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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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mal an.“
    Eloïse fiel ein Stein vom Herzen. Ian hielt sein Wort, sie hatte nichts zu befürchten! Mit einem schiefen Lächeln drehte sie sich um und kehrte zu ihm zurück. Er wartete, bis sie die Anfangsposition eingenommen hatte, dann hob er sein Schwert und führte einen Angriffsschlag aus. Und diesmal konnte sie ihn parieren. Erleichterung durchflutete sie, als sie auch seinen zweiten und dritten Hieb abwehren konnte. Und dann beendete Ian den Kampf auch schon.
    „Ach du meine Güte!“, stöhnte Raine laut und schlug sich gegen die Stirn. „Da kämpft ja mein sechsjähriger Bruder besser als Korin.“
    Lachen folgte seinen Worten, doch Eloïse störte es nicht. Sie war nur froh, es hinter sich gebracht zu haben!
    „Hey, Ian!“, rief Harper. „Du willst doch Beurteilungen hören: Ich finde, es ist äußerst mutig von Korin, überhaupt ein Schwert in die Hand zu nehmen, denn die Gefahr ist groß, dass dieses halbe Hemd sich selbst damit umbringt.“
    Ian verzichtete auf eine Antwort und rief Leroy als nächsten Studenten auf.
    Eloïse nahm Leroys Platz auf der untersten Stufe der Tribüne neben Victorian ein. Auf dem obersten Rang steigerten sich Harper und Raine lautstark in ihren Unmut gegen Ian hinein.
    „Schau es dir an, Raine“, entrüstete sich Harper. „Leroy kämpft bescheiden, und Ian ist nicht viel besser. Wo sind seine sagenumwobenen Kampfkünste?“
    „Es ist wirklich nicht nachvollziehbar, wieso der Earl of Greystone ihn eingestellt hat“, antwortete Raine seinem Freund und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Dieser Fechtmeister ist eine Enttäuschung“, erklärte Harper. „Ich wette, ich kann diese traurige Gestalt ohne große Anstrengung besiegen!“
    Eloïse, die den beiden zugehört hatte, überkam erneut ein schlechtes Gefühl. Ian war nett, und sie ärgerte sich über Harpers gemeine Worte. Doch was konnte sie tun?
    Kaum hatte Ian seine Beurteilung von Leroy abgeschlossen, stand Harper auf und sprang in langen Sätzen die Tribüne hinunter. „Jetzt kämpfe ich mit dir, Fechtmeister !“ Wütend zog er sein Schwert, stürmte auf Ian zu und griff ihn an. Mit gewaltigen Schlägen hieb der kräftige Student um sich, wirbelte wild um die eigene Achse und konnte doch keinen Treffer landen.
    Und selbst Eloïse mit ihren geringen Kampfkenntnissen erkannte, warum: Harper war so in Rage, dass er nicht über seine Angriffe nachdachte, sondern einfach blindlings zuschlug! Es wunderte sie überhaupt nicht, als Ian kurz darauf sein Schwert auf Harpers Brust platzierte.
    Mit rotem Gesicht starrte Harper Ian an, der nach einem kurzen Nicken sein Schwert sinken ließ.
    Eloïse freute sich über diesen Ausgang des Kampfes. „Tja“, sagte sie mit einem zufriedenen Grinsen, „lieber ein halbes Hemd als ein halbes Gehirn!“
    Harper schnellte herum. „Korin!“ , brüllte er zornig.
    Die nächsten Dinge geschahen fast gleichzeitig: Harper machte einen Ausfallschritt mit seinem Schwert auf sie zu, Ian schlug Harper die Waffe aus der Hand, und Victorian sprang mit gezogenem Schwert vor sie, um Harpers Schlag abzublocken. Klirrend fiel Harpers Waffe auf den Boden, und eine Schrecksekunde lang herrschte Stille in der Halle.
    Ian blickte sie an, und Eloïse merkte, dass er sich ein Schmunzeln verkneifen musste. „Man hätte es höflicher ausdrücken können“, erklärte er, „aber im Prinzip habt Ihr recht, Korin: Harper muss dringend an seiner Taktik arbeiten.“
    Einzelnes Gelächter war aus den Reihen der Studenten zu vernehmen, und Raine, der ebenfalls aufgesprungen war, zog Harper auf die Tribüne zurück.
    „Victorian“, fragte Ian, „da Ihr bereits steht, wollt Ihr der Nächste sein?“
    Der Sohn des Dukes antwortete nicht, trat aber zu Ian auf die Kampffläche.
    Noch etwas mitgenommen von dem Vorfall, verfolgte Eloïse diesen neuen Kampf. Victorian war verdammt gut und schien die Auseinandersetzung vom ersten Moment an zu dominieren. Geschmeidig und kraftvoll führte er seine Paraden aus und trieb Ian immer mehr in die Enge. Doch plötzlich änderte Ian seinen Kampfstil, und Victorian verlor an Sicherheit. Er hatte nun offensichtlich Schwierigkeiten, die Attacken des Fechtmeisters zu kontern, und musste jetzt seinerseits vor dessen Angriffen zurückweichen. Schließlich beendete Ian den Kampf durch ein Handzeichen.
    „Ihr besitzt eine beneidenswerte Technik, Victorian“, erklärte Ian anerkennend, „doch in den nächsten Wochen müssen wir daran arbeiten, dass Ihr richtig

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