Das Rosenhaus
Gläser Wein intus, und Liam
schuldete mir fünfzig Pfund, und wir hatten gerade Ein
unmoralisches Angebot im Fernsehen gesehen.«
»Fünfzig Pfund. Mann, ich war ja spottbillig.«
»Ich weiß, das beste Schnäppchen meines Lebens. Mal abgesehen davon,
dass ich natürlich nie in den Genuss kommen werde.«
»Bist du dir da sicher?«
Überrascht kniff Peter die Augen zusammen.
»Natürlich.« Er drückte ihre Hand an seinem Arm. »Alles in Ordnung,
Lily?«
»Ja, natürlich«, seufzte sie und strich sich das dunkelbraune Haar
aus den Augen. »Vergiss es, ich rede Blödsinn.«
»Ich dachte, auf den Part sei ich abonniert?« Er zwinkerte sie an.
Er führte sie zu der kleinen Gruppe, die sich um Liam versammelt
hatte, und lächelte dem älteren Mann des gegnerischen Doppels zu. Dieser wandte
sich ihnen sofort zu, um Lily zu begrüßen.
»Lily, darf ich vorstellen? Das ist Duncan Corday, unser großzügiger
Gastgeber. Duncan, das ist Lily, Liams Frau.«
Das war also Duncan Corday.
Jetzt wurde Lily alles klar. Darum hatte Liam die anderen gewinnen
lassen.
Es hätte sich vor versammelter Unternehmensmannschaft nicht sonderlich
gut gemacht, wenn er den Chef geschlagen hätte. Darum hatte er sich mit einem
ehrenvollen zweiten Platz zufrieden gegeben, war gefällig gewesen, statt zu
triumphieren. Jetzt durchschaute sie es. Aber sie musste gestehen, dass sie ihn
dafür nicht bewunderte. Ihr missfiel der Beigeschmack der Anbiederei, zumal
Liam bisher nie der Typ dafür gewesen war.
Duncan Corday war Ende fünfzig, sah aber deutlich jünger aus, auch
wenn sein Haar von silbernen Strähnen durchzogen war. Seine Augen waren
dunkelbraun, fast schwarz, und waren nun unverwandt auf Lily gerichtet.
»Ah, das ist sie also. Freut mich sehr, Sie endlich kennenzulernen,
Lily. Ich hatte schon langsam den Verdacht, dass Sie nur in Liams Phantasie
existieren.«
Seine Stimme hatte einen tiefen, kultivierten Klang.
Er nahm ihre Hand, schüttelte sie aber nicht, sondern neigte sich zu
ihr herunter und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken.
»Den Verdacht habe ich manchmal auch«, entgegnete sie, ohne
nachzudenken, und sah dabei zu Liam, der immer noch in das Gespräch mit der
Blonden vertieft war und ihre Anwesenheit offenbar noch nicht bemerkt hatte.
»Ich fürchte, dass das zum Teil meine Schuld ist. Es tut mir
wirklich leid, dass wir ihn so in Beschlag nehmen, seit Sie hierhergezogen
sind. Aber es wird Sie sicher freuen zu hören, dass er hervorragende Arbeit
leistet.«
Duncan Corday hielt noch immer ihre Hand.
»Davon bin ich überzeugt, Liam ist schon immer sehr professionell
gewesen«, antwortete sie so kühl wie möglich, ohne beleidigend zu klingen.
»Und wie gefällt Ihnen Cornwall?«
Überhaupt nicht, wäre die ehrliche Antwort gewesen, doch Lily
schaffte es, sich diplomatisch zu zeigen.
»Das Leben hier ist wirklich sehr anders.«
»Wahrscheinlich ziemlich ruhig im Vergleich zu London.«
Peter lächelte sie mitfühlend an.
»Aber vermutlich sind Sie vollauf damit beschäftigt, das neue Haus
einzurichten. Wenn Sie auch nur ansatzweise wie meine Frau sind, türmen sich
bei Ihnen zu Hause gerade Stoffmusterproben und Kataloge absurd teurer
Möbelhersteller …«
Alle lachten, und Lily hatte das Gefühl, mitlachen zu müssen. Es
gelang ihr nicht.
Aus dem Blick, den Duncan Corday gerade auf die blonde Frau geworfen
hatte, die ihren Mann für sich allein beanspruchte, konnte Lily schließen, dass
es sich dabei um Elizabeth Corday handeln musste. Gleichzeitig stand für sie
fest, dass sie nicht im Geringsten wie diese Frau war.
»Elizabeth«, rief Corday ihr zu. »Elizabeth …«
Wenig angetan von der Unterbrechung drehte die Blondine sich um.
»Elizabeth, schau mal, wen wir da haben: Das ist Lily.«
Elizabeths Stirnrunzeln wich einem Lächeln.
Keinem freundlichen, sondern eher einem neugierigen Lächeln.
»Ich habe ihr gerade erzählt, dass du Monate damit verbracht hast,
unser Haus einzurichten. Wir konnten vor lauter Musterkatalogen für Wandfarben
und Gardinenstoffe gar nicht mehr aus den Augen gucken! Ich habe sogar
Albträume von Wänden und Vorhängen gehabt, die eine Nuance voneinander
abweichen! Die Küche haben wir, glaube ich, acht Mal gestrichen, bis Elizabeth
endlich zufrieden war …«
Elizabeth Corday gesellte sich an die Seite ihres Mannes.
»Also wirklich, Liebling«, schalt sie, »was du hier wieder für ein
Bild von mir verbreitest …«
Sie drückte ihm mit ihren rot
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