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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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Seine Hand fuhr in eine der unzähligen Taschen seiner Weste. Als er sie wieder hervorzog, hielt sie eine Pistole. Die Waffe war sehr klein, eine von der Sorte, wie sie manchmal in Krimis aus Damenhandtaschen gezogen werden, um sich dann meist als ebenso tödlich zu erweisen wie ihre großen Vettern aus Western und Kriegsfilm.
    Hans Leonardt blieb absolut ruhig, als er ohne Zögern entgegnete: „Lasst sie sofort los und verschwindet von diesem Ort. Ihr habt vier Sekunden Zeit.“
    Er hätte es voraussehen sollen. Dieser Halbwüchsige war viel zu nervös, um mit einer Schusswaffe umzugehen. Aber der Mensch Hans Leonardt hatte sich zeit seines Lebens von körperlichen Auseinandersetzungen ferngehalten, denen er im Übrigen auch gar nicht gewachsen gewesen wäre, und so kam es für ihn trotz der neuen Klarheit in seinen Gedanken gänzlich überraschend, als die Kugel aus dem Lauf der kleinen Pistole auf ihn zuraste.
    Dann spürte er den stechenden Schmerz zwischen seinen Rippen.
    Es tut mir leid, Lea, dachte er noch, während er zu Boden ging.
     
    Lea schrie, als ihr Vater blutend in den Schnee sank. Das Blut kam aus einer klaffenden Wunde in seiner Brust, und es war viel zu viel, in Sekunden hatten sich mehrere Quadratmeter um ihn herum tiefrot gefärbt. Jörg stand regungslos mit dem Rücken zu ihr, er sah den am Boden Liegenden an, als könne er selbst nicht fassen, was er getan hatte.
    Lea schrie, und dann stürzte sie sich auf ihn, stieß sich mit ihrem unverletzten Bein ab und schaffte es, ihn in seiner Überraschung zu Boden zu werfen. Ihre beiden Bewacher waren viel zu verdutzt, um sofort einzugreifen, aber nun kamen sie auch dazu. Lea stach ihren Zeigefinger in das Auge des Zahnlückigen, sie stieß dem anderen ihren Ellenbogen in den Magen, aber es schien ihm nicht wehzutun, jedenfalls nicht genug. Er schlug sie mit der flachen Hand ins Gesicht, so fest, dass sie rückwärts zu Boden fiel, und im selben Moment stand Jörg über ihr, zielte mit der Pistole auf sie, und sie spürte: Jetzt war sie Zeugin eines Mordes, nicht mehr nur eine säumige Schuldnerin, er zielte und sah sie fast traurig an, und der Hahn spannte sich mit einem dezenten Klicken.
    Aber plötzlich starrte er in eine andere Richtung.
    Auch die restlichen Vier glotzten großäugig dorthin, wo Leas Vater niedergeschossen worden war, wo er gefallen war und aus der Brust geblutet hatte.
    Dorthin, wo er sich nun langsam erhob, den Schnee von Armen und Beinen klopfte und missmutig sein blutverschmiertes Hemd betrachtete.
    Er zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Jörg.
    „Du“, zischte er, „hast dir gerade großen Ärger eingehandelt.“
    Langsam schritt er auf die eben noch kämpfende Gruppe zu, die nun wie in Kunstharz gegossen zu sein schien.
    „Sehr großen Ärger.“
    Seine Schritte hinterließen keine Blutspuren mehr. Das Loch in seiner Brust hatte sich binnen weniger Augenblicke wieder geschlossen.
    Als er etwa die halbe Strecke hinter sich hatte, kehrte das Leben in Jörg zurück. Er drückte Lea den Lauf seiner Waffe an die Stirn. „Einen Schritt näher, und ich knall sie ab.“
    Hans blieb stehen, zögerte.
    Im nächsten Moment war er bei ihm, hieb ihm mit aller Kraft, die er hatte, die Pistole aus der Hand, sodass sie an der Mauer in tausend kleine Stückchen zerschellte. Jörg schrie, denn sein Zeigefinger, den er krampfhaft am Abzug gehalten hatte, stand jetzt in einem sehr ungewöhnlichen Winkel von der Hand ab.
    Nun reagierten auch die anderen. Die zwei, die neben dem Betonmischer gestanden hatten, holten Butterfly-Messer aus ihren Bomberjacken, während sich die anderen beiden mit bloßen Fäusten auf ihn stürzten.
     
    Es war von vornherein ein unfairer Kampf.
    Hans schlug den Handballen frontal gegen das Kinn der ersten Person, die ihm zu nahe kam. Es war derjenige, der keine Schneidezähne mehr hatte. Oben nicht, und unten ab sofort auch nicht mehr.
    Der Riese, der Lea festgehalten hatte, holte eben zu seinem ersten Schwinger aus, als Leas Vater ihm die Faust in den Bauch rammte. Wie ein Taschenmesser klappte er zusammen und rang eine Weile nach Luft, bevor er das Bewusstsein verlor.
    Die anderen beiden mussten feststellen, dass es Hans keinerlei Probleme bereitete – obwohl sie ihn in Höhe und Breite deutlich überragten – ihrer beider Köpfe am Haarschopf zu packen und mit Leichtigkeit gegeneinander prallen zu lassen.
    Das alles fand innerhalb von zwei Sekunden statt. In der dritten Sekunde war er wieder bei Jörg

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