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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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belasten.
    ›Kunstdünger‹, schrieb er. ›Moskitonetze, Läusepulver …‹
    Im Hintergrund, neben der Bar, flimmerte das Fernsehgerät. Den Ton hatte Ron abgestellt. ›RFO – Radio France Outre Mer‹ brachte eine politische Sendung. Es war eine Art Round-table-Gespräch, bei dem ein kahlköpfiger, mit einer riesigen Hornbrille ausgestatteter Regierungsvertreter einer Runde starräugig dasitzender Journalisten und Lokalpolitiker beibrachte, daß die Atomtests im Tuamotu-Archipel unbedingt weiterzugehen hätten. Auf den Tuamotu-Inseln hatte die CEA, die Commission d'Energie Atomique, mehr als hundertfünfzig Bomben gezündet und seit 1966 trotz weltweiter Proteste die Atolle durchlöchert wie Schweizer Käse, so daß nach allen Seiten ungehindert Radioaktivität in den Pazifik entweichen konnte.
    Ron wußte das alles. Früher hatte er sich oft genug damit beschäftigt.
    Und was sagte die Hornbrille? »Sicher, meine Herren, die sowjetische Bedrohung ist zusammengebrochen. Aber bedeutet das in Ihren Augen, daß es auf dieser Welt keine Gefahren mehr gibt? Was glauben Sie, was geschehen kann, wenn die sowjetischen Atombomben in die Hände irgendwelcher unterentwickelter Terrorstaaten fallen? Schon deshalb wird und muß unser Programm weitergehen! Und vergessen Sie bitte nicht, Messieurs, wir schaffen Ihnen damit viele, viele Arbeitsplätze …«
    Darauf hatte er der Hornbrille den Ton abgeschnitten und wußte wieder einmal ganz genau, was er nicht wollte – das, zum Beispiel!
    Zum Glück lagen die französischen Unglücksatolle und die Verrückten, die sie partout in die Luft jagen wollten, dreitausend Kilometer von den Tongainseln entfernt …
    Aber als er den zweiten Tahiti-Sender erwischte, schob Ron den Tonregler auf volle Stärke. Was erzählte der Mann da? »Die Piratenbande«, sagte der Nachrichtensprecher gerade, »über die wir Ihnen vergangene Woche berichteten und die von einem Malaien angeführt wird, hat anscheinend ihre Aktivität in das Gebiet der Fidschiinseln verlegt. Nach ersten Berichten aus Suva wurde von der Bande ein Dorf auf Vanua Levu überfallen. Außerdem ist noch nicht geklärt, was aus der Besatzung einer amerikanischen Yacht geworden ist, die in derselben Gegend führerlos treibend aufgefunden worden ist …«
    Ron setzte einen neuen Posten auf seine Liste. Zu Antibiotika, Kindernahrung und Babywindeln schrieb er: ›Waffen und Munition‹.
    Er konnte nicht wissen, welche Bedeutung dieser Posten für ihn, für alle erlangen sollte …
    ***
    Es gab kein Zurück.
    Ron stürzte sich wie im Rausch in seine Einkaufsschlacht. Am vierten Tag seines Aufenthalts in Papeete hatte er sein Schiff: Eine Sechzehn-Meter-Hochsee-Yacht mit verstärkten Stahlsteven, allen denkbaren technischen und navigatorischen Schikanen, einer Aussichtsplattform für das Hochseefischen und als Clou einem Rundbett in der Eignerkabine. Die war ohnehin schon mit Fernseher und Videogeräten ausgestattet.
    Das Traumschiff gehörte einem amerikanischen Millionär, der wie Ron im Beach wohnte und seine ›Miss Betty‹ absolut mit einem noch größeren Luxusdampfer vertauschen wollte.
    Ron blätterte die Hundertzwanzigtausend, die er verlangte, auf den Tisch: »Schwarzgeld, Mr. Myers. Brauchen Sie nicht zu versteuern«, ließ in der Werft das ›Miss Betty‹ überpinseln und durch ›Paradies‹ ersetzen, und als dann der ganze Kram, den er erstanden hatte, endlich verstaut war, war es tatsächlich so, wie er es vorausgesehen hatte: Er hatte sein Schiff bis zur Wasserlinie beladen! Auf der ›Paradies‹ konnte man sich kaum mehr bewegen. Selbst im Salon stapelte sich die Ware. Sechzig Ballen Stoff, zum Beispiel, bestimmt für die Damen von Tonu'Ata. Darunter verborgen lagen einige längliche graue Kisten. Die enthielten sechs chinesische Nachbauten des russischen Sturmgewehrs Kalaschnikow und die dazugehörende Munition.
    Charles Boucher hatte ihm die heiße Ware nach vielem Hin und Her und buchstäblich in der letzten Sekunde besorgt.
    Dann endlich war es soweit, daß er die Leinen abwerfen konnte.
    Zweitausenddreihundert Seemeilen lagen vor ihm. Na und? Es gab Satelliten, die sich irgendwo über ihm im blauen Himmel drehten, um die Daten zurückzufunken, die er brauchte: Koordinaten, Positionsangaben, Kurs, dazu die Kommandoimpulse, mit deren Hilfe die Steuerautomatik die ›Paradies‹ an ihr Ziel führen würde, in die Nähe ihres Ziels jedenfalls – bei der letzten Etappe würde er sich schon auf seine Nase und die

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