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Das Rosie-Projekt

Das Rosie-Projekt

Titel: Das Rosie-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graeme Simsion
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als hoch, aber ich wollte die Unterhaltung fortführen.
    »Es geht Sie zwar nichts an, aber ich war im Elternrat der Schule, habe das Fußballteam trainiert …«
    »Diese Ämter waren offensichtlich unzureichend«, erwiderte ich. »Vielleicht braucht Rosie mehr als persönliche Bestleistungen.« In einem Moment der Klarheit erkannte ich, was dieses Mehr in meinem Fall bedeuten könnte. Waren all meine Anstrengungen zur Selbstverbesserung umsonst gewesen? Würde ich wie Phil enden und versuchen, Rosies Liebe zu gewinnen, während sie mich nur verachtete?
    Boxen und Denken sind nicht kompatibel. Phil landete einen Schlag in meinen Solarplexus. Zwar konnte ich zurückweichen und so die Wucht des Schlags mindern, doch ich ging zu Boden. Phil stand über mir und sah mich wütend an.
    »Vielleicht wird sie eines Tages alles wissen. Vielleicht wird ihr das helfen, vielleicht auch nicht.« Er schüttelte heftig den Kopf, als sei er derjenige gewesen, der den Schlag abbekommen hatte. »Habe ich mich je als ihr Stiefvater bezeichnet? Fragen Sie sie. Ich habe keine anderen Kinder, keine
Frau
. Ich habe alles gemacht … ihr vorgelesen, bin nachts aufgestanden … mit ihr Reiten gegangen. Nachdem ihre Mutter weg war, konnte ich ihr nichts mehr recht machen.«
    Ich setzte mich auf und wurde laut. Auch ich war wütend. »Sie haben sie nicht nach Disneyland mitgenommen. Sie haben sie angelogen.«
    Ich nahm seine Beine in die Schere und brachte ihn zu Fall. Er fiel nicht gekonnt und krachte unsanft zu Boden. Wir rangen, und ich drückte ihn auf die Matte. Er blutete stark aus der Nase, und mein Turnhemd war blutverschmiert.
    »Disneyland!«, ereiferte sich Phil. »Sie war zehn!«
    »Sie hatte es allen in der Schule erzählt. Das ist immer noch ein Problem für sie.«
    Er versuchte, sich zu befreien, aber trotz der Behinderung durch die Boxhandschuhe hielt ich ihn weiter fest.
    »Wollen Sie wissen, wann ich ihr das mit Disneyland gesagt habe? Das war ein Mal. Ein einziges Mal. Und wissen Sie, wann? Auf der Beerdigung ihrer Mutter. Ich saß damals im Rollstuhl. Danach war ich acht Monate in der Reha.«
    Das war eine sehr logische Erklärung. Ich wünschte, ich hätte diese Hintergrundinformationen von Rosie erhalten, bevor ich den Kopf ihres aus der Nase blutenden Stiefvaters zu Boden drückte. Ich erzählte Phil, ich hätte bei der Beerdigung meiner Schwester das irrationale Versprechen gegeben, an ein Hospiz zu spenden, während das Geld in der Forschung viel besser aufgehoben gewesen wäre. Er schien mich zu verstehen.
    »Ich habe ihr ein Schmuckkästchen gekauft. Ständig hatte sie ihre Mutter deswegen gelöchert. Als ich aus der Reha wiederkam, dachte ich, sie hätte Disneyland längst vergessen.«
    »Die Auswirkungen des eigenen Verhaltens auf andere Leute vorauszusagen ist schwer.«
    »Amen«, meinte Phil. »Können wir aufstehen?«
    Seine Nase blutete immer noch und war vermutlich gebrochen, daher war es eine vernünftige Forderung. Ich war allerdings noch nicht bereit, ihn loszulassen.
    »Nicht, bevor wir das Problem gelöst haben.«
     
    Es war ein ereignisreicher Tag gewesen, aber das Wichtigste lag noch vor mir. Ich begutachtete mich im Spiegel. Die neue, sehr viel leichtere Brille und der neue Haarschnitt bewirkten eine weitaus größere Veränderung als die Kleidung.
    Ich steckte den wichtigen Umschlag in meine Jackett- und die kleine Schachtel in meine Hosentasche. Während ich das Taxi bestellte, musterte ich mein Whiteboard. Der Terminplan, jetzt mit abwaschbarem Filzstift geschrieben, war wie ein Meer aus roter Schrift – mein Code für das Rosie-Projekt. Ich sagte mir, dass es alle dadurch bedingten Veränderungen wert gewesen war, selbst wenn ich das eigentliche Ziel heute Abend nicht erreichte.

33
    Das Taxi kam, und wir machten einen Zwischenstopp am Blumenladen. Seit meinem letzten Besucht bei Daphne war ich nicht mehr dort gewesen – oder hatte überhaupt irgendwelche Blumen gekauft. Für heute Abend waren ganz offensichtlich Rosen die angemessene Wahl. Die Blumenhändlerin erkannte mich wieder, und ich informierte sie über Daphnes Tod. Nachdem ich konventionellem romantischem Verhalten entsprechend ein Dutzend langstielige Rosen gekauft hatte, knipste sie noch ein paar Zweige Seidelbast ab und steckte sie mir ans Revers. Der Duft brachte Erinnerungen an Daphne zurück. Ich wünschte, sie wäre noch am Leben, um Rosie kennenzulernen.
    Während sich das Taxi ihrem Wohnhaus näherte, rief ich Rosie an,

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