Das Rosenhaus
Doppel
immer wieder Punkte machen, bis der schöne Blonde und sein geleckter Partner
das Match schließlich 3 : 2 gewannen.
Ein knapper Sieg, aber ein Sieg.
Die Männer schüttelten sich über das Netz hinweg die Hände, strichen
sich das schweißnasse Haar aus den noch vor Adrenalin glitzernden Augen,
lachten herzlich und – jetzt, wo der Wettkampf entschieden war –
kameradschaftlich, gratulierten einander zu einem guten Spiel. Lily hatte Liam
noch nie so jovial nach einer Niederlage gesehen.
Lily wartete gespannt darauf, dass Liam zu ihr kommen würde, sobald
die Händeschüttelei vorbei war, doch vergeblich. Die vier Männer zogen sich zum
anderen Ende des Platzes zurück, wo sie sich abtrockneten und ihre Schläger
einpackten. Dann unterhielt Liam sich mit einer eleganten Blondine in teurer
Designerkleidung. Sie hatte ein eckiges, aber durchaus attraktives Gesicht,
lachte und sah Liam mit einer Intensität an, dass Lilys Stirn sich mehr und
mehr in Falten legte. Die Nachbarsitze leerten sich, und die Zuschauer fanden
sich wieder in lebhaft plaudernden Grüppchen zusammen.
Liam sah nicht ein einziges Mal zu seiner Frau herüber.
Und wieder wurde Sekt gereicht.
Lily schnappte sich gleich zwei Gläser von einem vorüberschwebenden
Tablett.
Sie war umringt von Leuten und fühlte sich doch allein. Dabei hatte
sie sich nach anderen Menschen und Gesichtern gesehnt, nach Gesprächen und
Gesellschaft. Von irgendwoher erklang Musik, äußerst sanfte Mozarttöne, aber
auch sie vermochten nicht, Lily abzulenken. Sie starrte die Blondine an, die
Liam schon wieder zum Lachen brachte. Je länger die beiden sich unterhielten,
desto näher rückte sie Liam auf die Pelle und legte ihm schließlich die Hand
auf den Arm. Für eine oberflächliche Bekanntschaft war diese Geste viel zu
intim.
Auf einmal kam Lily ein unangenehmer Gedanke …
Vielleicht war diese Frau der Grund dafür, dass sie ihren Mann kaum
noch zu Gesicht bekam.
Vielleicht gab es neben der Arbeit noch etwas anderes, das ihn von
ihr fernhielt. Sie schüttelte den Kopf, wie um diesen Gedanken zu vertreiben.
»Sei nicht albern, Lily«, murmelte sie, um sich selbst zu ermahnen,
wie unsinnig ihr Gedanke war.
»Oha. Selbstgespräche. Das zweite Zeichen auf dem Weg in den
Wahnsinn.«
Sie war so in die Seifenoper versunken gewesen, die Liams Gespräch
mit dieser Frau für sie darstellte, dass Lily Peters Kommen gar nicht bemerkt
hatte. Er setzte sich neben sie.
»Das zweite? Ich dachte, das erste?« Sie lächelte gequält.
»Nein, das erste Zeichen ist, wenn man aus zwei Gläsern gleichzeitig
trinkt.« Er schaute mit tadelndem Blick auf ihre beiden Hände. »Was meinst du,
Lily?« Er schüttelte in gespieltem Entsetzen den Kopf. »Soll ich dir nicht
einfach eine Flasche und einen Strohhalm besorgen?«
Er nahm ihr eines der Gläser ab, trank einen Schluck, stand auf und
reichte ihr die Hand.
»Komm mit, ich soll dich holen.«
»Ach ja?«, sagte sie streitlustig.
Er nickte.
»Und Liam hatte gerade keine Lust, selbst herüberzukommen?«
»Man hat ihn in die Enge getrieben«, sagte Peter nur. »Komm schon,
steh auf. Bedaure, aber jetzt ist die große Vorstellungsrunde angesagt. Aber
keine Sorge, ich werde es so kurz und schmerzlos machen wie möglich.«
»Das hört sich ja fast so an, als müsste ich zum Zahnarzt.« Sie
stand auf und konnte wieder lächeln.
»Schlimmer.« Er nahm ihre Hand und klemmte sie sich unter den Arm.
Eine Geste, die sie tröstete und ihr Sicherheit gab. »Denn hier bekommst du
keine Betäubung. Also los jetzt, lächeln, lächeln und noch mal lächeln. Stell
dir vor, du bist die Queen beim Pferderennen in Ascot und begrüßt den Plebs.«
»Wie soll das denn bitte gehen, wenn ich doch selbst zum Plebs
gehöre?«
»Vertrau mir, Lily. In dieser Gesellschaft hier bin ja sogar ich
eine Queen.«
»Was willst du mir damit sagen, Peter?«
Er lachte.
»Also, wenn ich nicht bald die richtige Frau für mich finde, dann
sollte ich vielleicht wirklich mal zum anderen Ufer wechseln.«
Sie lehnte kurz den Kopf an seine warme, verschwitzte Schulter.
»Du hast ja immer noch mich. Oder hast du unsere Abmachung schon
vergessen? Sollten Liam und ich uns jemals trennen, schließen wir beide uns
gegen den Rest der Welt zusammen.«
Peter lächelte.
»Soweit ich mich erinnere, war die Abmachung, dass ich, falls Liam
jemals von einem Bus überrollt werden sollte, dir sexuellen Trost spenden
könnte. Wir hatten damals aber schon so einige
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