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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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wir den Bullen höchstpersönlich den Tipp geben, wo sie suchen sollen.“
    „Das Handy!“ Lea schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. „Die Polizei wird ja jede Minute hier sein! Wir müssen sofort---“
    „Watson, beruhigen Sie sich. Onkel Sherlock hat das längst gecheckt. Das Ding hat bei eurer kleinen Auseinandersetzung die Grätsche gemacht. Cooles Gerät übrigens, eins der kleinsten Handys der Welt. Wer immer sie ausgestattet hat, ob nun die Vampire oder die Bullen, scheint zumindest weder an Knowhow noch an Kohle knapp zu sein.“
    „Na schön“, fuhr Lea etwas ruhiger fort, „aber wir sollten trotzdem nicht länger zögern. Wir müssen sofort nach Prag.“ Mit plötzlicher Eile sammelte sie ihren Rucksack auf und drängte sich zwischen den Brombeeren aus der Lichtung heraus.
    Bülent nahm ebenfalls seine Tasche auf, holte einen Bund Kabelbinder heraus und fesselte damit Lucys Hände an eine große, verholzte Brombeerpflanze.
    „Kommst du, Bülent?“, rief Lea von draußen.
    Er warf einen letzten Blick auf sein Werk. Lucy regte sich immer noch nicht.
    „Ich komme, Dr. Bruce Banner“, sagte er mehr zu sich selbst, „and I will not make you angry!“

77. Kapitel
     
    Lea schreckte hoch und stöhnte laut auf.
    „He, was ist los?“, rief Bülents Stimme, „alles ist in Ordnung, hörst du? Alles in Ordnung!“
    Sie blickte sich um und wurde gewahr, dass sie in einem fahrenden Auto saß. Alles in Ordnung? Ja, sie waren getrampt ... die Frau, die sich nun besorgt nach ihr umschaute, hatte sie mitgenommen, eine Tschechin, die gerade vom Urlaub bei ihren deutschen Verwandten zurückkam. Irgendwann auf der endlos scheinenden Strecke war Lea vor Erschöpfung eingeschlafen und hatte offensichtlich unangenehme Träume gehabt.
    Die Stirn in Furchen ziehend, sah sie aus dem Fenster. Sie fuhren über eine Brücke. Auf der rechten Seite sah sie die viel zu tief stehende, viel zu rote Sonne, deren Licht sich in der unruhigen Moldau brach. Linker Hand wurde es bereits merklich dunkler. Eine Insel ragte dort aus dem Wasser, darauf ein kompaktes Gebäude mit einem kleinen Türmchen auf der Frontseite und grünspanbedecktem Dach, dessen Rundungen etwas Verspieltes hatten.
    „Štvanice“, murmelte Lea.
    „Äh ... wie bitte?“
    „Diese Insel da, das ist Štvanice. Ich erinnere mich an dieses Gebäude, mein Vater hat es mir mal gezeigt. Ein hundert Jahre altes Wasserkraftwerk.“
    „Ach ja, richtig, du bist ja eine alte Pragerin ... aber sagtest du nicht, ihr seid hier weggezogen, als du sechs warst?“
    „Stimmt.“
    „Mit fünf oder sechs Jahren hat dir dein Vater mal erklärt, dass das hier ein altes Kraftwerk ist, und du kommst mit fünfzehneinhalb zurück und weißt das noch?“
    „Nun ... ja.“
    Bülent starrte angestrengt geradeaus. „Du bist mir unheimlich.“
    „Entschuldigen Sie bitte“, wandte sich Lea an die Fahrerin.
    „Ja?“, antwortete sie auf Deutsch.
    „Könnten Sie uns in der Nähe des Altstädter Rings absetzen? Staroměstské Náměstí?“
    Den Weg zu ihren Widersachern ausfindig zu machen, war eine Routineaufgabe leichtester Art gewesen: Sie hatten ja die Adresse aus dem Vertrag mit Leas Vater. Diese hatten sie einfach als Zielpunkt in einen Routenplaner im Internet eingegeben, der ihnen sogar den kürzesten Weg von Frankfurt aus berechnet hatte. Die Straße namens Křižovnická lag in unmittelbarer Nähe zur Karlsbrücke, einen Steinwurf vom Zentrum der Prager Altstadt entfernt.
    „Ist eine Zone fir Fußgänger“, erklärte ihre Fahrerin mit rollendem R und der typisch böhmischen Färbung des Umlauts Ü. „Aber ich fahre bis Václavské Náměstí. Dobře?“
    „Ja, das ist gut“, nickte Lea. Václavské Náměstí, der Wenzelsplatz. In einer Seitenstraße, der Vodičkova, hatte sie die ersten Jahre ihres Lebens verbracht. Als ihr Vater in Prag ein kleiner Journalist gewesen war. Ob ihr Leben anders verlaufen wäre, wenn er auf Karriere und Heimatland verzichtet hätte und einfach mit seiner Familie dort geblieben wäre? Oder wäre er dann noch viel früher Elsa und Palazuelo in die Arme gelaufen, hier am Ort ihres Wirkens?
     
    Einige Minuten später hielt der Wagen an, und unter zahlreichen deutschen und tschechischen Dankesformeln stiegen die beiden aus.
    Leicht abschüssig und in geradezu epischer Länge erstreckte sich der geschichtsbeladene Platz vor ihnen. Ein Blick nach oben zeigte ihnen ein heroisches Reiterstandbild – den tschechischen Nationalheiligen

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