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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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zehn Minuten, und sie war ohnehin geschwächt von Blutverlust und Sauerstoffmangel, bald würde es vorbei sein, so oder so.
    Lea öffnete die Augen.
    Sie lag in einer riesigen Pfütze aus einer klaren Flüssigkeit.
    Ihr Schweiß.
    Der Fuß: immer noch auf ihrem Rücken.
    Aber sie konnte denken, oder? Zwei und zwei sind vier. A Quadrat plus B Quadrat gibt C Quadrat. Man kann Vampire mit Säure töten. Wenn man schnell genug ist.
    Ja, sie konnte denken. Ihr Verstand funktionierte. Sie war nicht verrückt geworden.
    „Bitte lassen Sie mich gehen.“
    Wieder dieses Lachen.
    Sie versuchte sich umzudrehen, um ihrem Widersacher in die Augen zu sehen, aber es gelang ihr nicht, sie erreichte nur, dass der Druck des Fußes sich verstärkte, bis sie vor Schmerz laut aufstöhnte.
    Dann war der Fuß weg, und sie wurde umgedreht und sah nun das Gesicht direkt vor sich, ein altes, eingefallenes Gesicht, das linke Auge fehlte, während das rechte sie anglotzte. Geierauge , dachte sie, ohne zu wissen, woher sie das Wort hatte, Geierauge geh weg!
    Grobe, faltige Finger packten sie an den Haaren, und die langen, messerscharfen Zähne näherten sich ihrem Hals. Sie schlug zu, aber ihre Hand wurde von seiner gestoppt. Er drückte gerade so fest zu, dass sie aufschrie und keinen weiteren Versuch unternahm.
    Dann war er so nah an ihrem Hals, dass einige borstige Haare seines Kinns sie schon berührten. Lea spürte das Ekelgefühl, das sie so lange durch Frankfurt begleitet hatte. Raus hier!, dachte sie, raus hier! Ein Wunder! Bülent! Bitte, Bülent! Werde wach und hol mich hier raus! Die sind zu stark für mich! Zu stark für uns ...
    Sie konnte Bülent nicht sehen, weil der Alte ihren Kopf festhielt, aber sie spürte fast körperlich, dass er immer noch bewusstlos war, dass es vielleicht lange dauern würde, bis er aufwachte, dass er verletzt war. Dass er sie diesmal nicht retten würde.
    Leise kichernd zischte der Vampir: „Dies ist der Tod, Menschlein.“
    Er öffnete die schrundigen Lippen.
    „Der freie Mensch denkt an nichts weniger als an den Tod“, rief da eine entschlossene Stimme, „und seine Weisheit ist ein Nachsinnen über das Leben. Sagt Spinoza. Und jetzt Hände hoch, oder ich schieße! Und ich warne Sie, ich habe dreißig Jahre darauf gewartet, diesen Satz endlich mal sagen zu dürfen!“
    „Kommissar Ritterbusch!“, keuchte Lea schockiert, „Was tun Sie hier? Sie müssen fliehen! Sie können diese Wesen nicht erschießen! Kugeln machen ihnen nichts aus!“
    Im selben Moment hatte der Untote sie schon losgelassen, und mit der Schnelligkeit des Leoparden, der eine Antilope reißt, sprang er auf die massige Gestalt des Hauptkommissars zu, die Lea nur schemenhaft hinter ihrem Angreifer erahnen konnte.
    Ein Pfeifen erfüllte für einen Sekundenbruchteil die Luft, dann hörte man ein leises 'Tock' . Einen halben Meter vor Ritterbusch fiel der Vampir zu Boden. Es sah nicht so aus, als hätte er vor, wieder aufzustehen. Dafür sprach jedenfalls die Tatsache, dass er bereits zu Asche zu zerfallen begann.
    Ritterbusch hob die Armbrust, die er in beiden Händen hielt. „Wer hat hier was von Kugeln gesagt, Mädchen? Diese Dinger schießen mit Bolzen. Und was das Viehzeug hier betrifft“ –  er kickte leicht mit dem Fuß in Richtung der am Boden liegenden Gestalt, und ein Aschewölkchen verflüchtigte sich dort, wo eben noch das Gesicht gewesen war – „sind Bolzen nichts anderes als kleine, spitze Holzpflöcke. Capito?“
    Lea rieb sich ihren immer noch von dem Würgeangriff schmerzenden Hals.
    „Aber Sie glauben doch gar nicht an Vampire! Warum tauchen Sie hier plötzlich mit einer Armbrust auf? Wo haben Sie die überhaupt her? Und woher wussten Sie das mit den Bolzen? Verdammt, das wusste selbst ich noch nicht ...“
    „Immer langsam. Kümmern wir uns doch zuerst um deinen Freund und führen unser Kaffeekränzchen anschließend fort!“
    Der Polizist beugte sich über Bülents Körper und besah sich die Verletzungen.
    „Können wir irgendetwas für ihn tun?“, fragte Lea.
    „Ihn ein bisschen aus der Schusslinie bringen. Weißt du zufällig, ob man diesen komischen Spiegel da hinten irgendwie unschädlich machen kann, durch den ich gekommen bin? Dann könnten wir uns solange in diesem Rotlichtzimmer verbarrikadieren. Die Tür wies einige vielversprechende Verriegelungen auf.“
    Als Lea bejahte, schleppte er Bülent wieder zurück und sicherte die Tür gegen unerwünschte Eindringlinge ab. „Jetzt können wir

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