Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
das alles, was Sie dazu zu sagen haben?“, fragte Lea, und ihre Stimme schien die Raumtemperatur merklich abzusenken.
Ritterbusch war ein wenig irritiert; er hatte mit Schuldbewusstsein oder Verlegenheit gerechnet, aber nicht mit so unverhohlener Abneigung und solchem Trotz. „Was soll ich eurer Meinung nach tun?“, wiederholte er verärgert. „Hingehen und die Dame verhaften mit der Begründung, dass in ihrem Haus früher lauter Leute mit ähnlichen Namen gelebt haben? Es ist mir neu, dass das verboten ist.“
„Sie müssen doch zugeben, dass die ganze Sache total komisch ist“, wandte Bülent ein.
„Gebe ich zu. Und ich denke, ihr solltet mir dankbar sein, dass ich eurer Art der Informationsbeschaffung nicht weiter nachgehe. Denn die kommt mir am komischsten von allem vor! Und noch etwas: Es ist mir völlig egal, auf welche Zeiten Geschäftsleute ihre Termine legen. Und euch sollte das auch egal sein, also verschont mich mit Gruselgeschichten nach dem Motto, wer sich nur nach Sonnenuntergang trifft, ist dadurch automatisch ein Gangster oder ein Vampir oder so was.“
Lea, die sich schon zum Gehen gewandt hatte, drehte sich noch einmal um und schrie, so laut sie nur konnte: „ Und wenn es tatsächlich ein Vampir ist? “
Etwas leiser, aber nicht weniger aufgewühlt fuhr sie fort: „Was müsste er tun, damit Sie ihn erkennen, Herr Ritterbusch? Bitte denken Sie darüber einmal nach. Aber ohne uns. Wir haben nämlich auch noch wichtigere Dinge zu tun, als uns hier wie dumme kleine Kinder behandeln zu lassen.“
„Es gibt Schlimmeres, als wie ein Kind behandelt zu werden! Kinder werden geschont. Kindern gesteht man zu, sich närrisch zu verhalten. Eine so hohe Wertschätzung, wie man sie Kindern entgegenbringt, habe ich über Polizeibeamte noch nicht gehört.“
„Das mag durchaus seinen Grund haben“, giftete sie zurück, öffnete die Tür und rannte hinaus, sodass Bülent sich beeilen musste, um ihr zu folgen.
„Die Jugend von heute“, murmelte Ritterbusch, wieder allein.
27. Kapitel
Im selben Moment, als Leas Vater die Treppe in den ersten Stock hinaufstieg, rannte sie keuchend durch die nächtlichen Eschersbacher Straßen. Ihr schneller Atem produzierte viele kleine weiße Wölkchen, während sie lief.
„Na schön“, ächzte Bülent im Rennen, „die Idee war nicht ganz so gut, wie ich dachte. Aber es ist doch trotzdem total hirnrissig, dass wir beide jetzt einfach so zu diesem Treffpunkt flitzen.“
„Du musst nicht mitkommen“, stieß Lea hervor, „ich gehe auch allein.“
„Du hast sie nicht alle.“
„Dann lass mich in Ruhe.“
„Nein, ich komme mit.“
„Dann beschwer dich nicht.“
Nach diesen Worten war beiden die Puste zum Sprechen ausgegangen, und sie eilten schweigend weiter.
Hans Leonardt klopfte zur gleichen Zeit an die Tür des Hotelzimmers mit der Nummer 101.
„Wie weit ist es noch?“, keuchte Bülent.
„Direkt hinter dem Bahnhof.“
„Kommt mir vor, als wären wir eine Ewigkeit gerannt.“
„Da! Ich sehe es. Los, Endspurt.“
„Achtung! Auto!“ Bülent riss Lea an ihrem T-Shirt zurück. Um Haaresbreite jagte vor ihr ein dunkler Mercedes mit halsbrecherischer Geschwindigkeit die Ausfahrt der Tiefgarage hoch.
Lea brauchte einen Moment, um sich zu besinnen. „Danke“, sagte sie verwirrt und lief die letzten Meter zum Hotel.
„Wir suchen“, stöhnte sie, holte ein paar Mal tief Atem und setzte dann erneut an, „wir suchen Hans Leonardt und … Elisa de la Estancia. Und Julio Palazuelo.“
„Frau Estancia ist nicht hier“, sagte der uniformierte Hotelangestellte steif. „Herr Palazuelo bezog wie üblich Zimmer 101, die Treppe hoch und dann rechts. Oder mit dem Aufzug, dann müssen Sie sich nach links wenden, wenn Sie oben angekommen sind.“
„Danke“, flüsterte Bülent matt, da Lea sich schon zur Treppe gewandt hatte.
Mit letzter Kraft stieß sie die Tür auf.
Ihr Vater saß auf dem Bett. Er war allein. Seine Haut war weiß wie eine Salzwüste. Die rechte Hand ruhte auf einer blutverschmierten Wunde am Hals.
Die Linke betastete ungläubig einen der seltsam spitzen Eckzähne in seinem Mund.
„Zu spät“, hauchte Lea, „ich komme zu spät. Das kann nicht ... das darf nicht ...“
Dann verlor sie das Bewusstsein.
Zweiter Teil
The hunger inside given to me, makes me what I am,
Always it is calling me, for the blood of man,
They say I cannot be this, I am jaded, hiding from the day,
I can't bare, I cannot tame the
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