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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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geschminkten Lippen einen Kuss auf die
Wange, hakte sich besitzergreifend bei ihm unter und sah Lily dann aus großen,
braunen Augen fragend an.
    »Sie sind also Lily Bonner … die perfekte Frau ist also doch kein
Mythos.«
    »Wie bitte?« Jetzt war es an Lily, die Stirn zu runzeln.
    »Elizabeth!«, ermahnte Corday seine Frau liebevoll.
    »Ist doch wahr! Wir haben alle schon so viel von Ihnen gehört, aber
keiner von uns hat Sie je gesehen – beinahe wie das Ungeheuer von Loch Ness …
Die Menschen erzählen sich jede Menge Geschichten, aber gesehen hat es noch
keiner … Wir haben uns schon gefragt, ob Liam einfach nur behauptet, mit der
tollsten Frau der Welt verheiratet zu sein, um sich die aufdringlichsten
Verehrerinnen vom Leib zu halten.«
    Sie lachte, als habe sie gerade etwas wahnsinnig Komisches gesagt.
    Liam bemerkte den verwirrten Blick seiner Frau, trat zu ihr, legte
ihr die Hand auf den Arm und küsste sie auf die Wange.
    »Lily ist meine Oase der Ruhe, bei ihr kann ich mich vom
Alltagsstress erholen, ist doch klar, dass ich sie von euch fernhalte. Ich kann
doch nicht zulassen, dass auch sie in dem schwarzen Loch nicht enden wollender
Arbeitshektik verschwindet, in dem wir alle zu verschwinden drohen, oder? Sonst
hätte ich ja gar keine Rückzugsmöglichkeit mehr.«
    Lily freute sich so sehr über den Kuss in aller Öffentlichkeit, dass
es ihr gelang, ihre Verärgerung über das scheinbare Kompliment
herunterzuschlucken. Sie war seine Oase der Ruhe? Na wunderbar – warum
verbrachte er dann nicht auch mal etwas mehr Zeit mit ihr? Entweder arbeitete
er, oder er schlief, und selbst für Letzteres gelang es ihm nur selten, sich in
die Oase zurückzuziehen, die sich Ehebett nannte.
    Sie sah zu ihrem Mann, um in seinem Blick bestätigt zu finden, was
er gerade gesagt hatte, aber er hatte sich bereits Corday zugewandt und ihm
eine Hand auf die Schulter gelegt.
    »Apropos … Duncan, könnten Peter und ich jetzt, wo es gerade etwas
ruhiger ist, eben mit dir über die Aufhängung des Glasdachs über dem Hauptteil
des Gebäudes reden …«
    »Doch nicht hier und jetzt, Liam«, kommentierte Elizabeth mit einem
scharfen Lachen.
    »Werte Gattin, du solltest wissen, dass, was die Corday-Gruppe
betrifft, immer Platz für Geschäftliches ist … Ich will jetzt keine Beschwerden
hören … Was meinst du wohl, wovon wir deine neue Küche bezahlt haben …«
    Liam entfernte sich, und Lily blieb alleine mit Elizabeth Corday und
einem zunehmenden Gefühl der Enttäuschung zurück. Würde das den ganzen Tag so
weitergehen? Elizabeth fuhr sich mit ihrer perfekt manikürten Hand durch den
wasserstoffblond gefärbten Bob. Ihre Nägel waren knallrot lackiert, und an
sechs Fingern glitzerte eine ganze Reihe sündhaft teurer südafrikanischer
Diamanten. Und auch ihre Kleidung sowie das ihren schlanken Körper umwölkende
penetrante Parfum gehörten zur Luxusklasse. Lily fiel auf, dass es fast
unmöglich war, Elizabeths Alter zu schätzen, wahrscheinlich war sie Ende
vierzig und somit immer noch einige Jahre jünger als ihr Mann.
    Jetzt betrachtete sie Lily wie ein Gemälde, das ihr zwar nicht
besonders gefiel, das sie sich aber dennoch etwas genauer ansehen wollte.
    Lily lächelte sie unsicher an. Das Schweigen, das entstanden war,
und ihr unverblümter, abschätzender Blick machten sie nervös. Sie zerbrach sich
den Kopf, was sie sagen könnte.
    Irgendetwas, einfach nur, um das Schweigen zu brechen.
    »Wie lange leben Sie schon in Cornwall?«
    Elizabeths Blick schnellte von dem kleinen Smaragd an Lilys
Ringfinger zu ihrem Gesicht.
    »Meine Familie lebt schon seit Generationen in diesem Haus«,
antwortete sie und deutete gleichermaßen stolz und herablassend darauf.
    »Es ist wunderschön.«
    Sie nickte lässig.
    »Wie wäre es, wenn wir beiden uns mal zu einem Kaffee treffen …«,
sagte sie, den Blick bereits über Lilys Schulter hinweg auf die Gruppe hinter
ihr gerichtet.
    Lily war klar, dass dies keine wirklich herzliche Einladung war,
aber sie nahm sie dennoch an.
    »Danke. Das würde mich freuen.«
    »Dann können Sie mir ein paar Details über Ihren Mann verraten.
Jetzt habe ich schon so oft beim Abendessen neben ihm am Tisch gesessen und
habe ihn immer noch nicht durchschaut. Ich finde ihn wirklich absolut
faszinierend.«
    Elizabeth Corday hatte zwar einen freundlichen Ton angeschlagen,
aber Lily witterte eine gewisse Feindseligkeit, deren Herkunft sie sich nicht
erklären konnte, und sah ihr Gegenüber einen Moment

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