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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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ein paar Glücksritter, die es dorthin verschlagen hat.“
    Lea schloss die Augen. „Das war es nicht. Bitte, überleg mal mit. Was hast du eben gesagt?“
    „Dass es keine Spur von Verschwörungen …“
    „Ich weiß. Was noch?“
    „Dass sie seit 1970 ganz normal in Prag lebt und dort ihren Erstwohnsitz …“
    Leas Augen öffneten sich. „Das ist es“, sagte sie bestimmt. „Bülent, das ist gruselig.“
    „Was denn, verdammt nochmal?“
    „Sieh her.“ Sie zeigte auf die Daten, die der Computer immer noch anzeigte. „Elisa de la Estancia … wohnhaft in Prag, Zuzugsdatum 1.1.1970 …“
    „Das habe ich doch alles schon vorgelesen.“
    Sie drehte Bülents Schreibtischstuhl, sodass er ihr in die Augen sah. „Aber du erinnerst dich auch an heute Morgen, ja? An das Band – nein, den Speicherchip, den wir abgehört haben? Erinnerst du dich an den Streit meiner Eltern? An meine Mutter, die den Tränen nahe ist, weil sie ihre schlaffen Brüste betrauert, während sie ihrem Mann vorwirft, sich seiner höchstens fünfundzwanzig Lenze zählenden Prager Geliebten an den Hals zu werfen, die er als Kundin tarnt? Erinnerst du dich daran?“
    Bülents Augen weiteten sich mit der allmählich sickernden Erkenntnis. „Die Prager Geliebte Mitte zwanzig …“
    „… die“, ergänzte Lea, „seit über 40 Jahren ihr Haus in Prag bewohnt.“
    „Lea, das ist gruselig.“
    „Sag ich doch.“
    „Was fangen wir damit jetzt an? Meinst du, dein Vater hat sich vielleicht einfach im Alter vertan? Vielleicht hat sie sich gut gehalten?“
    „Möglich, aber unwahrscheinlich. Du sagtest, der 1.1.1970 ist das Zuzugs datum. Das heißt, sie ist nicht an diesem Tag dort geboren worden, sondern hat vorher woanders gewohnt. Das wiederum heißt, sie ist sogar noch älter – zumal hier anscheinend auch keine weiteren Hausbewohner gemeldet sind, wie etwa ihre Eltern, mit denen sie dorthin gezogen sein könnte. Sie muss also 1970 mehr oder weniger erwachsen gewesen sein. Kann man jemanden für Mitte zwanzig halten, der in Wirklichkeit schon fast fünfzig ist?“
    „Kann man schon. Guck dir Naomi Campbell an.“
    „Die hat auch drei Dutzend Schminkprofis ständig um sich herumhuschen.“
    „Wer sagt dir, dass die alte junge Pragerin das nicht hat?“
    „Kriegen wir raus, wo sie vorher gewohnt hat … und wann sie dort zugezogen ist?“
    „Schwierig. Die Datenbank ist nach Adressen sortiert und innerhalb einer Adresse nach Datum. Mit meinem ... äh ... nicht ganz astreinen Zugang zu den Daten kann ich an der Konfiguration überhaupt nichts ändern, nicht mal die Sortierung. Anders ausgedrückt, ich könnte dir sagen, wer vorher in dem Haus gewohnt hat – aber nicht, wo die Leute, die dort wohnen, zuletzt gemeldet waren.“
    „Wer hat denn vorher in dem Haus gewohnt?“
    „Kann uns doch eigentlich egal sein … aber wie du meinst, es ist ja nur ein Mausklick. Hier: Erzsébet Szoba. Zugezogen am 1.1.1920. Aber das zu wissen, bringt uns nicht wirklich weiter.“
    „Komisch, dass es immer der 1.1. ist.“
    „Und beide Male ein glatter Jahrzehntwechsel. Aber so erstaunlich ist das nicht. Man zieht ja meistens zum Monatsanfang um, die Chance auf den 1.1. ist also nicht ein 365stel, sondern schon ein Zwölftel.“
    „Mit dem Jahrzehntwechsel ist es aber schon wieder ein Hundertzwanzigstel.“
    „Haarspalten oder weitermachen?“
    „In diesem Falle beides, Bülent. Irgendetwas ist hier megafaul. Sieh doch mal, es gibt noch mehr seltsame Zufälle. Beides sind Frauen. Beides Ausländerinnen. Und sie haben sogar beide den gleichen Vornamen.“
    „Haben sie doch gar nicht.“
    „Doch. Erzsébet ist die ungarische Form von Elisa oder Elisabeth.“
    Bülent verdrehte die Augen. „Worauf willst du hinaus?“
    „Wer hat denn noch davor in dem Haus gewohnt?“
    „Ich weiß gar nicht, ob die Daten so weit zurückreichen … doch, hier ist noch was. Diese Ex-Ostblockstaaten sind einfach vorbildliche Bürokraten. Das hier geht noch etliche Jahrzehnte zurück … die müssen ihre ganzen alten Bücher digitalisiert haben. Da ist der Name. Klingt nach einer Engländerin. Elizabeth Chambers.“
    „Darf ich raten, wann die zugezogen ist?“
    „Hast schon gewonnen.“
    „Also wieder der 1.1. Welches Jahr?“
    „1870.“
    „Auf den Tag genau fünfzig Jahre. Genau wie Erzsébet nach ihr. Bülent, ich gehe jede Wette ein, dass Elisa de la Estancia dieses Haus am 1.1.2020 verkaufen wird. Und zwar an eine andere Elisabeth aus

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