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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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auf die Kante des Bettes und starrte vor sich hin. Er hatte lange mit sich gehadert, ob er überhaupt zu ihr kommen sollte. Ronens Anschuldigungen gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Handelte er selbstsüchtig? Gefährdete er Joanna um seiner eigenen Wünsche willen? Hatte er sie zu etwas überredet, dessen Ausmaß sie nicht einschätzen konnte?
    Joanna, die sich über sein Schweigen zu wundern schien, richtete sich auf und kniete sich hinter ihn. „So, wie es aussieht, musst du heute Nacht aufgemuntert werden.“ Sie legte ihre Hände auf seine Brust und küsste seinen Nacken. „Was ist los?“
    Ian seufzte. Es fiel ihm schwer, darüber zu reden, doch sie musste es wissen. „Ich denke über Ronen nach“, antwortete er. „Bist du sicher, dass du dir den richtigen Bruder ausgesucht hast?“
    „Ian!“ Empört über seine Frage stellte Joanna ihre Liebkosungen ein. „Ich habe Ronen Jahre vor dir kennengelernt. Glaub mir, wenn ich ihn gewollt hätte, ich hätte es gesagt.“
    „Aber wenn ich nicht wieder geadelt werde ...“
    „Dann finden wir einen anderen Weg! Ich will dich , und dabei bleibt es.“ Joanna zog ihn mit aller Kraft nach hinten, sodass er zusammen mit ihr rückwärts auf das Bett fiel.
    Vorsichtig drehte Ian sich um und kam auf ihr zum Liegen. „Das hört sich gut an“, erwiderte er und lächelte. Ihre entschlossenen Worte nahmen Ronens Vorwürfen den Schrecken. „Und ich schwöre dir, ich werde alles tun, damit du deine Wahl nicht bereust.“
    Joanna warf ihm einen erwartungsvollen Blick zu. „Wenn du willst, kannst du sofort damit anfangen …“
     
    Die Verabschiedung am nächsten Morgen löste bei Joanna gemischte Empfindungen aus. So sehr sie Bennetts und Charlottes Abreise bedauerte, bei Ronen konnte sie ein Gefühl der Erleichterung nicht leugnen. Das Wiedersehen der beiden Brüder war nicht harmonisch verlaufen, und auch ihr Wohlwollen hatte Ronen endgültig verspielt, als er ihr zum Abschied erklärt hatte: „Es ist noch nicht zu spät, Joanna, falsche Entscheidungen zu korrigieren.“ Dabei hatte er in Ians Richtung gesehen, bevor er zu seiner Schwester in die Kutsche gestiegen war. Ihren empörten Blick und ihr demonstratives Schweigen hatte er ignoriert.
    „Was habt ihr vier während der langen Sommerpause vor?“, fragte Charlotte aus dem Kutschenfenster heraus, während die Diener das Gepäck verstauten und letzte Handgriffe an den Wagen legten.
    „Ian und Joanna begleiten mich nach Lionsbridge“, antwortete Galad ihr. „Wir reisen in einer Stunde ebenfalls ab.“
    „Dann wünsche ich euch viel Spaß!“, rief Charlotte aus der abfahrenden Kutsche und winkte ihnen zum Abschied.
    Überrascht blickte Joanna zu Galad. Von einer Reise nach Lionsbridge wussten sie nichts. Und so, wie Ian aussah, war auch er vollkommen ahnungslos.
    Galad lachte. „Schaut mich nicht so erschrocken an, ihr zwei. Bennett meinte, es sei im Moment günstig für mich, nach Hause zu gehen. Meine Mutter hat meinem Vater gesagt, wenn er mich nicht empfange, fahre sie nach Greystone. Also ... ein idealer Zeitpunkt.“ Er klatschte in die Hände. „Und jetzt geht in die Burg und packt eure Sachen. Nehmt aber nicht zu viel Gepäck mit, wir reiten nach Lionsbridge. Außerdem stehen keine Gesellschaften an, einfache Kleidung reicht.“
    Kurze Zeit später trafen Joanna und Ian mit zwei Satteltaschen im Arm und immer noch völlig verblüfft wieder auf dem Vorplatz ein. Galad und Jake warteten dort bereits mit drei Pferden.
    „Und was machst du, Jake, wenn wir alle weg sind?“, wollte Ian wissen. „Ist es nicht ein bisschen einsam?“
    „Ich wünschte, es wäre so“, antwortete Jake. „Aber der Viscount of Adcoque hat mich zu einem Bankett eingeladen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Das Schreiben gestern Abend war von ihm.“
    Joanna runzelte die Stirn, und auch Ian verstand. „Das ist nicht gut, oder?“
    „Nein. Adcoque will herausfinden, ob er mit seiner Vermutung, was Galad und mich betrifft, recht hat. Wir befürchten, er hat sie mittlerweile auch anderen Lords mitgeteilt. Und bei dem Bankett wollen sie sehen, ob er damit richtig liegt.“
    „Wie soll das geschehen, ich meine, sie können doch nicht …?“ Joannas Stimme erstarb.
    „Ich rechne mit weiblicher Unterhaltung nach dem Essen, um festzustellen, wie ich darauf reagiere“, erklärte Jake. „Und die Dame, mit der ich die Nacht verbringen werde , wird wohl am nächsten Morgen Adcoque über mich Bericht erstatten

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