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Das Rosie-Projekt

Das Rosie-Projekt

Titel: Das Rosie-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graeme Simsion
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ich mit meinem beschissenen Leben habe. Und könnten möglicherweise etwas Intelligentes dazu beitragen.«
    Ich musste sie korrigieren. »Es ist überhaupt kein kleines Problem!« Ich reckte einen Zeigefinger in die Luft, um ein Ausrufungszeichen anzudeuten. »Sie sollten darauf bestehen, informiert zu werden.« Jetzt stach ich als Punkt mit demselben Finger nach vorn. Das machte Spaß!
    »Meine Mutter ist tot. Sie starb bei einem Autounfall, als ich zehn war. Sie hat niemandem erzählt, wer mein Vater war – nicht einmal Phil.«
    »Phil?« Mir fiel nichts ein, wodurch ich ein Fragzeichen symbolisieren könnte, und so beschloss ich, das Spiel vorübergehend zu unterbrechen. Es war nicht die rechte Zeit für Experimente.
    »Mein …«, Hände hoch, Fingerwackeln, »… Vater. Der ausrasten würde, wenn ich ihm sagte, dass ich es rausfinden will.«
    Rosie trank ihr Weinglas aus und schenkte nach. Damit war die zweite Halbliterflasche geleert. Rosies Geschichte war traurig, aber nicht ungewöhnlich. Obwohl meine Eltern weiterhin routinemäßig ritualisierten Kontakt pflegten, schätzte ich, dass sie ihr Interesse an mir vor ein paar Jahren verloren hatten. Sie hatten ihre Pflicht erfüllt, sobald ich in der Lage gewesen war, mich selbst zu ernähren. Rosies Fall lag allerdings anders, da er einen Stiefvater beinhaltete. Ich bot ihr eine genetische Interpretation an.
    »Sein Verhalten ist absolut nachvollziehbar. Sie sind nicht Trägerin seiner Gene. Männliche Löwen töten die Jungen fremder Paarungen, wenn sie ein Rudel übernehmen.«
    »Danke für die Information.«
    »Wenn es Sie interessiert, kann ich weitere Lektüre empfehlen. Für eine Bedienung scheinen Sie recht intelligent.«
    »Jetzt hagelt es die Komplimente ja geradezu.«
    Wie es aussah, hielt ich mich ganz gut, und ich gestattete mir einen Moment der Zufriedenheit, was ich Rosie mitteilte: »Exzellent. Ich habe nicht viel Übung mit Verabredungen. Es gibt so viele Regeln, die man berücksichtigen muss.«
    »Sie machen sich ganz passabel«, erwiderte sie. »Außer, dass Sie mir auf die Brüste starren.«
    Das war ein enttäuschendes Feedback. Rosies Kleid war recht tief ausgeschnitten, aber ich hatte mich bemüht, ihr immer in die Augen zu sehen.
    »Ich habe nur Ihren Anhänger begutachtet«, erklärte ich. »Er ist äußerst interessant.«
    Sofort legte sie eine Hand darauf. »Wie sieht er aus?«
    »Es ist ein Abbild der Isis mit der Aufschrift
Sum omnia quae fuerunt suntque eruntque ego
. ›Ich bin alles, das war, ist und sein wird.‹« Ich hoffte, dass ich das Lateinische richtig gelesen hatte; die Schrift war sehr klein.
    Rosie schien beeindruckt. »Und was ist mit dem Anhänger, den ich heute Morgen getragen habe?«
    »Ein Dolch mit drei kleinen roten Steinen und vier weißen.«
    Rosie leerte ihr Weinglas. Sie schien über etwas nachzudenken. Wie sich herausstellte, war es nicht sehr tiefsinnig.
    »Sollen wir noch eine Flasche holen?«
    Ich war fassungslos. Wir hatten bereits die empfohlene Höchstmenge konsumiert. Andererseits rauchte sie auch, also war sie gesundheitlichen Aspekten gegenüber deutlich nachlässig eingestellt.
    »Sie wollen mehr Alkohol?«
    »Korrekt«, antwortete sie mit seltsamer Stimme. Möglicherweise imitierte sie mich.
    Ich ging in die Küche, um eine weitere Flasche zu holen, und beschloss, zum Ausgleich die Alkoholaufnahme des folgenden Tags zu reduzieren. Dann sah ich auf die Uhr: 23 : 40 . Ich nahm das Telefon und bestellte ein Taxi. Mit etwas Glück würde es ankommen, bevor der Nach-Mitternachts-Tarif begann. Ich öffnete eine Halbliterflasche Shiraz, die wir während der Wartezeit trinken könnten.
    Rosie wollte das Gespräch über ihren biologischen Vater fortsetzen.
    »Denken Sie, es gibt so etwas wie eine genetische Motivation? Dass es uns quasi einprogrammiert ist, wissen zu wollen, wer unsere Eltern sind?«
    »Für Eltern ist es entscheidend, ihre eigenen Kinder zu erkennen, damit sie die Träger ihres Erbguts beschützen können. Kleine Kinder müssen ihre Eltern lokalisieren können, um diesen Schutz zu erhalten.«
    »Vielleicht wirkt es von da aus weiter.«
    »Das ist unwahrscheinlich. Aber möglich. Unser Verhalten wird stark von Instinkten geleitet.«
    »Das sagten Sie bereits. Aber was es auch ist, es macht mich fertig. Geht mir nicht aus dem Kopf.«
    »Warum fragen Sie die entsprechenden Kandidaten nicht?«
    »›Lieber Dr. Sowieso, sind Sie mein Vater?‹ Wohl eher nicht.«
    Mir kam eine logische Idee

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