der Fuhrpark der Basis bestand aus zwei offenen Dünen-Buggys von der Größe eines VW-Käfers, die die Besatzung für Nahaufklärung bis zu einem Radius von fünfundzwanzig Kilometern nutzte.
    Durch den gleichzeitigen Einsatz der Buggys vermochten zwei Personen die Bohrausrüstung zu transportieren. Die Fahrzeuge hatten ursprünglich zum robotischen Mars-Vorposten gehört, den die NASA im Jahr 2010 eingerichtet hatte, um die Landezone zu erkunden. Anfangs waren die Buggys über Telepräsenz von der Erde aus gesteuert worden und später vom Habitat der Zubrin-Basis aus.
    Gleich nach der Ankunft hatten Raoul und Viktor die Buggys zu Zweisitzern mit einer zusätzlichen manuellen Steuerung umgerüstet. Wenn sie die Fahrzeuge einmal nicht brauchten, wurden sie im Automatik-Modus losgeschickt, um Aufnahmen von Gebieten zu machen, die für die Besatzung oder Wissenschaftler auf der Erde von Interesse waren.
    Marc schaltete auf Wiedergabe. Ein großer roter Hügel füllte den Bildschirm aus.
    Julia schauderte beim Gedanken an die beißende Kälte, die an jenem Morgen geherrscht hatte, als sie und Marc den Dunst über den Kuppen zum erstenmal gesehen hatten. Sie hatten die Anzugsheizung bis zum Anschlag hochgedreht und die Formationen betrachtet, die wie in farbenfrohe Decken gehüllte Pinguine aussahen. Ihre Bilder prangten nun auf dem Deckblatt eines Modekatalogs, und sie trugen natürlich die Parkas und Hosen, die unter dem Markennamen Marswear? verkauft wurden. Das war der letzte Schrei der Outdoor-Mode, und die Lizenzgebühren trugen zur Finanzierung der Mission bei.
    Diese Fahrt hatten sie im großen Rover unternommen. Als sie sich anschickten, das Fahrzeug zu verlassen, hatte sie sich den Teewärmer geschnappt und ihn wie eine Skimütze getragen. Das war das erste Mal gewesen, daß sie ihn als zusätzlichen Kälteschutz benutzt hatte.
    »Wie ihr seht«, sagte Marc, »hat die Erhebung eine exponierte Seite. Also versuchte ich, eine horizontale Bohrung durchzuführen. Das ersparte es mir auch, die ganze Ausrüstung auf die Hügelkuppe zu schleppen.«
    Er fuchtelte mit der Fernbedienung herum und schaltete das Videogerät auf schnellen Vorlauf, so daß die beiden vermummten Gestalten wie Enten umherwatschelten, während sie die Ausrüstung aufstellten und die Bohrarbeiten in Angriff nahmen.
    Dann verlangsamte das Band sich wieder auf normale Wiedergabegeschwindigkeit, und das schwache, metallische Mahlen des sich in den Untergrund fressenden Bohrers war zu vernehmen. »An dieser Stelle waren wir etwa dreißig Meter tief. Der Bohrer durchstieß die harte Schicht nur langsam – wahrscheinlich Salze –, doch dann schraubte er sich plötzlich mit einem Affenzahn in die Tiefe. Genau
    … hier. Raoul liest die Tiefenmeßwerte ab und ruft mir zu, daß die Geschwindigkeit des Bohrers sich erhöht hätte. Ich schaltete den Bohrer ab, um die Spitze nicht zu verlieren. Nun ziehen wir den Bohrer heraus, und wie ihr seht, qualmt die Spitze.«
    Die Kamera fuhr das Bild heran.
    »Uiuiui«, sagte Julia begeistert.
    »Nach Rauch sah es jedenfalls aus, doch die Spitze war nicht heiß – nicht einmal warm.« Er lächelte und schaute Julia und Viktor verschmitzt an.
    »Wenn es also kein Rauch war – nein, warte, es war Wasserdampf!«, rief Julia. »Ihr seid auf Wasser gestoßen!«
    Marc grinste. »Genau. Die Spitze des Bohrers war nämlich pitschnaß und dampfte wie verrückt.« Weil der Mars so kalt und trocken war, kam Wasser auf der Oberfläche nicht im flüssigen Zustand vor, sondern sublimierte direkt von Eis zu Dampf. Die Mannschaft hatte ihre Anstrengungen bei der Wasserbohrung auf die Stellen konzentriert, wo Morgennebel auf Tiefenfeuchtigkeit hindeuteten.
    Auf dem Monitor hüpften die beiden vermummten Gestalten fröhlich

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