Das rote Band
wies auf Eloïse.
„Sie ist meine Verlobte.“
Zacharias starrte ihn an, dann lachte er laut. „Und ich dachte, als Duke könnte man bessere Frauen haben!“
„Sie ist in der Tat wenig ansprechend“, gab Victorian zu, „aber sie ist eine erbberechtigte Tochter und darauf kommt es mir an, denn ich will ihr Land.“
Der Anführer entriss seinem Gefolgsmann Eloïse und begutachtete ihren Finger, an dem immer noch Korins Erbring steckte. „Tatsächlich, eine erbberechtigte Tochter.“
„Sie stammt vom Coldhill-Pass im Parnea-Gebirge“, sprach Victorian weiter. „Mit dem Geld von Walraven werde ich diesen Pass ausbauen, um die Vormachtstellung des Bürgertums im Handel mit dem Norden zu brechen.“
„Große Pläne, junger Lord“, höhnte Zacharias.
„Coldhill und Walraven liegen auf einer Achse, die die große Handelsstraße kreuzt und im Schutz des Königshofes liegt“, erklärte Victorian. „Mein Vorhaben wird erfolgreich sein. Aber ich bestehe auf einer unberührten Braut und biete Euch einen Handel an, Zacharias.“
Der Anführer packte Eloïse am Arm und ging mit ihr zusammen auf Victorian zu. „Ihr seid mein Gefangener, Walraven, ich muss nicht handeln.“
„Doch, denn Ihr habt ein Problem“, widersprach Victorian.
„Ach ja? Und das wäre?“
„Wie ich erwartet habe, ist der Earl of Greystone nicht gekommen, und damit erhaltet Ihr auch kein Lösegeld. Ich vermute, Eurem Auftraggeber, dem Viscount of Adcoque, ging es nur darum, durch die Entführung den Ruf des Earls of Greystone zu ruinieren. Er profitiert von dem Skandal, Ihr von dem Lösegeld. Doch das Geld gibt es nun nicht. Wie Ihr zu Eurem Lohn kommt, ist Adcoque egal. Deshalb müsst Ihr jetzt mit acht Geiseln durch das Land ziehen, um von den einzelnen Familien selbst Geldzahlungen zu erpressen. Das ist zeitaufwändig und gefährlich, denn ich gehe davon aus, dass der Earl bereits alle Familien benachrichtigt hat und man Suchtrupps zusammenstellen wird.“ Victorian machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr: „Einfacher wäre es, nur mit mir und meiner Verlobten weiterzureisen. Die anderen Studenten könnt Ihr freilassen, ich bin mehr Geld wert als alle von ihnen zusammen. Meinetwegen könnt Ihr sie auch töten, viel wäre nicht verloren, obwohl ihre Familien es bestimmt anders sehen und Rache schwören werden. In Walraven angekommen, wird mein Vater Euch das Lösegeld zahlen und Euch vielleicht eine lukrative Aufgabe anbieten. Wir haben vor der Küste nämlich ein Piratenproblem.“
„Victorian, du elender Verräter!“, rief Raine und zerrte an seinen Stricken.
Amüsiert sah Zacharias zu Raine hinüber, dann wandte er sich wieder Victorian zu. „Wieso wusstest du, dass der Earl nicht zahlt?“
„Weil er kein Geld mehr hat. Der Earl hat mich in den vergangenen Monaten mehrmals um finanziellen Beistand angefleht.“ Victorian lächelte kalt. „Die Akademie von Greystone steht vor dem Ende, denn der Earl hat sich mit allen Stiftern überworfen.“ Sein Gesicht nahm einen verächtlichen Ausdruck an. „Der Grund dafür ist bekannt: die offensichtliche Neigung des Earls, mit jungen Männern sein Bett zu teilen.“
„Walraven hat recht, Zacharias.“ Samuel hob den Kopf. „Der Earl vergeht sich an den Studenten der Akademie und erkauft sich ihr Schweigen. Der alte Fechtmeister wollte ihn deswegen zur Rechenschaft ziehen – zu seinem eigenen Vorteil, versteht sich –, und der Earl warf ihn hinaus.“ Angewidert verzog er das Gesicht. „Der Earl war einst mein Freund, doch sein jetziges Verhalten ekelt mich an. Ich blieb nur in Greystone, weil ich in Sorge um das Wohl seiner Schwester war.“
„Interessant“, erwiderte Zacharias. „Auch der Viscount of Adcoque hat diese Vorlieben des Earls erwähnt.“ Er rieb sich das Kinn. „Ich frage mich, ob Adcoque auch von den finanziellen Nöten des Earls Kenntnis hatte und uns ein Lösegeld in Aussicht gestellt hat, von dem er wusste, dass Lord Greystone es niemals bezahlen könnte.“
„Geht davon aus, dass er Euch absichtlich im Unklaren gelassen hat“, erklärte Victorian bestimmt. „Adcoque ist eines der Stiftungsmitglieder der Akademie, außerdem ist bekannt, dass er stets zu seinem eigenen Vorteil handelt.“
„Wer tut das nicht, junger Walraven?“ Zacharias lächelte. „Wie hoch wird das Lösegeld für uns sein, das Euer Vater uns zahlen wird?“
„Neuntausend Goldstücke“, antwortete Victorian. „Bleibt meine zukünftige Braut unberührt, werden es noch
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