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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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… Im selben Moment hörte er, wie jemand die Haustür öffnete, und dann
Peters Stimme.
    »Juhu! Jemand zu Hause?«
    Liams Erleichterung war grenzenlos. Dankbar rief er seinem Freund
zu:
    »Ich bin hier, Peter, komm rein!« Als Peter seinen Kopf zur Tür
hereinstreckte, grinste er ihn an und fügte hinzu: »Hat dir eigentlich schon
mal jemand gesagt, dass du es immer wieder schaffst, genau im richtigen Moment
zu kommen?« Er streckte seinem Freund das linke Handgelenk entgegen.
    »Machst du den mal bitte für mich zu? Ich habe heute feinmotorische
Schwierigkeiten.«
    Peters Erscheinen vermochte es, Liam in atemberaubender
Geschwindigkeit aus den düstersten Gemütskellertiefen in himmelhochjauchzende
Höhen zu katapultieren.
    Es war ein seltsames Gefühl.
    Gerade jammerte er noch – jetzt jubilierte er.
    Der Mann, mit dem Lily an diesem Abend das Haus verließ, war nicht
derselbe, den sie vor nur einer Stunde zurechtgewiesen hatte.
    Vielleicht hatte er tatsächlich ein schlechtes Gewissen wegen seiner
Bockigkeit, aber Lily war es ganz gleich, was den Sinneswandel bewirkt hatte,
sie war einfach nur froh, dass er nicht mehr so deprimiert war.
    »Wie ist sie denn so?«, hörte Lily Liam fragen.
    »Perfekt«, lautete Peters schlichte, von Herzen kommende Antwort.
    Sie machten sich auf den Weg in den Ort hinunter. Peter schob den
Rollstuhl und bemühte sich, diversen Steinen und Schlaglöchern auszuweichen.
Dylan war bei ihren täglichen Spaziergängen nie so zimperlich. Lily hatte sich
um die Tischreservierung gekümmert und dafür gesorgt, dass sie einen Tisch im
Erdgeschoss bekamen, um den herum ausreichend Platz war, damit Liam in seinem
Rollstuhl gut manövrieren konnte. Lorna hatte sogar einen wunderschön mit
Brokat gepolsterten Schemel bereitgestellt, damit Liam während des Essens das
Bein hochlegen konnte, wenn er wollte.
    Und tatsächlich ließ Liam es zu, dass Lorna sich um ihn kümmerte,
ihm vom Rollstuhl auf einen der normalen Stühle half und dafür sorgte, dass
sein Bein im richtigen Winkel lag und gleichzeitig nicht sofort von den anderen
Gästen gesehen wurde.
    Abends war das Port Hole ein ganz anderes Lokal als tagsüber.
Überall waren zahllose Teelichter verteilt, deren warmes, weißes Licht die
alten Steinwände in Szene setzte und die ockerfarbenen Wände in den Farben des
Feuers im Kamin schimmern ließ.
    Mit einer gewissen Überraschung – fast so, als sähe er sie zum
ersten Mal – stellte Liam fest, wie schön seine Frau war. Ihre Haut glich in
diesem sanften Licht Alabaster, ihre Lippen waren zartrosa und ihre Augen
samtig-grau.
    Er saß da und bestaunte sie, bis sie, da sie seinen Blick
missverstand, ihn fragte, ob alles in Ordnung sei und ob sie etwas für ihn tun
könne.
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, bereute Lily sie auch schon
– und war nicht wenig überrascht, als er nicht wie üblich beleidigt reagierte,
sondern in übertriebener Manier seufzte und sagte: »Etwas zu trinken wäre nicht
schlecht.«
    »Mit oder ohne Kohlensäure? Oder möchtest du einen Saft?«
    Seine gute Laune zerplatzte wie Seifenblasen.
    »Ich dachte, bei einem so besonderen Anlass dürfte es heute mal was
Stärkeres sein?«, entgegnete er schmallippig.
    »Ich habe Wein bestellt«, schaltete Peter sich schnell ein.
    Liam nickte, doch als der Wein kam und er Peter dabei zusah, wie er
Lily ein Glas einschenkte, war er fest entschlossen, abzulehnen, falls er
gefragt würde. Dylan hatte ihm erzählt, dass Lily die leere Whiskyflasche
gefunden hatte, und seither wartete er darauf, dass sie irgendetwas dazu sagen
würde. Bisher vergebens.
    »Barsac. Möchtest du auch einen Schluck?« Peter sah ihn aufrichtig
an. »Er ist gut. Was meinst du? Kannst du ein Gläschen vertragen?«
    Liam entging nicht, wie Peter beim letzten Satz den Blick auf Lily
richtete.
    Er würde ihr zeigen, dass er immer noch Herr seiner selbst war und
wusste, was er tat.
    »Danke, aber ich glaube, ich halte mich besser an Wasser. Ach, und
ich glaube, heute will ich mal so richtig über die Stränge schlagen: mit
Kohlensäure!«
    Er holte eine Plastikdose mit Tabletten aus der Tasche und stellte
sie neben sein Weinglas, auf dass jeder sehen konnte, dass es diese Medikamente
waren, die ihm diesen Abend und sein ganzes Leben versauten.
    Von schlechtem Gewissen geplagt, stellte Lily ihr Weinglas wieder
ab, obwohl sie so gerne davon getrunken hätte.
    Das entging Liam nicht. Ein Teil von ihm wollte ihr sagen, sie
sollte auf ihn keine

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