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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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erstens hätte er das dann auch mit dir machen können, und zweitens bräuchten sie dann für deinen Vater nicht so ein kompliziertes Ritual mit komischem Namen.“
    „Du meinst, er kann nur bestimmte ... seltsame Ideen einpflanzen, wenn der Nährboden für sie schon vorhanden ist. Wie bei Lucy mit ihrem Tierschutzwahn.“
    „Genau. Diese seltsamen Ideen kehren aber nicht den gesamten Charakter um. Und Lucy hat 'die Bullen' immer gehasst. Sie ist mit viel zu vielen Autonomen befreundet, um darüber anders zu denken. Also steht sie jetzt im Konflikt, sich mit diesen Bullen verbünden zu müssen, um uns von Prag fernzuhalten, ihnen aber gleichzeitig so wenig wie möglich in die Hände spielen zu wollen. Einfach aus Prinzip.“
    „Also gibt sie statt der offenen Denunziation einfach einem Polizisten ihre Handynummer und deutet an, dass man darüber die gesuchte Lea Leonardt finden könne; hält sich aber heimlich offen, ob sie das Handy, das Palazuelo ihr genau zu diesem Zweck gegeben hat, überhaupt einschaltet, denn wahrscheinlich schafft sie es mit ihren neuen Superkräften ja auch ohne Bullen, uns aufzuhalten.“
    „Kriegt dann aber kalte Füße und schaltet es sicherheitshalber doch ein, und zwar auf dem Raststättenklo, wo die Autobahnpolizei in weniger als zwei Minuten bei uns ist.“
    „Hol schon mal den Wagen, Harry.“
    „Ja, Stefan.“
    „Könnte so gewesen sein, oder?“
    „Kannst du wohl besser beurteilen, sie war ja deine beste Freundin und nicht meine. Aber vielleicht können wir sie tatsächlich selbst fragen, wenn all das hier vorbei ist und sie wieder bei klarem Kopf.“
    „Hoffentlich“, seufzte Lea traurig.
    Dann flog Bülent plötzlich durch die Luft, und der Schwall aus Adrenalin, der sie durchflutete, trieb ihr jegliche Traurigkeit, Melancholie oder andere langsame Gefühle innerhalb einer Hundertstelsekunde aus.
     
    Sie waren zu unaufmerksam geworden, das war klar. Hatten über ihrem bisherigen Erfolg vergessen, wie schnell und kräftig diese Biester waren.
    Sie war plötzlich um die Ecke gebogen, ein Mädchen, das kaum älter als Lea selbst zu sein schien, mit kahlrasiertem Schädel und zerfetzten Jeans. Ohne eine Miene zu verziehen hatte sie Bülent gepackt und ihn durch den ganzen Flur gegen die Wand am anderen Ende des Ganges geworfen, wo er zu Boden gegangen war und leblos liegen blieb.
    Lea verlor keine Sekunde, sie zielte, während die Untote mit Bülent beschäftigt war, und schoss, während ihre Gegnerin ihrem menschlichen Wurfgeschoss noch nachblickte. Zum ersten Mal konnte Lea beobachten, welche Auswirkungen die Säure hatte: Zischend verschrumpelte der Körper der Vampirin, und Hunderte kleiner Ascheflocken schwebten langsam zu Boden. Ein wildes Triumphgefühl durchströmte sie.
    Im selben Moment schlossen sich zwei Hände von hinten um ihren Hals.
    Dummkopf, dachte sie, während sie vergeblich nach Luft zu schnappen versuchte, alberner kleiner Dummkopf, starrst hier der Asche deines Feindes nach und denkst, du bist die Größte, du hast es geschafft, aber es gibt noch mehr Feinde, Treffpunkt der Untoten Osteuropas hieß es, es kann hier unendlich viele geben, wir wissen es nicht, und wir werden es nie erfahren, weil du so blöd warst und wir jetzt alle getötet werden ...
    Sie schlug um sich und versuchte den hinter ihr Stehenden mit einem Säurestrahl zu erwischen, aber der fehlende Sauerstoff tat bereits seine Wirkung, und kurz bevor sie das Bewusstsein verlor, wurde sie losgelassen und brach zusammen, landete unter Husten und Spucken bäuchlings auf dem kalten, groben Steinboden und hörte das Gelächter über sich, während ihr viel zu starke Arme die Pistole entrissen.
    Sie spürte einen Fuß in ihrem Rücken.
    „L-loslassen“, keuchte sie schwach, „bitte – Sie wissen nicht ...“
    Aber der Fuß blieb, wo er war, und sie spürte die Panik in sich. Sie kam mit jedem Mal schneller, fast sofort war sie da, und sie sah wie von weitem, wie ihr Arm und ihre Beine zappelten wie Fische auf dem Teppich, und von weitem erkannte sie, dass es nichts nützen würde, dass dieser unerbittliche Fuß viel stärker war als selbst ihr von Phobien geschüttelter Körper. Sie würde entweder verrückt werden oder sich schließlich wieder beruhigen, eines von beiden, und mit großem Abstand und beinahe wissenschaftlichem Interesse beobachtete sie sich selbst und fragte sich, ob die Patientin jemals wieder ihre geistige Gesundheit erlangen würde. Der Anfall dauerte jetzt schon

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