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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geladen hatte. Er fuhr noch, jawohl, wenn auch langsam wie eine Schnecke.
    Der Pai drosselte den Motor, um den Abstand größer werden zu lassen. Die elende Schaukelei fing aufs neue an. Wenn schon … Wo steuerte der Franzose nur hin? Das herauszufinden, war wesentlich. Wieder beugte sich der Pai über die Seekarte im Kartenhalter. Und Karten lesen konnte er, Hitam hatte es ihm vor Jahren schon beigebracht. Aber jetzt half es nicht weiter.
    Wohin, zum Teufel, fährst du, Dicker? – Wohin?
    Nichts liegt vor dir, nichts als Wasser …
    Ihn jetzt zu entern, auf hoher See, fern von jeder Bucht und jedem Festlandversteck, in das man die Ware bringen konnte, dazu fehlte ihm die Lust. Vielleicht ließ es sich nicht vermeiden, aber entwischen konnte er ja nicht. Der Pai beschloß, abzuwarten.
    Dann aber – o Halleluja – noch keine drei Stunden später, erlebte er das wahre Mysterium, sah das Zeichen Gottes, des Herrn.
    Der Himmel hatte aufgeklart, die Sonne schien, vertrieb die letzten Nebel, und am Horizont erschienen zart und grau drei Berge, stiegen aus dem Wasser wie aus dem Nichts geboren, formten sich zu einer Insel. Es war kein Geisterspiel, kein Zauberwerk, keine Luftspiegelung. Es war – Land!
    Nicht viel später löste sich von der Küste der Insel aus dem Riff ein Schiff. Es war eine starke weiße Hochseeyacht. Sie fuhr direkt auf den Franzosen zu.
    Der Pai ließ den Motor im Leerlauf drehen. Die Schraube stand still. Nicht gesehen werden, nicht jetzt. Noch nicht. – Den Zeitpunkt bestimme ich … Das letzte Bild, das er im Glas heranholen konnte, zeigte die Motoryacht, die den Franzosen ins Schlepp nahm und zur Insel zog. Zwei Schiffe also? Um so besser!
    Denn daß die Insel dort bewohnt sein sollte – der Pai konnte es nicht glauben.
    ***
    Sie hatten schon eine Menge Baumstämme ausgemacht, zersplittert, vom Anprall an das Riff zerschlagen. Aber dann, außerhalb des Riffs, in einem Einschnitt, unter einem Felsen, den die Leute von Tonu'Ata ›Kürbiskopf‹ nannten, schien die Ausbeute so groß, daß Ron versucht war, nach dem Funktelefon zu greifen. Auch Tápana besaß so ein Ding. Warum überhaupt hatte er es ihm gegeben, wenn der Häuptling den verfluchten Apparat nie in die Hand nahm? Denn dort drüben, einer am andern, die runden, herausgerissenen, naßglänzenden Wurzelstöcke zur See gerichtet, schaukelten friedlich gut zwei Dutzend Tiunastämme im Wasser. Und Tiuna war nun einmal das beste Hartholz, das man hier auftreiben konnte.
    »Du kennst ihn doch …« Tama schüttelte den Kopf. »Du brauchst es gar nicht zu versuchen. Sobald der Apparat zu summen anfängt, schüttelt er den Kopf und rennt aus dem Haus. – Wenn er überhaupt im Haus ist.«
    »Ja, richtig. Das ist es. Und ob ich ihn kenne! Aber ich kenne auch mich. Und ich werde ihm das Gerät abnehmen, sobald wir zurück sind.«
    »Das wirst du nicht.« Sie warf ihm den üblichen Tama-Blick zu. Der war ebenso freundlich wie entschlossen und sehr, sehr vieldeutig.
    Sie hatte ja recht! Der schwarze Hörer mit den Knöpfchen und Leuchtaugen war nun einmal in die Kollektion der Statussymbole Tápanas aufgerückt. Nur – wieso steckte er ihn sich dann nicht in den Hintern, hing ihn sich um den Hals oder band ihn am Kopf fest? – Doch auch das konnte Ron Tama nicht fragen …
    Er ging mit der ›Paradies‹ wieder auf Steuerbord und zog sie in einer engen Kurve hinaus, der offenen See entgegen.
    Die Wellen waren nicht mehr so kurz wie zuvor, kamen aber noch immer mit soviel Wucht, daß der Bootskiel mit hartem, dröhnendem Pochen auf sie niederknallte, ein Lärm, laut genug, um jede Verständigung unmöglich zu machen. Sie umrundeten die Südwestspitze der Insel und kamen auf die Luvseite, und die Bewegungen des Schiffes beruhigten sich. Bis zum Horizont zeichneten nun Schaumkronen das Meer. Aber hier, in Ufernähe, dämpfte die Strömung seinen Aufruhr.
    »Hast du keinen Hunger, Ovaku?«
    Er schüttelte den Kopf: »Ich? Nach all den Spiegeleiern? Wie kommst du darauf?«
    »Weil ich Hunger habe. Ich geh' runter und hol' mir ein paar Kekse.«
    Gerade als er wieder die Richtung wechseln wollte, um die Lagunen-Einfahrt aufs Korn zu nehmen, sah Ron das Schiff. Besser gesagt – er sah drüben, im Südosten, sich etwas auf den Wellen abzeichnen, von dem man mit viel Phantasie vermuten konnte, daß es sich um ein Schiff oder einen Schiffsteil handeln könnte.
    Es war ein schwarzer, vertikaler Strich, der unruhig hin und her tanzte.
    Ein Mast.
    Ein

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