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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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psychologische Beratung genossen. Ihre Hochzeit mit Viktor räumte das Problem aus, das die NASA verschämt als IBA deklarierte, Interpersonale Beziehungs-Aktivitäten . Statt dessen konzentrierten sie sich darauf, wie sie einem der ›Jungs‹ einen Fehler stecken konnte, ohne daß der also Düpierte sie gleich zu einem Stehpinkel-Duell herausforderte.
    Jemand befürchtete wohl, daß sie die zarten männlichen Egos verletzen würde, falls sie einem ihrer Kameraden einen Fehler nachwies.
    Sie mußte positiv und konstruktiv sein, aber indirekt, sagten die Psychologen. Keine Kritik an den Kameraden. Außerdem wurde sie angehalten, sich alte Studien über das Verhältnis zwischen Piloten und Copiloten bei Fluglinien zu Gemüte zu führen. ›Copiloten von Verkehrsflugzeugen bedienen sich indirekter Hinweise für die Korrektur von Pilotenfehlern, obwohl diese Fehler vielleicht tödliche Folgen haben‹, hieß es in einer der wissenschaftlichen Studien, die man ihr gegeben hatte. Die Hollywood-Drehbuchautoren haben wieder einmal das Thema verfehlt , war ihre erste Reaktion gewesen. Die Flugzeugkatastrophen, die in manchen Filmen inszeniert wurden und die mit schwülstigen Dialogen überfrachteten Cockpitszenen hatte es so nie gegeben.
    ›Flugkapitäne erteilen mehr als doppelt so viele Befehle wie Copiloten, nur um ihren Rang zu betonen. Aus den Unfallberichten der Fluggesellschaften geht jedoch hervor, daß Copiloten oft Pilotenfehler korrigieren müssen‹, hatte sie gelesen.
    Sie versuchte, dieses Szenario auf den Mars zu übertragen. Wie sollte sie jemanden darauf hinweisen, er habe die Luftschleuse nicht geschlossen, ohne daß der Betreffende das als Kritik empfand? Sie durfte auf keinen Fall brüllen: ›Mach die verfluchte Luftschleuse zu, oder sollen wir alle draufgehen?‹ Vielmehr sollte sie sagen: ›Würdest du mir wohl deinen Schal borgen? Irgendwo zieht es.‹ Und dann nach Luft schnappend auf den Boden fallen. Oder wie wäre es mit einer direkteren Ansprache wie: ›Ach, du wolltest wohl mal durchlüften?‹ Nach diesem Spruch lachte sie glucksend.
    Und für die Zuschauer zuhause. ›Dein Helm sitzt nicht richtig‹ gab es die Alternative ›Das ist eine ganz neue Art, den Helm zu tragen. Sieht richtig verwegen aus.‹
    Oder zu Viktor: ›Mein Schatz, gleich fährst du den Rover über die Klippe.‹ Bei diesem Kalauer hatte sie sich vor Lachen ausgeschüttet.
    Danach hatte sie immer Ausreden gefunden, sich vor den Beratungsgesprächen zu drücken. Schon die Vorstellung, sich in eine passive Rolle fügen zu müssen, widerstrebte ihr.
    Die klugen Ratschläge der Psychologen gingen ihr ohnehin zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus: ein paar lädierte Egos wären zu verkraften. Bei dummen Fehlern um den heißen Brei herumzureden, wäre jedoch tödlich. Der Mars verzieh nämlich keinen Fehler.

Kapitel 6
August 2015
    Sie hatte ein schlechtes Gewissen, nachdem sie Viktor in die Besatzung geholt hatte.
    Als sie in die Besprechung mit Axelrod gegangen war, hatte sie nicht im geringsten daran gedacht, Marc zu verdrängen – vielmehr hatte sie selbst sich auf einen Rücktritt eingestellt. Ihre NASA-Erfahrung hätte sie warnen müssen. Die Auswahl der Besatzungen erfolgte bei der NASA nach einem undurchsichtigen System, wobei Sympathie und Proporz wohl die größte Rolle spielten. Nichts geschah nur aus einem Grund. Im Missionsoperations-Direktorat war nach allen Regeln der Kunst gekungelt und intrigiert worden; doch nun wirkten diese Machenschaften so entfernt und bedeutungslos, als ob in China ein Sack Reis umgekippt wäre.
    Dennoch erforderte die Personalpolitik der NASA einen langen Atem und Lobbyarbeit – wie eben in der Politik –, und es gab reichlich Raum für Spekulationen. Aber nicht hier. Nachdem Axelrod seine Kalkulationen durchgeführt hatte, handelte er blitzschnell. Sie war zu solch einer konsequenten ›Menschenführung‹ nicht in der Lage. Sie hatte ein ausgeprägtes Gespür für ihre Schwachstellen und Verletzlichkeit. Sie und Viktor waren in Gefühlsdingen etwas unsicher und entsprachen damit dem Standardprofil der Astronauten – ihren Auftrag erledigten sie dynamisch und zupackend, doch fiel es ihnen schwer, über ihre emotionale Befindlichkeit zu sprechen, wie die aktuelle Psycho-Theorie behauptete. Doch bedeutete das nicht, daß sie kein Gespür für die Gefühle anderer Menschen gehabt hätte.
    Marcs Verletzung war auch für sie schmerzlich gewesen, obwohl sie seine Demission

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