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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fasziniert davon, er hatte so ein Schiff noch nie gesehen. Er wollte es auch steuern … Ich habe ihn nicht gefragt, woher er kam, aber wir waren wohl nicht allzu weit von seiner Insel entfernt. Na, jedenfalls – sein Mädchen wollte wieder an Land, und er hat doch diesen Autopiloten an Bord, sie kann auch ganz gut mit dem Schiff umgehen, und so sagte er ihr, sie soll mit der Yacht vorausfahren, damit er mit mir zwei Tage auf einem original echten Kopraboot verbringen könnte. Das haben wir dann auch getan. Das heißt, das wollten wir, bis diese Verrückten auftauchten … Na, bei uns kamen sie an die Verkehrten. Aber Ron … ihn hat's leider dabei erwischt.«
    »Und Sie erwarten, daß ich Ihnen das abnehme? Das muß ich Ihnen glauben?«
    »Müssen?« Descartes grinste breit. »Sie müssen gar nichts …«
    ***
    Manchmal fühlte sich Ron in eine Achterbahn versetzt, ja, es war wie in diesen aufregenden Zeiten seiner Jugend, wenn das Donnern in die Tiefe von schrillen Schreien begleitet wurde und es dann wieder hochging, so steil, so rasend, daß einem die Luft wegblieb, das Herz zu hämmern begann und der Magen wie ein Klumpen zur Kehle stieg.
    Alle Eindrücke verschwammen, die Stimmen, die Lichter verzerrten sich zu fliegenden Spiralen, und es war herrlich und schrecklich zugleich – bis er dann wieder ins Dunkel fiel, in dieses hitzeglühende Dunkel, das alles auslöschte.
    Das Fieber nahm erst am vierten Tag ab. Die Spritzen, die er nur benommen erlebte, konnten anfangs nichts bewirken, bis sich die Kraft seines Körpers durchsetzte und er eines morgens im Bett aufwachte und Hunger fühlte. Doch mit dem Verschwinden des Fiebers kam nicht nur der Appetit, es kamen auch die Schmerzen.
    Er hatte gelernt, die Tabletten zu hassen und weigerte sich, sie zu schlucken. Er biß die Zähne zusammen, bis die Tränen kamen.
    Nein, die verdammten rosa Pillen, die ihm Ulla jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend mit mütterlichem Lächeln auf einem Teller zuschob, konnte er nicht mehr sehen! Er wollte wieder er selbst sein, wollte denken wie ein normaler Mensch, selbst wenn sein Schädel dabei zersprang … Aber dieser Zustand halbbewußtlosen Dahindämmerns mußte ein Ende haben! Ron setzte dem Teufelsbohrer, der da ständig Hitze und Schmerzen durch seinen Arm jagte, seinen ganzen Trotz entgegen. Immer half das nicht, manchmal konnte er nicht anders, als wild aufzustöhnen.
    Dann klang der Anfall wieder ab, und er schlief ein. An der Tür klopfte es. Eine Stimme sagte: »Guten Morgen!«
    Er drehte den Kopf und öffnete widerwillig die Lider … Die Jalousien waren zugezogen, und so sah er zunächst nur das Leuchten des weißen Kittels, das sich ihm näherte: Ein neuer Arzt, einer, den er noch nicht kannte? Nun nahm er das Gesicht wahr – und es war wie ein Schock! Zwei dunkle, tiefliegende Augen blickten ihn an. Der Arzt war jung, dürr und sehr groß. Aber es war nicht nur das magere Gesicht allein – irgend etwas war an ihm, das Ron so sehr an Jack Willmore erinnerte, daß er eine Mischung aus furchtsamer Befremdung und Glück empfand.
    »Ich bin Dr. Hendrik Merz. – Die Hand gebe ich ihnen besser nicht. Sie müssen ganz schön Schmerzen haben. Schwester Ulla sagte mir, daß Sie das Dolantin zurückgehen ließen?«
    Ron schwieg.
    »Tapfer, tapfer …« Der Mann lächelte. Und da war etwas an diesem Lächeln, das Ron beruhigte.
    Ron nickte. Auch die Stimme war die Stimme Jacks. Und diese dunklen Brauen, das immer ein wenig schüchtern wirkende Lächeln …
    »Ich habe mir gerade Ihre Werte angesehen, Mister Edwards. Das Fieber ist weg, die Blutsenkung hat sich gewaltig gebessert, sie ist den Umständen entsprechend sogar ausgezeichnet.«
    Verdammter Arm … Er preßte die Lippen zusammen. »Vielleicht sollten wir anfangen zu überlegen, wenn Sie nichts dagegen haben …«
    Irgend etwas an diesem ›wenn Sie nichts dagegen haben‹ ließ Ron aufhorchen: Der Akzent? Der Arzt sprach ein ziemlich hartes Englisch.
    »Sind Sie Holländer, Herr Doktor?«
    »Ich?« Er lachte. »Gut, das Hendrik habe ich von meinem Großvater, der war Holländer. Ich bin Deutscher.«
    »Wirklich? Ich … ich habe auch …« Deutsche Vorfahren wollte er sagen, aber diesen Mann gleich beim ersten Mal zu belügen, dazu fühlte er keine Lust. Er brachte den Satz nicht zu Ende. Statt dessen sagte er: »Anfangen zu überlegen … Heißt das operieren?«
    »Ja.«
    »Und werden Sie das tun?«
    Wieder nickte der Arzt und zog einen Block mit kariertem

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