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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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zaubern und ihn mit Wein und
sanfter Musik verführen, sie würde zivilisiert mit ihm sprechen, statt zu
streiten und die Beleidigte zu spielen. Wer weiß, vielleicht würde er sich ja
überzeugen lassen, etwas mehr Zeit zu Hause zu verbringen, wenn dieses Zuhause
wärmer, einladender und insgesamt attraktiver war als in den letzten Monaten?
    Denn wenn sie ganz ehrlich war, dann hatte sie Liam stets mit
Bittermiene und jeder Menge Vorwürfe begrüßt. Vielleicht hätte er ja wieder
mehr Lust, mit ihr zusammen zu sein, wenn sie etwas bessere Laune verbreitete?
    Um fünf duschte sie ausgiebig und machte sich dann besonders hübsch.
Als sie wieder in die Küche kam, wo sie den Esstisch deckte, war es schon fast
sechs. Sie legte eine CD auf und zündete die Kerzen an.

    Lily saß immer noch am Küchentisch, als Liam müde zur Tür
hereinkam. Im ganzen Haus stank es nach verbranntem Essen. Natürlich hätte sie
den Auflauf aus dem Ofen holen können, als er fertig war. Aber je weiter die
Zeiger der Küchenuhr von sechs zu zehn Uhr tickten, desto entschlossener war
sie, alles bis zur Unkenntlichkeit anbrennen zu lassen. Gewissermaßen als
Analogie zu dem misslungenen Abend und dem gebrochenen Versprechen.
    Er roch nach Alkohol und Zigaretten.
    Zaghaft lächelte er sie an, doch sie erwiderte sein Lächeln nicht.
Dann bemerkte er die fast völlig abgebrannten Kerzen, den mit dem besten
Besteck und den teuren Gläsern gedeckten Tisch, die unbenutzten Teller, die
fast leere Weinflasche.
    »Du hattest versprochen, dass du um sechs zu Hause sein würdest …«,
brummte sie schließlich, den Blick tief ins Weinglas gerichtet. »Dass wir den
Abend gemeinsam verbringen würden.«
    »Ich weiß, Lily, aber …«
    »Hast du getrunken?«, schnitt sie ihm das Wort ab. Wütend funkelte
sie ihn an.
    »Nur zwei Bier«, entgegnete er ruhig. »Alle sind nach der Arbeit in
den Pub gegangen, da musste ich einfach mitgehen. Duncan wollte mit mir reden.
In einer etwas lockereren Atmosphäre als im Büro.«
    »Aber du hattest mir versprochen, dass du früher nach Hause kommen
würdest«, wiederholte sie.
    »Ich weiß, aber es ist etwas dazwischengekommen, etwas ganz
Wichtiges, was wir dringend besprechen mussten. Da kann ich doch nicht einfach
gehen …«
    »Das Abendessen ist jedenfalls im Eimer.«
    Liam runzelte die Stirn. Seine Augen sahen müde aus.
    »Bitte, Lily, mach’s mir doch nicht noch extra schwer. Ich bin fix
und fertig und würde gerne einfach den restlichen Abend mit dir genießen.«
    »Den restlichen Abend!«, explodierte sie. »Es ist halb elf, Liam! Es
gibt keinen restlichen Abend!«
    Liam schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte.
    »Ich wusste nicht, dass du so ein Aufhebens machen würdest. Was
willst du von mir, Lily?«
    »Eine Entschuldigung wäre mal ein guter Anfang.«
    »Und wofür genau soll ich mich deiner Meinung nach entschuldigen?
Ich weiß, dass ich zu spät nach Hause gekommen bin, und du weißt, warum. Ich
musste arbeiten.«
    »Du warst einen trinken!«
    »Und was glaubst du wohl, warum?«
    »Keine Ahnung. War vermutlich verlockender, als den Abend zu Hause
mit mir zu verbringen.«
    »Jetzt wirst du aber wirklich albern, Lily.«
    »Ach ja? Was ist denn daran albern, bitte? Du hast zuletzt so wenig
Zeit mit mir verbracht – überrascht es dich da wirklich, dass ich den Eindruck
habe, du hättest schlicht keine Lust dazu?«
    Liam seufzte noch einmal und ließ sich schwer auf einen Stuhl am
Küchentisch sinken. Er versuchte, ihr in die Augen zu schauen, aber sie ließ
den Kopf hängen.
    »Lily. Bitte.«
    Als er den Arm ausstreckte und ihre auf dem Tisch liegende Hand
nehmen wollte, zog sie sie schnell weg und wischte sich stattdessen über die
Augen.
    »Lily«, versuchte er es noch einmal, packte sie beim Handgelenk und
zog ihre störrische Hand zu sich. »Bitte. Sei nicht so. Ich weiß, dass es nicht
einfach ist, aber ich tue das doch alles nur für uns.«
    Ihre Reaktion überraschte ihn.
    Endlich sah sie zu ihm auf, doch ihr Blick war kalt und leer. Sie
lachte verbittert und freudlos auf.
    »Für uns? Nein, das hier ist nicht für uns. Und es geht auch gar
nicht um uns. Dieses … dieses Haus … Cornwall … dieses Leben … das alles dreht
sich nur um dich und darum, was du willst … Ich habe nicht darum gebeten, Liam
… Ich bin nur hier, weil du hierherwolltest. Es war deine Entscheidung, die
hatte nichts mit mir oder gar mit uns zu tun!«
    Liam atmete so schwer aus, dass die Flamme der einen noch

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