Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
einem anderen Land.“
„Das macht doch keinen Sinn! Was soll das zu bedeuten haben? Glaubst du, die Ur-Elisabeth hat das anno tobak in ihrem Testament verfügt? Dass das Haus immer nur alle fünfzig Jahre an jemanden namens Elisabeth weitergegeben werden soll?“
Lea schüttelte den Kopf. „Ich glaube noch gar nichts. Erst mal müssen wir die Spur weiter verfolgen.“
„Viel mehr Infos haben wir nicht.“
„Und was ist mit den Nachnamen?“
„Die sind doch alle grundverschieden.“
„Das hast du vom Vornamen auch gesagt.“
„Okay“, seufzte er, „obwohl es mir nicht gefällt, dass ich dich bald mit Holmes statt mit Watson anreden muss, wenn du so weitermachst. Aber nur zu, noch haben wir unseren Fall nicht gelöst. Genau genommen haben wir noch gar keinen Fall. Wie auch immer, Elisa ist gleich Erzsébet ist gleich Elizabeth. Und nun …“
Er rief eine weitere Internet-Adresse auf, und auf dem Bildschirm erschienen nacheinander eine deutsche Flagge, eine spanische Flagge und ein Eingabefeld mit blinkendem Strich darin. „Spanisch-Deutsch“ stand darunter.
„Also“, fuhr Bülent fort, „der Name Estancia bedeutet soviel wie Aufenthalt, Gehöft, Kammer, Zimmer.“
„Also ganz ähnlich wie Chambers. Und was bedeutet Szoba, der Nachname unserer Freundin Erzsébet?“
„Verdammt, lass mir ein paar Sekunden Zeit. Du könntest es ja auch erst mal toll finden, dass ich ein spanisches Online-Wörterbuch gebookmarkt habe. Mit Ungarisch kann ich rein zufällig gerade nicht dienen. Ich muss erst mal googeln, wo ich eins finde!“
„Beeil dich bitte! Ich habe immer noch dieses ungute Gefühl, dass uns die Zeit davonrennt.“
In exakt diesem Moment sah der Fahrer des dunklen Mercedes das Ortsschild von Eschersbach. Das Hotel Deutsches Haus war bereits ausgeschildert, ein Service des Fremdenverkehrsamtes. Jetzt wurde es aber auch Zeit, in den Feierabend zu fahren! Die Sonne stand schon tief am Himmel, ihr Licht tauchte das herbstliche Städtchen in ein leuchtendes Orange.
21. Kapitel
„Szoba, ungarisch: Gemach, Stube, Zimmer. Chamber, englisch: Gelass, Herzkammer, Kammer, Zimmer. Und Estancia hatten wir schon: Aufenthalt, Gehöft, Kammer, Zimmer.“
„Der gemeinsame Nenner ist also das Zimmer“, schloss Lea.
„Ein Name steht hier noch. Elsebet Magamistuba. Keine Ahnung, was das heißt oder welche Sprache es ist, und ein Zuzugsdatum haben wir bei ihr auch nicht mehr – aber Elsebet kommt mir schwer bekannt vor.“
„Davor sind gar keine Daten mehr vorhanden. Na ja, kein Wunder. Wir haben fast zweihundert Jahre zurückgelegt.“
Bülent trommelte mit den Fingern auf dem Tisch, während er nachdachte. „Zumindest wissen wir jetzt, dass hier irgendetwas verdammt fishy ist.“
„Und wenn wir doch mal googeln? Einfach mal Elisabeth Zimmer im Internet suchen?“
„Warum ausgerechnet Elisabeth Zimmer und nicht eine von den Übersetzungen, die beim Einwohnermeldeamt auftauchen?“
„Weil mein Vater zu meiner Mutter gesagt hat, dass er Deutsch mit ihr spricht. Ich könnte mir also vorstellen, dass sie ihre Wurzeln in Deutschland hat.“
„Jetzt redest du schon von ihr, als sei sie es, die seit zweihundert Jahren ihr eigenes Haus kauft.“ Bülent blickte Lea an und wartete auf eine schlagfertige Erwiderung seines Scherzes. Aber sie sah ihm nur fest in die Augen, ohne zu lächeln, und schwieg.
„Elisabeth Zimmer“, fuhr er fort, indem er sich wieder dem Bildschirm zuwandte, „da gibt es 129.000 Suchergebnisse. Das Hotel Elisabeth in Ischgl hat ein Zimmer frei. Dann die Beschreibung eines Zimmers im Elisabethkrankenhaus in Kassel ... wo willst du anfangen, Sherlock?“
„Such doch mal im Zusammenhang mit Prag.“
Die Tastatur klapperte kurz, dann war das Ergebnis schon da. „Da ist absolut nichts“, kommentierte Bülent die wenigen Suchergebnisse. „Scheint, als würde uns das nicht weiterbringen.“
Lea ließ sich rücklings auf das Bett fallen. „Verdammte Hacke!“, schrie sie, „wir sind so kurz davor, das spüre ich! Wir haben schon so viel entdeckt! Das Geheimnis ist irgendwo da! Und wir kommen nicht dran! Wir kommen nicht dran! Es ist … zum Kotzen!“
„Wir könnten es nochmal mit dem Namen des Typen probieren. Palazuelo.“
„Das gibt doch eh nur wieder fünfzigtausend Ergebnisse.“
„Lass mal sehen … na ja, es sind nur 25.981.“
„Was machen wir jetzt?“
„Keine Ahnung. Mit dem, was wir haben, können wir schwerlich etwas unternehmen.
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