Das rote Band
tausend mehr.“
„Zehntausend Goldstücke!“ Der Anführer schnalzte mit der Zunge und rief seinen Männern zu: „Unsere Pflicht gegenüber dem Viscount ist erfüllt. Wir haben die Studenten entführt, und damit sind wir ihm nichts mehr schuldig. Da Adcoque uns nichts zahlen wird, müssen wir zusehen, wie wir zu unserem Geld kommen. Löscht die Feuer und knebelt die Studenten, sie bleiben hier. Walraven und die Frau nehmen wir mit.“ Er deutete auf Raine. „Und diesen Piratenspross auch.“ Dann wandte er sich Samuel zu. „Was ist mit dir, alter Freund? Willst du hier bleiben, oder kommst du mit uns?“
„Ich bin wieder dabei, Zacharias.“ Samuel grinste. „Bei der Aussicht auf so viel Gold! Außerdem war dieses ehrbare Leben als Fechtmeister sowieso nichts für mich, viel zu anstrengend und langweilig.“
„Ian!“ Joanna sprang von ihrem Stuhl hinter dem Tisch auf, als Ian zusammen mit Jake die Bibliothek betrat. Auch Galad und Sir Perrin erhoben sich erfreut von ihren Plätzen. Ian lächelte Joanna zu. Wie sehr hatte er sie vermisst! Obwohl alles in ihm danach drängte, zu ihr zu gehen, blieb er an seinem Platz stehen, da Sir Perrin anwesend war.
Jake wollte gerade mit der Besprechung beginnen, als die Tür aufgerissen wurde und die in der Burg verbliebenen Studenten hereinstürmten. „Endlich bist du aus dieser Mühle zurück, Ian!“, begrüßten sie ihn lautstark.
Streng sah Jake die jungen Männer an: „Wenn Ihr zuhören wollt, Mylords, haltet Ruhe!“, verlangte er. Sein Blick wanderte zum Oberbefehlshaber der Burgwache. „Was gibt es Neues, Sir Perrin?“
„Unsere Späher haben die Söldner nicht ausfindig machen können, Earl“, erklärte der Oberbefehlshaber. „Allerdings ist einer noch nicht zurückgekehrt.“
„Wer?“, wollte Ian wissen.
„Connor“, beantwortete Sir Perrin seine Frage.
„Dann hat er etwas entdeckt“, erklärte Ian. „Connor war der beste Fährtenleser in den letzten Wochen.“
„In den letzten Wochen?“, fragte Jake verblüfft. „Du hast heimlich mit den Soldaten im Wald weitergeübt, Ian?“ Vorwurfsvoll wanderte sein Blick zu Galad und Joanna. „Bin ich eigentlich der Einzige in der Burg, der nicht wusste, wo Ian war?“
Galad grinste seinen Freund an. „Samuel wusste es auch nicht.“
„Außerdem hast du nie nach Ian gefragt!“, wies Joanna ihren Bruder zurecht.
„Darüber sprechen wir später“, erwiderte Jake. „Zacharias will ein Lösegeld, doch ich habe beschlossen, nicht zu zahlen. Denn er selbst hat mich auf die Idee gebracht, wie wir die Studenten befreien können.“ Er sah zu Ian. „Und dafür brauche ich dich.“
„Was soll ich tun?“, fragte Ian. Bis jetzt hatte Jake ihm noch nichts von seinen Plänen verraten.
„Inzwischen werden die Söldner gemerkt haben, dass eine Geldübergabe nicht stattfindet und mit den Studenten weiterziehen“, erwiderte Jake. „Du wirst auf die Suche nach ihnen gehen, und wir werden dir heimlich folgen. Der Hauptmann ließ mich wissen, dass er dich gerne in seinen Söldnertrupp aufnehmen würde.“
Ian nickte. „Ich verstehe. Sein Angebot eröffnet die Möglichkeit, dass ich die Söldner von innen bekämpfe, während ihr von außen angreift.“ Er sah, wie Joanna bei seinen Worten erbleichte, doch bevor er sie beruhigen konnte, wurde die Tür der Bibliothek aufgerissen und Connor kam herein.
„Die Söldner reiten weg“, berichtete der junge Hauptmann atemlos. „Aber nicht nach Osten, wie wir gedacht hatten, sondern Richtung Chesmuir. Sie haben nur die Lady, Raine und Victorian dabei.“
„Walraven“, sagten Jake und Ian wie aus einem Mund und wandten sich zur Tür.
„Was habt ihr vor?“, fragte Joanna ängstlich.
„Wir holen die drei zurück“, erklärte Ian, und Jake nickte zustimmend. „Auf dem Weg nach Chesmuir müssen die Söldner an Greystone vorbei, das ist eine ideale Gelegenheit, sie abzufangen.“
„Wir kommen mit!“, rief Harper und machte eine Handbewegung, die alle Studenten umfasste. „Wir wollen Victorian nicht den ganzen Ruhm alleine überlassen, er ist eingebildet genug.“ Leiser setzte er hinzu: „Außerdem ist Raine mein Freund.“
Ian sah zu den jungen Männern hinüber. „Will begleitet uns, der Rest bleibt hier“, entschied er.
Harper wollte widersprechen, doch Ian schüttelte den Kopf. „Harper, der Großteil der Soldaten wird die Burg verlassen. Du und die anderen müssen in Greystone bleiben, um im Notfall die Studentinnen beschützen zu
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