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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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Lucy, du musst keine Angst vor dem Kater haben, der schlimmste Kater ist morgens ganz früh, den wirst du einfach verschlafen und irgendwann mittags völlig schmerzfrei erwachen. Das dachte ich. Und jetzt kniest du hier.“
    „Tut mir leid. Es ist wichtig.“
    Lucy richtete sich auf. „Das hoffe ich für dich. Was ist denn Fürchterliches passiert?“
    „Mein Vater ... ist nicht mehr mein Vater.“
    „Nicht mehr dein Vater? Hat er dich rausgeworfen?“
    „Im Gegenteil. Ich bin weggerannt. Ich hatte Angst vor ihm, Lucy, richtige Angst. Ich hatte noch niemals Angst vor meinem Vater. Etwas ist mit ihm geschehen. Er ist etwas and---“ Sie unterbrach sich. „Er ist jemand anderer geworden.“
    Ihre beste Freundin gähnte lautstark.
    „Und deshalb weckst du mich um ... wie spät ist es eigentlich?“
    „Lucy, du verstehst nicht. Er war nicht mehr er selbst. Er war noch nicht mal mehr ... menschlich. Er war wie ein Raubtier. Er hat mich bedroht.“
    „Willkommen im richtigen Leben“, entgegnete Lucy, indem sie die Decke zurückschlug und aufstand. „Weißt du, wie oft mein Alter mich schon bedroht hat?“ Sie suchte sich einen schwarzen Slip, eine schwarze Lederhose und ein ebenso gefärbtes schulterfreies Top aus dem Kleiderschrank, der in seiner unschuldigen Eiche-rustikal-Furnierung nicht recht zu dem rebellischen Inhalt passen wollte.
    „Das passiert fast täglich“, fuhr sie lässig fort, während sie sich anzog, „Lucy tu dies , Lucy tu das , Lucy sei so , Lucy sei nicht so, sonst tun wir dies nicht mehr oder tun wir das mit dir ... ich sag dann immer Ja und tue anschließend, was ich will.“
    „Es war nicht diese Art von Bedrohen. Er war gar kein richtiger Mensch mehr! Er schien plötzlich ein riesiges Maul zu haben, und die Stimme war auch anders, wie verstärkt. Das war kein normaler Familienstreit. Er hatte auch alle Rollläden unten, als wollte er sich verstecken. Es war stockdunkel. Und dann wurde er so. Ich sage dir, ich hatte noch nie im Leben ... noch fast nie solche Angst!“
    „Noch fast nie ... außer wenn du deine Anfälle gekriegt hast, stimmt's?“
    Lea senkte den Blick.
    „Kann es nicht sein“, sprach Lucy weiter, „dass du wieder irgend so was hattest? Dass dir dein ... dein Problem da einfach einen Streich gespielt hat? Ich weiß ja nicht, wie das ist, du hast mir ja nie was Genaueres erzählt. Aber meinst du nicht, dass dir so ein Anfall auch vorgaukeln kann, dass jemand ganz groß und bedrohlich ist? Selbst wenn es dein eigener Dad ist?“
    „Ich glaube nicht“, erwiderte Lea, aber sie klang etwas verunsichert.
    „Was glaubst du dann? Dass sich dein Vater in ein Monster verwandelt hat? Okay, ich finde ja auch, dass er eine feige Sau war, als er kurz vor deinem Gig gekniffen hat. Kann auch verstehen, dass du abgrundtief sauer bist. Aber das macht ihn noch nicht zu Godzilla!“
    „Nein, zu Godzilla nicht ...“
    Lucy verzog das Gesicht. „Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du glaubst, er verwandelt sich in einen Vampir, oder?“
    Lea wurde rot. „Quatsch, die Sonne war ja schon aufgegangen.“
    „Aber er hat alle Rollläden unten, ja? Vielleicht ist er ja auch nur ein Halbvampir, vielleicht kann er noch ein bisschen Licht vertragen. Aber keine Sorge, der Rest kommt auch noch, und dann kann er dich auf seine Burg in den Karpaten entführen, und alles wird gut.“
    „Mach dich gefälligst nicht über mich lustig! Du hast ihn nicht gesehen! Ich habe ihn gesehen! Und er hat mir Angst gemacht!“
    „Lea, ich will mich nicht über dich lustig machen. Aber denk doch mal nach! Du liegst mir seit Monaten damit in den Ohren, dass dein Vater nicht mehr der Alte ist. Und ich kann dir Stellen in meinem Tagebuch zeigen, da geh ich jede Wette ein, dass du dein Vatermonster wiedererkennen wirst. Weil ich über meinen Alten genau das Gleiche schreibe. Du hast halt keinen Bock mehr, dir von deinen Älteren alles vorschreiben zu lassen. Und das finden die eben blöd. Dann rasten sie auch mal aus, und die Kacke ist am Dampfen. Glaub mir, in einem Jahr oder zwei ist es gar keine Frage mehr, dass du tust, was du selbst für richtig hältst. Bis dahin musst du einfach irgendwie durch.“
    Lea setzte sich aufs Bett und schwieg einen Moment.
    „Das hieße, dass ich mir selbst nicht trauen kann“, sagte sie dann. „Ich weiß doch, was ich gesehen und erlebt habe.“
    „Es war ja auch das erste Mal, dass ihr so dermaßen zusammengerasselt seid. Da ist es kein Wunder, wenn du das

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