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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hand. Dann trieb er sein Kanu wieder hinaus.
    »Was wollte er?«
    »Daß wir ihm helfen. Er baut ein neues Haus. Und einen Stall für die Ziegen.«
    »Das war es nicht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das war es nicht, Ovaku. Trotzdem, wenn er uns um Hilfe bittet, müssen wir helfen. Aber in Wirklichkeit ging es um die Perlen.«
    »Und was sagte er da?«
    »Was wir mit den Perlen wollen, will er wissen. – Und das ist wahr, Ovaku: Was willst du mit all diesen Perlen?«
    Ron schwieg.
    »Und er sagte noch etwas. Er sagte, daß die Perlen nicht uns allein gehören. Die Perlen gehören allen.« Das also war es!
    »Dein Vater hat ihn geschickt«, sagte er schließlich. – »Das glaube ich auch, Ovaku. Alles andere hat er nur so gesagt. Aber die Wahrheit ist: Mein Vater hat ihn geschickt.«
    »Oder Nomuka'ta?«
    »Mein Vater und Nomuka'ta, Ovaku, es ist dasselbe.«
    Er verstand. Und vor allem begriff er eines: Die Sache wurde kompliziert. Es war wohl besser, die Tauchgänge abzubrechen. Und wieso auch nicht – hundertzweiundsiebzig schwarze Perlen lagen im Beutel.
    Und das hieß: Perlen für eine Viertelmillion Dollar! Er hielt die Wahnsinnssumme für eine ziemlich realistische Schätzung.
    Blieb nur die eine Frage: Wie kam man an das Geld?
    ***
    Einen klaren Plan hatte Ron nicht. Es war eher eine Handvoll von vagen Vorstellungen. Gedanken- und Ideensplitter, die er mit sich herumtrug und bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bot, zu analysieren versuchte.
    Natürlich, wenn Descartes endlich aufgetaucht wäre, hätte alles viel einfacher ausgesehen – vorausgesetzt natürlich, dieser verfluchte französische Inselhändler war ein vernünftiger Mann und ließ mit sich reden.
    So aber …
    Bald jedoch spielte für ihn der Name Gilbert Descartes nicht länger eine Rolle. Er war durch einen anderen ersetzt worden: William Bligh. Bligh war schließlich auch kein Übermensch gewesen und kein Gott oder sonst etwas, aber er hatte es geschafft. Und wie er es geschafft hatte! Mit einem lächerlich kleinen Ruderboot, das er bei Bedarf mit einem Segel versehen konnte, hatte er von hier aus den ganzen Pazifik überquert, um schließlich in Timor zu landen.
    Nun, sagte sich Ron, du hast zwar kein Ruderboot, und mit einem Auslegerkanu, das du dir hier ohne weiteres beschaffen könntest, kämst du allein auch nicht so richtig zurecht, das muß man schon im Blut haben, aber dein altes Schlauchboot existiert ja noch. Du hast es in Schuß gebracht, so gut das ging, es ist groß, ein gutes, starkes amerikanisches Zephyr, du könntest einen neuen Holzboden einziehen und darauf sogar einen kleinen Mast verkeilen …
    Er suchte sich Material, machte Zeichnungen, nahm kaum wahr, was er aß, vermied Tamas Blicke, lebte wie in einer anderen, nein, lebte bereits in einer anderen Welt.
    Wenn er später auf diese Zeit zurückblickte, war es ihm jedesmal, als habe er im Traum oder in Trance gehandelt. Eines reihte sich ans andere, alles geschah wie von selbst, aus sich selbst heraus.
    Wann dieser sonderbare Zustand begonnen hatte, und woher er vielleicht rühren mochte, konnte er genau bestimmen: Es war der Augenblick, als Tama vor ihm aus dem Wasser auftauchte, die Perle zwischen Daumen und Zeigefinger hielt und sie ihm in die Handfläche tropfen ließ …
    Aber manchmal dachte er allen Ernstes, der alte Nomuka'ta habe schon damals seine Hand im Spiel gehabt. Vielleicht, daß sich Nomuka'ta auch in diesem Moment oben hinter den Steinen versteckte, vielleicht, daß er tatsächlich über irgendwelche übernatürlichen Kräfte verfügte, so, wie es die Menschen auf der Insel glaubten. Vielleicht, daß er wie ein unsichtbarer Regisseur alles bestimmte, was dann geschah …
    Damals aber behielt nur das Wort ›Bligh‹ für Ron seinen magischen Klang.
    »An was denkst du, Ovaku?«
    »Ich? An einen Mann. Nein, an zwei Männer, genau gesagt.«
    »Du hast Sehnsucht nach ihnen? Du willst sie sehen?«
    »Das geht nicht, Tama. Sie sind tot. Sie sind schon vor über zweihundert Jahren gestorben.«
    »Dann hast du sie also nie gekannt. Sind es Verwandte gewesen?«
    »Nein.«
    »Wieso denkst du dann an sie?«
    »Vielleicht sind ihre Geister hier, Tama.«
    »Und wie heißen diese Männer?«
    »Bligh, so hieß der eine. Und der, der vor ihm lebte, Crusoe. Robinson Crusoe … Aber mich interessiert am meisten William Bligh.«
    »Und was war mit diesem …« Sie versuchte den Namen nachzusprechen, es mißlang ihr gründlich.
    »Bligh war ein ›Palangi‹, ein

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