Das Rosenhaus
und Lily, die Peter von Herzen wünschte,
glücklich zu sein, war ganz angetan davon, wie Wendy ihn immer wieder berührte.
Mal griff sie nach seiner Hand oder legte ihre auf seinen Arm, mal lehnte sie
sich Schulter an Schulter an ihn, oder sie neigte den Kopf zu ihm hin.
Und Peters Augen leuchteten weiter mit den Kerzen um die Wette.
Doch je entspannter und redseliger Wendy wurde, desto stiller und in
sich gekehrter wurde Liam.
»Alles in Ordnung?«, fragte Lily, als er das Gesicht verzog und auf
seinem Stuhl herumrutschte.
»Jaja.« Er nickte. »Ich werde bloß ein bisschen steif … Ich bin zwar
dran gewöhnt, lange zu sitzen, aber nicht auf einem so unbequemen Stuhl …«
»Soll ich nach einem weiteren Kissen fragen?«
»Nein … ich möchte mich einfach nur ein bisschen bewegen … Peter,
würdest du mir mal eben in den Rollstuhl helfen, ich muss mal für kleine
Jungs.«
»Klar.«
Als Peter aufstand und ihm in den Rollstuhl half, zwinkerte Liam
Wendy zu.
»Ich muss eigentlich gar nicht, aber ich muss mal eben unter vier
Augen mit Peter über dich reden.«
»Und ich dachte, nur Mädchen würden immer zu zweit aufs Klo gehen.«
Lily sprang in einem Akt der Verzweiflung auf den Witzzug auf, lächelte ihren
Mann an und staunte, als er lachte.
Kaum waren Peter und Liam verschwunden, nahm Lily Liams unberührtes
Glas und goss seinen Inhalt in ihres. Wendy, die immer noch ganz ehrfürchtig
vor dieser Frau war, von der Peter so begeistert erzählt hatte, wunderte sich
und schwieg. Sie nippte an ihrem Weinglas.
Lily wartete, bis sie wieder hinter ihrem Glas auftauchte, und
lächelte sie an.
Wendy verschluckte sich um ein Haar.
Lily konnte sich gerade noch beherrschen, aufzuspringen und ihr auf
den Rücken zu klopfen. Stattdessen fragte sie lächelnd: »Sind wir wirklich so
schrecklich?«
Wendy sah sie schuldbewusst an.
»Tut mir leid … Aber ich hatte so eine Heidenangst davor, euch
kennenzulernen.«
»Im Ernst?« Lily legte eine ordentliche Portion Mitgefühl in ihre
Stimme, und die junge Frau dankte es ihr, indem sie einmal tief ausatmete und
zu ihrer Beichte ansetzte.
»Ich war völlig durch den Wind …«, gestand sie.
»Aber warum denn?«
Wendy trank zur Stärkung noch einen Schluck Wein.
Lily schenkte ihr nach.
»Peter hat mir schon so viel von euch erzählt, ihr bedeutet ihm so
viel …« Wendy verzog das Gesicht. »Das heißt, wenn ihr mich nicht mögt, habe
ich ein Riesenproblem.«
Lily sah sie einen Moment verdutzt an, dann lachte sie.
»Ach, so ist das also! Kein Wunder! Glaubst du denn wirklich, dass
unsere Meinung ihm so wichtig ist?«
Wendy nickte heftig.
»Peter hat nur in den allerhöchsten Tönen von euch gesprochen, von
daher muss ich gestehen, dass ich ziemlich eingeschüchtert bin …«
»Na, dann konntest du ja jetzt feststellen, dass wir in Wirklichkeit
gar nicht so toll sind. Und wir haben ganz bestimmt kein Wörtchen mitzureden,
was die Frauen in Peters Leben angeht. Er hat schon so viele Freundinnen
gehabt, denen ich nicht viel abgewinnen konnte, aber er hat sich nie von einer
getrennt, nur weil wir unser Veto eingelegt hätten.«
Wendy blinzelte.
» So viele Freundinnen.«
»Na ja, Frauen umschwärmen ihn wie einen Schokoladenkuchen«,
entgegnete Lily verschwörerisch. »Was Peter aber übrigens, das möchte ich
sofort klarstellen, nie in irgendeiner Weise ausgenutzt hat. Er weiß, was sich
gehört … ist ein richtiger Gentleman. O Gott, jetzt kann ich nur hoffen, dass
du auf Gentlemen stehst … Heutzutage fliegen ja so viele Frauen auf die
verruchten Typen …«
Wendy schüttelte entschieden den Kopf.
»Ich nicht. Ich habe keine Lust auf Spielchen.«
»Gut. Ich auch nicht.«
Die beiden Frauen sahen einander an, dann verzog Wendy
entschuldigend das Gesicht. »Können wir noch mal von vorne anfangen … Ich war
so darauf fixiert, dass ihr mich mögen müsst, dass … na ja … Ich war eigentlich
gar nicht wirklich ich selbst, und jetzt haltet ihr mich wahrscheinlich für
eine ziemlich dumme Nuss.«
»Ich halte dich nicht für eine dumme Nuss«, widersprach Lily
freundlich. »Ein paar deiner kleinen grauen Zellen müssen ja intakt sein, wenn
du gerne mit Peter zusammen sein möchtest.«
Wendy strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
»Er ist doch einfach der Hammer, oder?«
Lily nickte. Auch ihr Lächeln wurde strahlender.
»Das freut mich zu hören. Und unter uns gesagt: Seit er dich
kennengelernt hat, redet er quasi von nichts anderem
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