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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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hunger in me.
     
    - Marilyn Manson, „Redeemer“

28. Kapitel
     
    Als Lea erwachte, lag sie in ihrem Zimmer im Bett. Sie blinzelte dem hellen Tageslicht entgegen. Das nagende Gefühl von etwas Schrecklichem, das passiert war oder passieren würde, befiel sie. Hatte sie geträumt? Nein, sie war gefallen ... ihr Hinterkopf tat immer noch weh.
    Wo war sie gefallen? Warum spürte sie dieses Gefühl, das sie quälte und dessen Ursache sie nicht greifen konnte?
    Sie setzte sich auf. Die Kopfschmerzen explodierten. Stöhnend presste sie ihre Zeigefinger gegen die Schläfen. Ihre Zunge klebte am Gaumen, als ob sie mit einem Klettverschluss befestigt wäre. Durst ...
    Vorsichtig, um den Schmerz nicht noch weiter zu reizen, schlug sie die Decke zurück und stand auf. Tanzende Muster und Farbblitze erschienen vor ihren Augen, und ihre Knie gaben nach. Als sie wieder auf das Bett fiel, erinnerte sie sich: Genauso war es gewesen, als sie gefallen war. Sternchen sehen, wie im Comic ... es war aber kein Comic gewesen, es war in einem Hotel ...
    ... einem Hotel ... mit ihrem Vater ...
    Mit einem Mal war alles wieder da, und von plötzlichem Ekel geschüttelt warf sie sich auf die Seite und erbrach sich auf den dunkelblau gemusterten Teppichboden.
    Der säuerliche Geruch ließ den Ekel noch stärker werden, und sie würgte so lange, bis nur noch Speichel und einzelne Tropfen von Magensaft aus ihr heraus rannen.
    Mit einer hektischen Bewegung schwang die Tür auf, ihre Mutter stürzte herein. „Meine Güte“, rief sie aus, „ich hole dir einen Eimer.“ Sofort war sie wieder verschwunden und kam einige Sekunden später mit einem gelben Putzeimer zurück, in den sie etwas Wasser gefüllt hatte.
    Sie stellte ihn neben die Pfütze auf dem Boden und verließ erneut das Zimmer, um einen Lappen zum Aufwischen zu besorgen.
    Als sie wiederkam, fragte Lea, während sie konzentriert in den Eimer blickte: „Wo ist er?“
    „Doktor Brenner war schon hier. Er sagt, du hattest einen Kreislaufkollaps. Es hat wohl damit zu tun, dass du im letzten Jahr so sehr gewachsen bist. Das kann zu einem niedrigen Blutdruck führen. Wenn du ein bisschen auf dich aufpasst, dich gesund ernährst und darauf achtest, langsam aufzustehen – besonders, wenn du lange gesessen oder gelegen hast – dann wird schon bald alles wieder in Ordnung sein.“
    „Wo ist er?“, wiederholte Lea leise.
    Valeska senkte den Blick. „Er ... ist im Keller.“
    „Und wo dort?“
    „Lea, ich bin sicher, wir können ...“
    „Wo im Keller hält er sich auf? Habt ihr schon einen netten Sarg für ihn gekauft? Oder baut er sich da unten ein schmuckes Mausoleum?“
    „Es ist für uns alle nicht leicht, was passiert ist, Lea. Auch nicht für mich. Du brauchst also nicht sarkastisch zu werden.“
    „Nein. Prima. Danke. Ich habe meinen Vater verloren. Aber es ist kein Grund, sarkastisch zu werden. Du hast recht. Eigentlich wäre es ein Grund, depressiv zu werden oder diese Scheißwelt kurz und klein zu hauen!“
    „Aber du hast ihn nicht verloren. Wenn die Sonne untergeht, wird er wieder da sein.“
    Lea vergrub das Gesicht in den Händen. „Oh, Mama, verstehst du denn nicht? Wenn es wieder dunkel wird, kommt er aus dem Keller und wird uns töten und unser Blut trinken. Und wenn nicht unseres, dann das Blut anderer Leute. Du hast uns einen Parasiten ins Haus geholt, eine Krankheit und Tod verbreitende Zecke!“
    „Ich habe heute Nacht mit ihm gesprochen. Er wirkte ganz ruhig und vernünftig. Er hat auch nach dir gefragt.“
    Wutentbrannt schlug Lea mit den Fäusten auf die Bettdecke. „Kapierst du denn nicht, dass er uns damit nur blenden will, verdammt? Ich habe ihn gesehen! Er hat mich angegriffen! Er konnte gar nichts dagegen tun! Und deshalb wird er wieder angreifen, uns oder jemand anderen. Ob er will oder nicht! Wir können das nicht zulassen. Wir werden zu Mördern, wenn wir ihn hier dulden. Und deshalb frage ich dich: Wo ist er!? “
    „Du willst ihn doch nicht etwa ...“
    Aber Lea war schon aufgesprungen. Diesmal ging der Moment, in dem ihr die Knie weich wurden, schnell vorüber, und sie sprang an ihrer Mutter vorbei und lief hinaus.
    Valeska rannte hinter ihr her die Kellertreppen herunter. „Halt! Stopp!“, rief sie ihr nach.
    Unten angekommen, sah Lea sich blitzschnell nach allen Seiten um. Der Heizungskeller! Es war der einzige Raum ohne Fenster. Sie riss die Tür auf und sah, dass neben der Heizungsanlage ein großer alter Schrankkoffer stand,

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