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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das sollen sie auch denken.«
    Sie nickten. Dieser Malaie! Dachte um alle Ecken. Wie beim Mah-Jongg. Schlau war er, der Pai!
    »So. Und jetzt bleibt hier. Daß keiner in die Kabine geht. Ist das klar? Dort seh' ich mich später um.«
    Der Pai stieg die Außentreppe hoch zum Steuerstand und holte erst mal Luft: Nicht zu fassen, lauter Knöpfe. Hier sah es aus wie in einem Flugzeug. Na und, wer brauchte den ganzen Kram schon? Den Anlasser würde er finden, ein Motor ist ein Motor, ein Segel ein Segel. – Und ein Katamaran das schnellste Boot, das es gibt, soviel stand fest.
    Er berührte andächtig das schimmernde Holzsteuerrad. So ein Katamaran dreht sich fast auf der Stelle, nimmt jede Kurve, auch die engste. Und dann die Rümpfe, sie sind wie zwei Lanzen, sind zwei Messer, die das Wasser zerschneiden. Schneller als der Wind ist man dann!
    Die Königin unter den Schiffen ist ein Katamaran! Wieder sah er nach vorne durch die Scheibe.
    Die Wolken hatten sich weiter zusammengezogen, standen wie dunkle Türme vor dem diesig-hellen Grau. Der Pai ergriff das Fernglas und preßte es sich an die Augen, richtete es zunächst nach Westen und ließ den Blick dann langsam über die schwerer werdende See wandern, die schon überall Gischtkronen aufsetzte.
    Da! War er das?
    Ja, der tanzende helle Punkt dort drüben! Keine Schaumkrone – ein Segel …
    Das Hauptsegel hatte der Franzose eingezogen, aber ganz deutlich war das hochgezogene Dreieck der Gaffel auszumachen.
    Und verdammt weit weg war er auch schon … Na und, dachte der Pai. Ich hol' dich!
    Zwischen all den Knöpfen blitzte ihm der runde Griff eines Schlüssels entgegen. Das war der Anlasser, was sonst!
    Er drehte ihn nach rechts, und schon hörte er das dumpfe Blubbern des Motors, spürte ein Zittern unter den Füßen. Er schob den Gang ein.
    Wieder nahm er den Kopf hoch und starrte über die weiten, grauen gischtsprühenden Linien, die ihm entgegentrieben: Jetzt komme ich, Franzose! Jetzt komm' ich wirklich! Fahr nur zu, ich hab' meine Hände schon an deiner Gurgel, du weißt es nur noch nicht. Bald bist du deine Ladung los, Dicker. Und wenn du es so gottverflucht dämlich anstellst wie der Alte gerade, dann auch dein Leben …
    ***
    Sie hatten eine Menge Seekarten und Fotografien gefunden. Dazu eine Videokamera und eine Kompakt-Pentax mit eingebautem Flash. Dann gab es ein Super-Kofferradio, das jetzt Rock brachte. Der Sender stand wohl in Neiafu, und der Diskjockey schien auf Rock zu stehen.
    Tanoa hatte nichts dagegen, er tanzte im Salon herum, trug eine Skippermütze auf dem Kopf und stank wie ein ganzer Friseurladen oder ein halber Puff, weil er sich im Bad alles, was irgendwie roch, ins Gesicht gesprüht oder auf der Haut verrieben hatte …
    Und was gab es noch?
    Büchsenproviant in Mengen und einige Gläser Orangenmarmelade. Außerdem hatten sie Bücher gefunden und einen komischen Sack, in dem nur ein halbes Dutzend langer Prügel steckten, die sie zunächst für eine besondere Form von Kriegskeulen, dann für irgendein unerklärliches Fischgerät gehalten hatten – bis der Pai sie wieder einmal als Holzköpfe titulierte und ihnen erklärte, die Prügel würden zu einem Spiel gebraucht, das die Palangis Golf nannten und das darin bestehe, daß man einen Ball weit über die Wiese in ein Erdloch dresche.
    Die Bälle fanden sich dann auch – in einer kleinen, mit einem Reißverschluß versehenen Tasche am Ende des Sacks. Aber zu was waren die schon gut? Sollten sie von ihrem neuen großartigen Kanu aus Bälle ins Meer schlagen?
    Am meisten aber waren sie darüber enttäuscht, daß sie kaum Geld gefunden hatten – so, wie es der Pai vorausgesagt hatte.
    Alle Schubladen hatten sie durchgewühlt, jedes Buch durchgeblättert, in jeden Küchentopf gefaßt, es blieb immer das gleiche: Zweiundsiebzig US-Dollar, ein paar Lappen französischer Francs, dann noch zwanzig Tonga-Dollar. Und damit hatte es sich schon.
    »Was ist mit euch eigentlich los?« schrie der Pai. »Und das Schiff? Ist das vielleicht nichts? – Oder das da?«
    Er riß ein glasgerahmtes Foto von der Holzwand des Salons, hielt es über den Kopf und drehte einen Kreisel.
    Tanoa kicherte und kreischte vor Vergnügen. Auch die anderen lachten. Das sah nun wirklich zu komisch aus: Der Pai und der Mann auf seinem Kopf. Der Mann trug eine Uniform. Er hatte eine breite Brust, über die sich quer ein blaues Ordensband spannte. Blond war er. Und blaue Augen hatte er auch. Das sei der König von Spanien,

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