Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
den Finger durchziehen wollte, schlug etwas gegen ihren Arm. Schmerz zuckte bis zu den Schultern hoch. Josés Revolver flog in hohem Bogen durch den Salon. Der in der Ecke, der Kleinere, hatte sich mit einem Satz nach vorne geworfen und im Sprung noch mit der Armstütze seines Automatikgewehrs zugestoßen.
    Elena Jimenez ging in die Knie. Sie beugte den Kopf nach vorne. Auch so ist's gut. So hast du wenigstens niemand getötet …
    Nun wartete sie auf das Ende. Nichts geschah. Ja, da waren ihre Stimmen, Stimmen und Gelächter. Sie fanden es noch immer lustig …
    Sie nahm den Kopf hoch. Ihre Augen waren ohne Tränen. Sie sah alles ganz klar: Die nackten Beine, ihre Gesichter, dort drüben die Tür.
    Elena stand auf. Keiner streckte die Hand nach ihr aus. Sie ging zur Tür. Niemand hinderte sie. Sie öffnete die Tür, betrat die Kajüte, schob die Tür zu. Sie fühlte sich nun so schwach, daß sie den Riegel kaum nach vorne brachte. Mit letzter Kraft sank sie auf ihr Bett …
    ***
    Im Salon sahen sie sich an. Der Pai zog die Kuppe seines Zeigefingers über die Schneidezähne. Er grinste nicht länger, er hatte auch zu wippen aufgehört.
    Lavuka und Tanoa wußten, daß das Spiel noch lange nicht vorbei war. Aber sie hatten ihren Spaß daran verloren.
    »Hätte verdammt noch mal auch schiefgehen können.« Tanoa war der erste, der sprach.
    Der Pai sah ihn an. »Du verstehst nichts, Tanoa. Du hast noch nie was verstanden. Du hast zwar dicke Eier, aber drin steckt nichts als gottverfluchte Angst.« Diesmal konnte er Tanoa nicht beeindrucken. »Warum hast du sie nicht gleich kaltgemacht? Was soll der ganze Zirkus wegen so 'ner Alten?«
    »Richtig.« Der Pai grinste wieder: »Wegen so 'ner Alten. Alt und kalt. 'ne warme Alte ist mir lieber. Jetzt geht's erst richtig los.« Er warf Tanoa einen dieser Blicke zu, die jedem durch und durch gingen …
    Soll er mich doch – Tanoa dachte es noch. Und dachte nichts mehr. Der Mund blieb ihm offen. Auch die beiden anderen, die sich draußen am Heck weggedrückt hatten, als die Ballerei anfing, kamen in den Salon. Der Pai aber hatte Tanoas schwere Kalaschnikow in der Hand, drehte sie, rammte die Waffe, den Kolben voran, gegen die Tür. Die beiden Sperrholzschalen brachen sofort. Er steckte die Hand durch das Loch und zog den Riegel zurück.
    Da war die Frau! Sie kauerte auf ihrer schönen blauen Decke und sah ihm entgegen. Der Pai ließ die Kalaschnikow fallen und warf sich auf sie. Sie schrie nicht, nein, kein Ton war von ihr zu hören. Aber als er nun über ihr war, machte sie die eine Schulter und den Arm frei, und ehe er den Kopf wegwenden konnte, stach sie mit zwei Fingern gegen seine Augen. Er brüllte auf. Sie hatte nicht getroffen. Auch dieses Mal nicht. Aber der Schmerz und der Zorn machten ihn rasend.
    »Mein Kris – wo ist der Kris?«
    Aber er hatte das Gürtelmesser … Er riß es aus der Scheide, bog ihr den Kopf zurück – und schnitt.
    Er konnte nicht verhindern, daß das Blut über seinen Arm spritzte. Gesicht und Oberkörper hatte er rechtzeitig weggedreht. Und da floß es nun, und ihr Gesicht wurde weiß und weißer und der dunkle Fleck auf der blauen Decke größer und größer.
    Verdammte alte Misthure! Wer hätte das gedacht? Außerdem – das war jetzt sein Bett!
    Er wickelte den Körper in die Decke, achtete darauf, daß er sich nicht noch blutiger machte und warf die Tote neben das Bett auf den Boden.
    Lavuka kam herein. Seine Lider flatterten, und der Mund verzog sich, als müsse er sich übergeben. »Lavuka! Und du auch, Tanoa. Bringt sie raus. Wischt das auf. Verdammt, die ganze Matratze ist versaut!«
    Der Pai ging an die Spüle, ließ das Wasser laufen, säuberte die Klinge und steckte das Messer zurück in die Scheide.
    »Lavuka! Tanoa – ich hab's euch doch gesagt. Ihr wischt die Schweinerei vom Boden.«
    Tanoa zögerte. Aber dann sah er den Pai an und nickte. Er war sichtlich beeindruckt. Und das, dachte der Pai, ist gut so.
    Im Salon war Ma'afu, Lavukas Vetter, dabei, Schubladen aufzureißen und zu durchwühlen.
    »Du hast wirklich ein Schildkrötengehirn«, fauchte der Pai ihn an. »Laß diesen Blödsinn! Wenn es etwas zu finden gibt, dann in der Schlafkabine. Viel wird's sowieso nicht sein. Solche Leute nehmen keinen Schmuck mit aufs Schiff. Und Geld gibt's bei ihnen nur als Kreditkarten.«
    Es gefiel ihm, seine Überlegenheit zu demonstrieren. Und dies auch noch in ihrer Sprache. Aber schließlich, ob Fidschi, Samoa oder Tonga – die Worte

Weitere Kostenlose Bücher