Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
sie seufzend an. „Es wäre aber echt zu geil gewesen. Guck mal, was hier noch alles hängt. Ein paar Nachfolgemodelle ... hier das M 60 ... da vorne scheint es etwas moderner zu werden. Boah, mit dieser kleinen Ausstellung hier kannst du eine Kleinstadt pulverisieren! Und überall hängen sie die Patronen daneben, so als ob alles in Sekundenschnelle einsatzbereit sein soll ...“
„Hast du vergessen, wie Palazuelo drauf ist? Ich gehe jede Wette ein, dass er hier der Waffen-Freak ist. Wenn du ihn triffst, könnt ihr ja ungestört fachsimpeln, ich gehe solange schon mal mit meinem Vater nach Hause. Ihr habt euch sicher viel zu erzählen.“
Mit Gewalt riss Bülent sich von dem Anblick los. „Ich komm ja schon, ich komm ja schon ... aber mal ehrlich, hiernach würde sich jedes Museum die Finger lecken. Ich wünschte nur, wir könnten das irgendwie für uns einsetzen. Das schreit ja geradezu nach Verwendung!“
„Wenn wir einem Vampir begegnen, kannst du ja ausprobieren, ob ihn eine Kugel im Bauch für uns einnehmen wird. Jetzt komm!“
Sie lief an ihm vorbei auf die Tür am Ende des Ganges zu. Groß und bedrohlich erschien sie, obwohl Lea sich eingestehen musste, dass es nüchtern betrachtet eine zwar reich verzierte, aber ansonsten sehr normale Tür war. Wenn man nicht darüber nachdachte, was sich dahinter verbergen mochte.
„Öffnen, schießen, Fragen stellen“, flüsterte Bülent hinter ihr, „in dieser Reihenfolge.“
„Und was, wenn mein Vater hinter dieser Tür ist?“
„Er wird hier ja wohl nicht gerade der Portier sein. Los jetzt.“
Sie standen nun nebeneinander vor der Tür. Bülent stieß sie kraftvoll auf, und Lea stürzte hinein, während sie gleichzeitig den Abzug ihrer Waffe drückte.
Dann sah sie sich um. Sie befand sich in einem großen, prachtvoll eingerichteten Salon. Der Boden bestand aus verschiedenen Marmor-Sorten, die Decke mündete in eine domgleiche Kuppel. An den Wänden konnte man Fresken mit biblischen Szenen sehen. Dampfende Säureflecken ätzten sich in die Kunstwerke.
Kein Vampir war zu sehen.
An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine weitere Tür. Beide tauschten kurze Blicke aus, und Bülent nickte; er war an der Reihe. Vorsichtig ging er zu der Tür hin, legte seine Hand auf die Klinke und drückte langsam nach unten. Sie schwang geräuschlos auf. Ein neuerlicher Korridor kam zum Vorschein, nicht so lang wie der erste, aber ebenso mit Fackeln ausgeleuchtet. Auch seine Wände waren üppig mit historischen Waffen bestückt.
Sie schlichen durch den Gang, an dessen Ende diesmal drei Türen auf sie warteten. Lea sah Bülent fragend an. Er zuckte die Schultern. Schließlich deutete sie auf die mittlere Tür. Bülent drückte die Klinke, trat die Tür krachend mit dem Fuß auf und presste gleichzeitig seine Säureflasche fest zusammen, wobei er eine wedelnde Bewegung ausführte, um das Ergebnis möglichst großflächig zu verteilen.
Aber auch dieser Raum war leer.
Auf einem großen Himmelbett in der Mitte breiteten sich zischend eingeätzte Flecken aus.
„Denk daran, dass wir begrenzte Munition haben“, bemerkte Lea.
„Denk du daran, dass wir verglichen mit denen die Reaktionszeit eines eingeschläferten Riesenfaultiers haben.“
Sie gingen um das Bett herum und sahen, dass es am anderen Ende des Raumes einen zweiten Ausgang gab. Wortlos nickten sie sich zu und gingen weiter. Bülent stieß die Tür auf – und blickte enttäuscht in eine kleine Besenkammer, wo sich diverse Utensilien zum Putzen und Staubwischen stapelten.
„Hätte nicht gedacht, dass Vampire so was haben“, sagte er und trat verärgert gegen einen Eimer.
„Sollen sie denn im Dreck ersticken, nur weil sie Vampire sind?“ Lea trat neben ihn und blickte belustigt auf die Tücher und Kehrbleche.
Im selben Augenblick spürte sie, wie sich eine eiskalte Hand auf ihr Genick legte. Mit einem Schrei des Entsetzens sprang sie zur Seite, um sich loszureißen, stieß dabei gegen Bülent und fiel mit ihm gemeinsam zu Boden. Es schien Stunden zu dauern, bis sie sich endlich wieder aufrichten konnte. Jeden Moment würde die Hand sie erreichen, würde ihren Hals umschließen, und dann hätten sie verloren, all die Mühen wären vergebens gewesen, jetzt kam sie endlich auf die Beine, viel zu spät, aber sie musste es versuchen. Sie hob ihre Waffe ...
... und sah vor sich das baumelnde Vorhangseil, das vom Himmel des luxuriösen Bettes herunterhing und sie im Nacken berührt
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