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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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nahrhafte Nahrung zu sich zu nehmen. Julia besaß ein Depot mit lauter guten Sachen – Suppen, Fleischklöße, Meeresfrüchte, Haferflocken. Jeder hatte eine Auswahl seiner Lieblingsgerichte mitgenommen. »Man muß Anklänge an die Heimat heraufbeschwören«, hatte ein Psycho-Onkel gepredigt. Und wie ein Schlaumeier sich ausdrückte, war Essen die einzige angenehme Tätigkeit, die man dreimal am Tag verrichten konnte, noch dazu jeden Tag.
    Monate vor dem Start hatten die Besatzungsmitglieder einen detaillierten Fragebogen zu ihren Eßgewohnheiten ausgefüllt und im Anschluß daran ein Gespräch mit einem Ernährungsberater geführt.
    Nachdem der Computer mit allen Angaben gefüttert worden war, erstellte ein Programm mit der Bezeichnung ›Creative Cuisine‹ einen Speiseplan, für dessen praktische Umsetzung die Kombüse auch ausgerüstet war. Auf dem Speiseplan wechselten die Lieblingsgerichte der Besatzungsmitglieder und das Repertoire in monatlichem Turnus sich ab. Natürlich war der Nährstoffgehalt der Gerichte auf die Erfordernisse des Programms abgestimmt, was letztlich doch zu einer gewissen Vereinheitlichung führte. Die Nahrungsaufnahme während der Mission sollte zelebriert werden, als ob man in regelmäßigen Abständen sein Lieblingsrestaurant besuchte. Gewiß, der Speiseplan war den Besatzungsmitgliedern vertraut, doch Vertrautheit war auch ein stabilisierendes Element. Soweit jedenfalls die Theorie.
    Sie aßen schichtweise in der winzigen Bordküche. Auf dem Hinflug entsprach Julia den Erwartungen der Öffentlichkeit und stellte sich pflichtschuldig an den Herd; weil die anderen jedoch regelmäßig ihre Kochkünste bemängelten, wurde sie schließlich von ihrem Amt als Köchin entbunden.
    Das focht Julia, die mitnichten eine Feinschmeckerin war, aber nicht an. Essen war für sie nur ein notwendiges Übel. Nahrung war Brennstoff, der den Menschen Kraft für den Tag gab und die ›kleinen grauen Zellen‹ nährte, wie ihr Lieblingsdetektiv sagte. Doch im Gegensatz zum Gourmet Poirot war ihr Gaumen anspruchslos. Die Studentenzeit hatte sie mit einer minimalistischen Küche überstanden. Es hatte fast schon ihre Fähigkeiten überstiegen, eine Tüte Nudeln in kochendes Wasser zu schütten. Viktor scherzte, er hätte sie gewiß nicht ihrer hausfraulichen Qualitäten wegen genommen. Vor der Mission hatte er meistens für beide gekocht und auch ihren Fragebogen ausgefüllt. »Entweder das«, hatte er gesagt, »oder wir müssen uns auf dem Mars Hamburger reinziehen – oder, noch schlimmer, Soja-Brätlinge.«
    Doch der Technik waren Grenzen gesetzt. Vor allem das tiefgekühlte Gemüse widersetzte sich der kreativen Zubereitung in der Mikrowelle, doch ließ Marc sich nicht entmutigen. Er und Julia versuchten, im Gewächshaus Frischgemüse zu ziehen. Er hatte darum gebeten, sein Depot mit einer breiten Gewürzpalette zu bestücken.
    Die weniger gelungenen Versuche hatten ihnen Bauchgrimmen beschert, doch war das Essen immer noch um Längen besser als der gefriergetrocknete Schlangenfraß der NASA.
    »Was habt ihr beide während unserer Abwesenheit denn gemacht?«, fragte Julia später über dem leicht klumpigen Pudding.
    Die schokoladenbraune Farbe kaschierte die sichtbaren Spuren des Marsstaubs, doch dafür knirschte er zwischen den Zähnen.
    Marc leckte gründlich den Löffel ab. »Wir haben wieder Bohrungen in den Pingo -Hügeln durchgeführt, weißte. Haben etwas … Interessantes gefunden.« Er widmete sich wieder dem Pudding.
    Julia warf einen Blick auf Viktor. Irgend etwas war im Busch.
    Wenn man für zwei Jahre mit jemandem zusammenlebte, lernte man, jedes Mienenspiel zu interpretieren.
    Vor zwanzig Jahren hatten NASA-Wissenschaftler, die auf der Erde die Daten der Viking-Fotos analysierten, ein Feld mit Dutzenden regelmäßiger, dreißig Meter hoher Hügel im Norden des Thera-Kraters entdeckt. Sie vertraten die Auffassung, daß es sich bei den Hügeln in Wirklichkeit um Pingos handelte, mit einer Geröllschicht überzogene Eiskuppen, wie man sie von der irdischen Arktis kannte. Doch bisher waren Marcs Bohrungen in einem Medium, das sich als Salz- und Geröllschichten entpuppte, erfolglos geblieben.
    »Was habt ihr also gefunden?«, fragte Viktor.
    Marc stand auf. »Kommt mit, ich werde es euch zeigen«, sagte er mit einstudierter Gelassenheit. »Ihr seht es auf dem Robot-Monitor.
    Raoul ist sowieso mit dem Abwasch an der Reihe.«
    Aha. Es ist eine große Sache. Sie verzichtete darauf, ihm

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