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Das Rosie-Projekt

Das Rosie-Projekt

Titel: Das Rosie-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graeme Simsion
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meinem Dad nicht mehr sagen lassen, was ich tun soll.« Sie wechselte das Thema. »Hören Sie, ich bin am Verhungern. Lassen Sie uns Pizza essen gehen.«
    Nach dem eben durchlebten Trauma war ich nicht bereit, ein weiteres Restaurant zu erwägen. Ich erklärte, dass ich zu meinem ursprünglichen Plan für diesen Abend zurückkehren wolle, der darin bestand, zu Hause zu kochen.
    »Haben Sie denn genug für zwei?«, erkundigte sie sich. »Sie sind mir ein Essen schuldig.«
    Das war richtig, aber an diesem Tag hatte es schon zu viele ungeplante Ereignisse gegeben.
    »Ach, kommen Sie. Ich werde Ihre Kochkünste nicht kritisieren. Ich könnte nicht mal kochen, wenn mein Leben davon abhinge.«
    Ich hatte keine Sorge, dass meine Kochkünste kritisiert würden. Aber ihre Unfähigkeit zu kochen war nach dem Zuspätkommen und dem Mangel an sportlicher Betätigung das – bislang – dritte Ausschlusskriterium seitens des Ehefrau-Fragebogens. Ich rechnete mit einem vierten, denn es war unwahrscheinlich, dass sie als Bedienung und Barfrau das erforderliche intellektuelle Niveau aufwies. Es bestand also kein Grund, die Sache fortzuführen.
    Doch bevor ich protestieren konnte, hatte Rosie ein Minivan-Taxi herbeigewunken, das mein Fahrrad transportieren konnte.
    »Wo wohnen Sie?«

7
    »Aber hallo, Herr Saubermann! Wie kommt es, dass gar keine Bilder an den Wänden hängen?«
    Seit Daphne ins Pflegeheim gezogen war, hatte ich keinen Besuch mehr gehabt. Ich wusste, dass ich nur einen extra Teller und Besteck bereitstellen musste. Aber es war bereits ein stressiger Abend gewesen, und die durch Adrenalin hervorgerufene Euphorie nach dem Jackett-Zwischenfall war verpufft, zumindest bei mir. Rosie schien permanent unter Strom zu stehen.
    Wir befanden uns im Wohnbereich, der an die Küche angrenzt.
    »Weil ich nach einer Weile aufhören würde, sie wahrzunehmen. Das menschliche Gehirn ist so konstruiert, dass es auf Veränderungen in der Umgebung reagiert – damit es schnell einen Angreifer ausmachen kann. Wenn ich Bilder oder andere dekorative Objekte anbrächte, würde ich sie ein paar Tage lang registrieren, und dann würde mein Hirn sie ignorieren. Wenn ich Kunst sehen möchte, gehe ich in eine Ausstellung. Die Gemälde dort sind von höherer Qualität, und der Kostenaufwand wäre, auf lange Sicht gerechnet, geringer als beim Kauf billiger Drucke.« Tatsächlich war ich seit dem zehnten Mai vor drei Jahren nicht mehr in einer Kunstgalerie gewesen, aber diese Information würde mein Argument schwächen, und ich sah keinen Grund, sie mit Rosie zu teilen und damit weitere Aspekte meines Privatlebens einer Beurteilung preiszugeben.
    Rosie war weitergegangen und begutachtete nun meine CD -Sammlung. Ihr Erkundungsdrang wurde allmählich lästig. Es war schon jetzt sehr spät fürs Essen.
    »Bach müssen Sie ja wirklich lieben«, kommentierte sie. Das war eine logische Schlussfolgerung, da meine CD -Sammlung ausschließlich aus Werken dieses Komponisten bestand. Doch sie entsprach nicht der Wahrheit.
    »Ich beschloss, mich auf Bach zu konzentrieren, nachdem ich
Gödel, Escher, Bach
von Douglas Hofstadter gelesen hatte. Leider konnte ich keine besonderen Fortschritte erzielen. Mein Gehirn scheint nicht schnell genug zu arbeiten, um die Muster in der Musik zu dekodieren.«
    »Hören Sie Musik nicht einfach so zum Spaß?«
    Es fing an, den ersten Essenskonversationen mit Daphne zu ähneln, und ich antwortete nicht.
    »Haben Sie ein Handy?«, wollte Rosie wissen.
    »Natürlich, aber ich nutze es nicht für Musik. Ich lade Podcasts herunter.«
    »Lassen Sie mich raten … über Genetik.«
    »Über Naturwissenschaften im Allgemeinen.«
    Ich ging in die Küche, um mit den Vorbereitungen für das Abendessen zu beginnen, und Rosie folgte mir. Vor meinem Whiteboard mit dem Terminkalender blieb sie stehen.
    »Aber hallo«, sagte sie erneut. Diese Reaktion wurde allmählich vorhersehbar. Ich fragte mich, was sie zu Themen wie DNA oder Evolutionstheorie sagen würde.
    Ich holte Gemüse und Kräuter aus dem Kühlschrank. »Lassen Sie mich helfen«, sagte sie. »Ich kann was kleinschneiden oder so.« Sie schien andeuten zu wollen, dass das Kleinschneiden der Zutaten durch eine unerfahrene Person ohne Kenntnis des Rezepts ausgeführt werden könne. Nach ihrer Bemerkung, sie sei nicht einmal in einer lebensbedrohlichen Situation in der Lage zu kochen, hatte ich Visionen von riesigen Lauchstücken und Kräuterfitzelchen, die zu klein waren, um sie mit dem

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