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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit Ihnen los? Wo wollen Sie denn hin mit dem Ding?«
    »Zum nächsten Flughafen«, grinste Ron. »Ob Sie's mir nun glauben oder nicht.«
    Der Mann, der aussah wie ein Pirat, war katholischer Priester, Neuseeländer und der Leiter der Styler-Mission der Insel Telekitonga. Er hieß Patrick Lanson. Die Styler-Mission wiederum war Ron – nein, war Rudolf Eduard Hamacher, Rons anderem Ich, dem Herrn mit der Krawatte – gut vertraut. Dem Mutterhaus hatte R. E. Hamacher in Kredit- und Anlagefragen oft genug hilfreich beigestanden, denn dieses Mutterhaus befand sich ausgerechnet in Sankt Augustin bei Bonn.
    Es mochte Zufälle geben, die nur mit der Fügung Gottes erklärt werden können, wie Vater Lanson sagte, aber es gab auch solche, die eher wie ein Zusammentreffen absurder Umstände wirkten.
    So jedenfalls schien es Ron. In den fünf Tagen jedenfalls, die er auf der Mission in Telekitonga verbrachte, einer Ansammlung freundlich buntgestrichener Häuser, einer weißen Kapelle und einer Radiostation, wurden sie zu Freunden. Wie Freunde sprachen sie, erzählten, tranken, stellten Fragen und erwarteten Antworten.
    Ron antwortete, so gut er konnte und so vorsichtig, wie es ihm notwendig schien. In einem Punkt blieb er besonders undeutlich: Bei der Erwiderung auf die Frage, woher er komme und woher sein sonderbares Gepäck stamme, all diese Kokosnüsse, Körbe, Basttaschen. Dazu gab er nur ziemlich vage Auskünfte.
    Er habe eine Zeitlang allein gelebt. Auf einer Insel. Eine Art Selbsterfahrungstrip …
    Dann dachte er an Tama und daran, daß Pater Patrick sie in seiner kleinen weißen Kirche schließlich trauen könnte, auf solide westlich-bürgerliche Art. Eine Ehe würde es sein, die vor jedem Gesetzbuch Bestand hätte, und so erzählte er ein bißchen mehr. Im Grunde lief es darauf hinaus, daß er ›sein Paradies gefunden habe‹, und daß es eine Sünde gegen Gott und dessen Paradies sei, zu verraten, wo es liege. Patrick Lanson gab sich damit zufrieden.
    An einem herrlichen Sonntagmorgen, gleich nach der Messe, brachte Pater Lanson Ron nach Pangai, dem Hauptort der Ha'apai-Inselgruppe. Dort erwischte Ron gerade noch die klapprige Focker-Turboprop der ›Friendly Islander Airways‹, die ihn nach Tongatapu brachte.
    Kurz vor fünf landete er auf dem Flughafen von Fua'amotu, dem International Airport Tongas, weit außerhalb der kleinen Hauptstadt. Er erwischte gerade noch die Abendmaschine der ›Air Pacific‹ nach Tahiti, und es war tiefe Nacht, als unter ihm mit unzähligen, gleißenden, farbigen Lichterschnüren Papeete, die Hauptstadt Französisch-Polynesiens, auftauchte …
    ***
    Als Ron die mahagonifunkelnde Halle des Tahiti-Beach-Hotels betrat, trug er nichts am Leib als das Jeanshemd und die Jeans, die ihm Pater Patrick Lanson geschenkt hatte – und einen Beutel Perlen. Seine Füße steckten in gelben Plastiksandalen, gleichfalls ein Geschenk der Mission.
    Die Suite war ein Traum. Das Schlafzimmer beherrschte ein gewaltiges Rattanbett mit einem Seidenüberwurf, der mit blauen und gelben Seidenblumen bestickt war. Im Salon gab es weitere Rattanmöbel und andere Seidenbespannungen in allen denkbaren Farben. Dazu eine wunderschön geschwungene Sandelholz-Bar. Über der Terrasse hing der Mond, und darunter, hinter all dem Wellengeglitzer, konnte man die dunklen Umrisse Mooreas erahnen. Zu allem kam als Dreingabe das bunte Lichtergefunkel der Stadt Papeete, die sich so gerne ›Perle, Zentrum und Hauptumschlagplatz der Südsee‹ nennen läßt. Ron hatte weder auf die ›Perle der Südsee‹ Appetit noch auf Moorea, die ›Trauminsel‹ aller Reisebüros. Schlichten, grausamen Hunger hatte er.
    Er bestellte sich bei einem braunhäutigen, sanften und unentwegt lächelnden jungen Kellner ein Steak, dann ein Omelette mit Salat und mixte sich, als er das Dessert und das Duschen hinter sich hatte, an seiner Bar einen Screw-Driver.
    Die Zivilisation hatte ihn wieder!
    Da er jedesmal, wenn er das verdammte Bett zu Gesicht bekam, an Tama denken mußte, verzog er sich schließlich mit seinem Drink auf die Terrasse und trank dem Mond zu: Prost, Alter! Und morgen sehen wir weiter …
    Am nächsten Morgen klopfte es nach dem Frühstück bereits an die Zimmertür der Suite. Eine junge Dame stand im Türrahmen. Eine höchst bemerkenswerte junge Dame mit einem atemberaubenden kurzen, grünen Kleid. Sie hatte helle Haut, dunkles Haar und den Lippen- und Augenschnitt einer Eurasierin.
    Sie war außerordentlich hübsch und erinnerte

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