Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
Optimismus, sagt Winfried Bauer. Und den können wir dringend brauchen. Ah, dein Kompagnon wacht auf.“
Bülent schüttelte benommen den Kopf, blinzelte in den Raum hinein und riss plötzlich die Augen auf, als er Ritterbusch sah.
„Keine Bange“, beschwichtigte der Polizist, „ich habe sozusagen die Fronten gewechselt. Oder sagen wir: Meine Verdächtigen haben gewechselt. Lea kann dir das bei Gelegenheit erklären. Jetzt müssen wir aufbrechen! Wir haben keine Zeit zu verlieren; Leas Vater ist noch irgendwo hier drin, und die Bande wird nicht davon begeistert sein, dass wir ihn rausholen wollen – vor allem nicht, wenn sie merken, dass ein paar ihrer Pistoleros bereits reif für den Aschenbecher sind.“
Er sprang auf und entriegelte die Tür.
Bülent und Lea sahen sich an, sie lächelte kurz, froh, dass er wieder bei Bewusstsein war. Dann erhoben auch die beiden sich und folgten ihrem neuen Verbündeten.
85. Kapitel
„Hier werden die Gewehre immer moderner“, bemerkte Bülent mit glänzenden Augen, „dies hier ist schon eins der ersten G3-Modelle, das 'Gerät Null 6H' von 1943, ein Prototyp von Mauser. Der erste mit Stählers halbstarrem Rollenverschluss.“ Er kicherte. „Das mussten sie machen, weil der bisherige starre Rollenverschluss immer gleich die Grätsche gemacht hat wegen dem Rückstoß.“
Lea stöhnte und verdrehte die Augen, aber Ritterbusch wies darauf hin, dass sie sich ja sozusagen im Kriegszustand befanden. „Und Krieg gewinnt man nicht mit schöngeistigen Reden, Lea. Ihr habt euch schließlich auch mit Waffen versorgt, bevor ihr herkamt.“
„Aber doch nur zur Selbstverteidigung“, konterte sie, „nicht weil ich es so geil finde, mit einer Wumme rumzulaufen. Das ist doch bloß ein Krückstock für ein verkrüppeltes Selbstbewusstsein! Mit wird angst und bange, wenn ich daran denke, dass solche Waffennarren dann auch wirklich Waffen besitzen. Haben Sie Bowling For Columbine gesehen?“
„Äh ... nein. Sag mal, du bist wirklich immer erst zufrieden, wenn der Gegenseite keine Argumente mehr einfallen, oder?“
„Sie ist schrecklich, nicht wahr?“, warf Bülent grinsend ein.
„Ich habe nun einmal gerne recht, wenn ich recht habe“, erwiderte Lea spitz. „Okay, ihr Kriegshelden, hier ist die nächste Tür. Wer geht vor? Soll ich?“
„Lass mich das machen“, schlug Bülent vor und legte die Hand auf die Klinke. Mit einem wütenden Schrei stieß er die Tür auf und spritzte in die Runde.
Lea sah sofort, dass hier der Tod auf sie wartete.
In dem Raum tummelten sich mindestens zwanzig Vampire, Männer und Frauen; die meisten von ihnen hatten Gläser mit einer roten Flüssigkeit in der Hand oder saugten direkt an Menschen. Sie waren durchweg gut gekleidet, wie zu einem besonderen Anlass. Drei Diener führten die sterblichen Opfer an kurzen Ketten durch den Saal und reichten sie von Mund zu Mund.
Als Bülents Säure die Untoten traf, schrien sie wild durcheinander. Manche starben, andere flatterten plötzlich als Fledermäuse über ihren Köpfen, einer verwandelte sich in einen Wolf. Und in Sekundenbruchteilen verbargen sie sich hinter Tischen und Schränken, um eine Feuerpause abzuwarten und dann mit aller Macht zurückzuschlagen.
„Wir haben eine verdammte Party aufgemischt“, schrie Lea, „schlagt die Tür zu! Das schaffen wir nie! Es sind zu viele!“
„Wenn ich jetzt die Tür zuschlage, kommen sie uns erst recht hinterher“, rief Bülent zurück, „übernimm du lieber das Feuer! Meine Flasche ist gleich leer!“
Lea gehorchte, und Ritterbusch hatte längst die Armbrust in Stellung. Aber sie mussten erkennen, dass es nutzlos war: Die Untoten hatten sich versteckt oder schwirrten hoch über ihren Köpfen. Um sie zu treffen, hätten sie den Raum betreten müssen, und dann wären sie von allen Seiten angreifbar gewesen.
„Rückzug!“, schrie schließlich der Kommissar. Bülent tauchte unter Leas Säurestrahl hindurch, griff auf die andere Seite der Tür und entdeckte tatsächlich einen Schlüssel, der dort steckte. Hektisch zog er ihn heraus und schob ihn von außen in das Schlüsselloch.
„Wird sie nicht lang aufhalten, aber jede Sekunde ist mir recht“, sagte er, knallte die Tür zu und drehte den Schlüssel im Schloss.
Die drei rannten, so schnell sie konnten, während hinter ihnen schon bald die Tür aus dem Rahmen flog. Lea versuchte, im Laufen nach hinten zu schießen, um sie aufzuhalten, aber sie wusste, dass zumindest diejenigen in
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